Vergangene Schatten
Dussel, für eine Frau ist das ein Versprechen.«
»Nein, ist es nicht. Sie wollte heiraten, und ich nicht. Sie wusste immer, wie ich darüber dachte. Ich habe ihr nie etwas versprochen. Ich habe nie etwas getan, aus dem sie hätte schließen können, dass ich sie heiraten will.«
Außer dass er mit ihr schlief. Carly sagte es nicht laut, doch die Worte blitzten wie eine Warnung in ihrem Kopf auf.
»Siehst du? Du hast es schon wieder getan; du hast dich mit ihr eingelassen und dann Reißaus genommen. Gib's zu, das ist nun mal deine Art. Das habe ich gemeint, als ich sagte, du hast ein Problem.«
»Seit wann hat man ein Problem, wenn man nicht heiraten will?«, erwiderte er verärgert.
»Weil du es jedes Mal, wenn es dir zu intensiv wird, mit der Angst zu tun bekommst und abhaust.«
»Wer sagt, dass ich Angst bekomme?«
»Ich sage das. Das war bei Shelby so, und bei mir hast du die Nummer schon zweimal abgezogen. Ich will gar nicht daran denken, mit wie vielen armen ahnungslosen Frauen du es genauso gemacht hast.« Sie starrte ihn finster an. »Ich möchte dich mal etwas fragen: Als du mich gefragt hast, ob ich auf einen Ausflug mitkomme - was genau hast du dir vorgestellt, dass dabei zwischen uns passieren würde?«
»Ich wollte mit dir essen gehen.« Mit einem etwas reuigen Lächeln fügte er hinzu: »Okay, ich wollte mit dir essen gehen, und danach wollte ich mit dir ins Bett gehen. Aber wenn ich es mir so überlege, sehe ich ein, dass das keine gute Idee war. Zumindest das mit dem Bett.«
Sie schwiegen eine Weile, und Carly ging in Gedanken noch einmal alle Fakten durch. Der Mann hatte eindeutig Probleme.
Nur eine masochistische Idiotin würde sich auf eine Liebesbeziehung mit ihm einlassen. Man müsste ihm eigentlich ein großes Warnschild um den Hals hängen, damit alle Ahnungslosen Bescheid wussten. Er hatte einer Frau eben nur gewisse Dinge zu bieten.
Sex. Wahrscheinlich tollen Sex. Mehr aber nicht.
Wumm, zack, danke, Gnädigste. Die Nächste, bitte.
Aber er war Matt - der Matt, den sie schon seit so vielen Jahren liebte, und fast so lange begehrte sie ihn auch. Zu jedem anderen hätte sie gesagt: Steck dir das, was du zu bieten hast, an den Hut. Aber was Matt betraf, begann sie mit dem Gedanken zu spielen, dass ihre Großmutter vielleicht nicht ganz Unrecht gehabt hatte mit ihrem Sprichwort.
»Nur aus reiner Neugier«, fragte Carly in höflichem Ton, »warum ist Essen und Bett keine gute Idee? Oder warum ist es jetzt auf einmal keine gute Idee mehr? Immerhin bist du auf das Dach meines Hauses gestiegen, hast mich geküsst und eingeladen. Es hat dich doch niemand mit der Pistole in der Hand dazu gezwungen.«
Er fuhr immer noch Richtung Westen, auf ihr Haus zu. Die letzte Ampel, bevor sie das Städtchen hinter sich ließen, sprang auf Rot um, und er brachte den Wagen zum Stillstand. Die Sonne schien von vorne durch die Windschutzscheibe herein. Matt klappte seine Sonnenblende herunter, und Carly machte es ebenso mit der ihren. Carly hatte das Gefühl, dass er mit dieser Geste ein wenig Zeit gewinnen wollte und dass er insgeheim überlegte, wie ehrlich er zu ihr sein sollte.
»Sieh mal, Curls«, sagte er schließlich. Sie spürte, dass er sich für absolute Offenheit entschieden hatte - doch insgeheim wünschte sie sich, dass sie einander nicht ganz so gut gekannt hätten, denn dann wäre es leichter gewesen, sich noch ein paar kleine Illusionen zu bewahren. »Die Sache ist die: Männer denken eben manchmal mit dem Schwanz. Wenn du dich von mir fern gehalten hättest, dann wäre alles kein Problem gewesen -wir hätten wirklich wie Freunde sein können. Aber dann bist du gekommen und hast mir Limonade über den Kopf gegossen, und ich habe dich geküsst, und jetzt ist es plötzlich sehr wohl ein Problem. Besonders für mich. Ich will so gern mit dir schlafen, dass ich praktisch mit einem Ständer herumlaufe, seit du mich in meinem Büro ans Schienbein getreten hast und abgehauen bist. Und du willst mich auch, das weiß ich. Also, so steht es nun einmal: Ich will dich, und du willst mich. Als ich dich zu einer Spazierfahrt eingeladen habe, da dachte ich mir, wir könnten es einfach so machen - zuerst essen gehen und dann ins Bett, und danach hätten wir schon gesehen, wie es weitergeht. Aber ich muss zugeben, dass du nicht ganz Unrecht hast mit dem, was du vorhin gesagt hast; ich habe wirklich eine Phobie vor festen Bindungen. Sobald ich das Gefühl bekomme, dass eine Frau auf etwas Festes aus ist,
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