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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Blechdach ihres Hauses begeben, um es zu reparieren. Dazu musste sie zuerst die lockeren Teile festnageln und die Nägel anschließend mit Dichtungsmasse bestreichen, die verhinderte, dass Feuchtigkeit ins Dach eindringen konnte. Die Arbeit war langweilig, wenn auch nicht allzu schwierig, und -solange sie Acht gab - auch nicht wirklich gefährlich. Allein die drückende Hitze setzte ihr doch sehr zu. Schlau, wie sie war, arbeitete sie immer im Schatten des Walnussbaums. Sie hoffte, sich die Arbeit so einteilen zu können, dass sie möglichst lange mit dem Schatten des Baumes mitwandern konnte. Wenn das nicht möglich war, würde sie die Arbeit nach Sonnenuntergang beenden müssen. Wenn man allerdings bedachte, dass das Dach an seinem höchsten Punkt ungefähr zwölf Meter über dem Boden lag, war das vielleicht doch keine so gute Idee. Ein Sturz vom Dach konnte durchaus tödlich enden.
    Nein, sie würde sich in der Dunkelheit sowieso nicht mehr außerhalb des Hauses aufhalten. Auch wenn es für sie absolut nicht in Frage kam, ihr Problem irgendjemandem anzuvertrauen - sie bekam ganz einfach Angst, sobald es dunkel wurde. Sie war sich wohl bewusst, dass es so nicht ewig weitergehen konnte. Man konnte wohl kaum in Frieden in einem Haus leben, wenn man ständig Angst hatte. Vielleicht musste sie sich hier in dieser ländlichen Umgebung einfach erst eingewöhnen, nachdem sie so viele Jahre in großen Städten verbracht hatte. Wenn sie das Gefühl hatte, dass sie in der Dunkelheit von bedrohlichen Augen angestarrt wurde, dann waren daran vielleicht nur die Laubfrösche schuld.
    Vielleicht - vielleicht aber auch nicht.
    Konnte es sein, dass der Einbrecher immer noch hier in der Gegend war und auf eine zweite Chance lauerte? Allein der Gedanke jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Als sie vergangene Nacht die Lampe eingeschaltet hatte und sich mit wild pochendem Herzen zwang, aus dem Fenster zu blicken, hatte sie nichts entdecken können. Da waren nur die stummen Bäume, die leuchtenden Sterne und die Nacht. Als sie so hinausblickte, während Annie zitternd neben ihr hockte, schob sich eine Wolke über den Himmel und verdeckte die Sterne. Das mochte auch die Erklärung dafür sein, dass sie plötzlich das Gefühl hatte, dass jemand draußen vor dem Fenster stand. Eine Wolke, die den nächtlichen Himmel verdeckte. Ja, das war durchaus wahrscheinlich.
    Genauso war es möglich, dass Annie von einem Waschbären oder einem Eichhörnchen aufgeschreckt worden war, von irgendeinem Tier, das auf das Dach der Veranda gesprungen war. Schließlich bellte der Hund ja auch Hugo ständig an; es war also durchaus wahrscheinlich, dass irgendein anderes Tier die gleiche Reaktion auslösen würde. Vielleicht war Annie aber auch von einem herabfallenden Zweig aufgeschreckt worden. Jedenfalls war es von den vielen möglichen Ursachen am wenigsten wahrscheinlich, dass der Einbrecher zurückgekehrt war.
    Dennoch hatte Carly nach dem Vorfall nicht wieder einschlafen können. Die ganze Nacht hatte sie zusammengekauert im Bett gelegen und nur noch auf das Fenster gestarrt. Einige Male war es tatsächlich wieder dunkler geworden, was, wie sie unschwer feststellen konnte, nur daran lag, dass wieder eine Wölke vorüberzog. Doch Annie und Hugo, die sofort wieder eingeschlafen waren, hatten sich die ganze Nacht nicht mehr gerührt.
    Als Carly am nächsten Morgen hinausging, stellte sie fest, dass tatsächlich ein Ast auf das Dach der hinteren Veranda gefallen war.
    Siehst du?, sagte sie sich. Zweifellos war Annie von dem herabfallenden Ast aufgeschreckt worden. Doch die Sache ließ ihr keine Ruhe, und sie beschloss, etwas zu unternehmen. Nachdem sie dem Elektriker, der gekommen war, um die Leitungen zu erneuern, ihre Vorstellungen dargelegt hatte und Sandra zum Einkaufen in die Stadt gefahren war, holte sie Hammer und Nägel hervor und machte kurzen Prozess mit ihren Schlafzimmerfenstern. Wenn es der Einbrecher wirklich noch einmal versuchen sollte, so würde er hier jedenfalls nicht hereinkommen, weil sie die Fenster nämlich zunagelte.
    Nicht dass sie kein Vertrauen in die Alarmanlage hatte - aber wie hatte ihre Großmutter so oft gesagt: Lobe den Herrn und sieh zu, dass das Gewehr geladen ist.
    Amen, sagte Carly dazu.
    Wo sie schon einmal dabei war, nagelte Carly gleich so gut wie alle Fenster im Haus zu. Nur die Fenster unten im Erdgeschoss ließ sie ungeschoren. Sie hätte zwar am liebsten auch diese zugenagelt, doch sie waren so kunstvoll

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