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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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auf dem Laufenden. Wir werden alt und leichtsinnig, Günther. Der Typ hat ohne Hindernis durch das verdammte Fenster auf mich zielen können.« Er ließ sich gegen das Kissen fallen und schloss die Augen.
    »Deshalb hatten wir das Bett vom Fenster weggerollt«, sagte Günther. Er war blass und angespannt. Noch niemals hatte Molly ihn derart nahe an einem Zustand der Verzweiflung gesehen. »Eines aber wissen wir, dieser Mann muss ein erstklassiger Scharfschütze sein. Ich habe vielleicht ein halbes Dutzend Leute gekannt, die sich einen solchen Schuss durch ein geschlossenes Fenster hindurch hätten Zutrauen können.«
    »Wir hätten gerne von Ihnen die Namen aller Männer, von denen Sie wissen, dass sie einen solchen Schuss ausführen können«, sagte Detektiv O’Connor. Er hielt eine Sekunde inne und fuhr sich mit der Hand über die Glatze. »Wenn Herr Lord nicht in genau diesem Moment in das Kissen zurückgefallen wäre ...«
    Günther nickte und wandte sich an Mason Lord: »Wir sind gerade dabei, ein anderes Zimmer herrichten zu lassen. Niemand kennt die Zimmernummer. Auch gibt es dort innerhalb von einem Radius von einer Meile kein Gebäude vor dem Fenster.«
    Mason lachte, hustete und schwieg kurz, während er versuchte, den Schmerz in den Griff zu bekommen. »Günther, wie Sie wissen, ist es kein Geheimnis mehr, wenn mehr als ein Mensch davon weiß. Ich werde dieses Zimmer hier verlassen, keine Angst, aber ich werde nach Hause gehen.«
    »Erzähl mir, was du empfindest, Emma.«
    »Worüber genau, Dr. Loo?«
    »Dein Großvater ist heute Morgen aus dem Krankenhaus gekommen. Wie geht es ihm?«
    »Miles meinte, er sei sehr müde und schwach. Eve wollte mich nicht in seine Nähe lassen, weil ich ein Kind bin und
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    Lärm mache, obwohl das gar nicht stimmt, jedenfalls nicht viel. Sie mag mich nicht, deshalb hat sie mich von ihm fern gehalten. Als sie ihn auf dem Streckbett hereingetragen haben, habe ich sein Gesicht gesehen. Er sah ganz grau und alt aus. Früher fand ich ihn nie alt. Er sah immer wie einer der Kinostars aus den alten Filmen aus, die Mama so gut gefallen. Er ist ganz schwarz und weiß.« Emma hielt inne und ließ ihr Klavier über die Beine hinweg auf den Boden gleiten. »Heute Morgen sah er alt aus. Ich habe nichts gesagt. Überall waren Leute. Drei von ihnen waren, glaube ich, Ärzte. Sie waren ständig um ihn herum.«
    »Wie kommt deine Mutter mit all dem klar?«
    Darüber dachte Emma nach. Sie berührte, ohne den Ton richtig anzuschlagen, ganz leicht die Klaviertasten. Ihr dunkles, normalerweise zu einem Bauernzopf geflochtenes Haar trug sie heute offen. Emma hatte ein wenig der Naturkrause ihrer Mutter geerbt. Das Haar verdeckte beinahe ihr ganzes Gesicht, als sie sagte: »Mama ist sehr still. Ich glaube, sie hat Angst. Sie hat jetzt schon eine ganze Weile lang Angst. Sie hat Angst um mich. Sie will mich nicht alleine lassen. Ramsey auch nicht.« Emma seufzte. »Manchmal wäre ich gerne alleine, aber ich weiß, dass sie sich Sorgen machen, wenn sie mich nicht ständig sehen können. Doch das kommt ohnehin kaum vor.« Sie hob den Kopf, schob ihr Haar zurück und blickte auf die geschlossene Tür. Molly und Ramsey saßen im Wartezimmer. »Aber ich bin echt froh, dass wir alle heiraten.«
    Dr. Loo musste lächeln. Trotz allem hatte es dieses Kind gut getroffen. Sie ging davon aus, dass Molly und Ramsey Emma so sehr liebten, dass sie gar keine andere Wahl als die der Heilung hätte. »Wann werdet ihr alle heiraten?«
    »Ich habe Mama sagen hören, dass wir noch einen Tag oder so bleiben müssen.« Sie senkte die Stimme. »Ich glaube, wir werden durchbrennen.« Dr. Loo hätte um ein Haar laut losgelacht, hielt sich jedoch angesichts Emmas Seufzer zurück. Es war jenes viel zu erwachsene Seufzen, bei dem sich Dr. Loo immer einen Wutanfall oder zumindest die Drohung eines Wutanfalls wünschte. Sie erinnerte sich an eine Bemerkung von Ramsey in dieser Richtung. Was ging hier nur vor?
    »Möchtest du denn durchbrennen, Emma?«
    »Aber ja, Dr. Loo. Ich werde Ramseys Trauzeuge sein und Mamas Brautjungfer, und das Blumenmädchen werde ich auch noch sein.«
    »Was macht dir denn dann noch Sorgen?«
    »Mein Großvater wollte, dass wir bei ihm zu Hause heiraten. Miles wollte meine Mutter dem Bräutigam übergeben. Aber Eve will, dass wir fahren. Ich glaube, Eve wird sich durchsetzen.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Weil mein Großvater krank ist. Er muss auf den Beinen sein, um sich durchsetzen zu können.«

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