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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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müssen es erfahren. Es ist erniedrigend und äußerst peinlich. Die Regierung dachte, daß die Angelegenheit in kurzer Zeit bereinigt werden könnte, daß Sie es nicht wissen und nicht damit belastet werden müßten. Aber es dauert jetzt schon fast eine Woche. Ich weiß nicht, was passieren wird. Und wenn der äußere Anschein auch harmlos wirkt, so wäre es doch das Beste für Sie, uns zu verlassen. Es besteht kein Grund für einen Fremden, sein Leben zu riskieren.«
    Der Erdenmann lächelte ungläubig.
    »Das Leben riskieren? In dieser kleinen, friedlichen, geschäftigen Welt? Das kann ich nicht glauben.«
    Der elseveranische Regierungsrat sagte: »Ich kann es Ihnen erklären. Ich denke, das wird am besten sein.« Er wandte sich ab. »Wie Sie wissen, muß alles auf Elsevere auf die Grundsubstanz zurückgeführt werden. Sie verstehen das.«
    »Ja.«
    »Das schließt auch – hm – menschliche Exkremente mit ein.«
    »Das ist mir klar.«
    »Das Wasser wird durch Destillation und Absorption entzogen. Was übrigbleibt, wird in Kunstdünger für die Hefekulturen verwandelt. Manches wird auch für Organismen oder Nebenprodukte verwendet. Die Fabriken, die Sie hier sehen, wurden für diese Zwecke errichtet.«
    »Ach ja?« Lamorak hatte sich bei seiner ersten Landung auf Elsevere überwinden müssen, Wasser zu trinken, denn er war realistisch genug, um sich darüber klar zu sein, woraus dieses Wasser gewonnen wurde. Aber er hatte dieses Ekelgefühl bald überwunden. Auch auf der Erde wurde das Wasser in natürlichen Prozessen aus allen möglichen widrigen Substanzen gewonnen.
    Blei fuhr mit wachsendem Unbehagen fort.
    »Ignor Ragusnik ist für die industrielle Verarbeitung der Exkremente verantwortlich. Diese Industrie ist im Besitz seiner Familie, seit Elsevere kolonisiert wurde. Einer der ersten Siedler war Mikhail Ragusnik, und er – er …«
    »Er übernahm die Nutzbarmachung der menschlichen Exkremente.«
    »Ja. Diese Wohnsiedlung, die Sie soeben gesehen haben, gehört Ragusnik. Sie ist die schönste auf dem ganzen Planetoiden. Ragusnik hat viele Privilegien, die wir anderen nicht haben. Aber, trotz allem …« Die Stimme des Regierungsrats zitterte plötzlich vor verhaltener Leidenschaft. »Wir können nicht mit ihm sprechen.«
    »Was?«
    »Er verlangt völlige gesellschaftliche Gleichstellung. Er will, daß seine Kinder mit den unseren spielen, daß unsere Ehefrauen die weiblichen Mitglieder seiner Familie besuchen … Oh!« Er stöhnte angewidert auf.
    Lamorak dachte an den Zeitungsartikel. Der verantwortliche Redakteur hatte es nicht einmal über sich gebracht, Ragusniks Namen drucken zu lassen geschweige denn dessen Forderungen genau zu definieren.
    »Ich nehme an, man betrachtet ihn wegen seines Jobs als Außenseiter«, sagte Lamorak.
    »Natürlich. Menschliche Exkremente und …« Blei fehlten die Worte. Nach einer Pause sagte er etwas ruhiger: »Als Erdenmann können Sie das vielleicht nicht verstehen.«
    »Als Soziologe schon, glaube ich.« Lamorak dachte an die Unberührbaren im alten Indien, an die Menschen, die mit Leichen in Berührung gekommen waren. Er dachte an die Schweinehirten im alten Judea.
    »Ich nehme an, daß Elsevere Ragusniks Forderungen nicht erfüllen wird«, sagte Lamorak.
    »Niemals«, erwiderte Blei energisch. Niemals!«
    »Und?«
    »Ragusnik hat gedroht, seine Betriebe nicht mehr voll arbeiten zu lassen.«
    »Mit anderen Worten, er will streiken.«
    »Ja.«
    »Würde sich daraus eine ernste Situation ergeben?«
    »Für eine Weile haben wir noch genug Nahrungsmittel und Wasser. In dieser Beziehung ist die Nutzbarmachung also nicht so wichtig. Aber die Exkremente häufen sich an. Sie werden den Planetoiden vergiften. Nachdem die Krankheiten seit Generationen sorgfältig kontrolliert wurden, können wir den Krankheitserregern natürlicherweise nur eine geringe Widerstandskraft entgegensetzen. Wenn eine Epidemie ausbricht, und das wird mit Sicherheit der Fall sein, werden wir zu Hunderten dahingerafft werden.«
    »Ist sich Ragusnik dessen bewußt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Glauben Sie wirklich, daß er dann seine Drohung wahrmachen wird?«
    »Er ist verrückt. Er hat bereits die Arbeit teilweise gestoppt. Seit dem Tag vor Ihrer Landung sind keine Exkremente mehr nutzbar gemacht worden.« Bleis Knollennase schnüffelte angewidert.
    Auch Lamorak schnüffelte ganz automatisch, aber er roch nichts.
    »Jetzt verstehen Sie sicher, warum es für Sie das Beste wäre, Elsevere zu verlassen. Es

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