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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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ich Ihnen mal eine persönliche Frage stellen?«
    »Ja?«
    »Was hat Mikael Ihnen eigentlich getan, dass Sie ihn so intensiv hassen? Ich meine, ohne ihn wären Sie heute Abend höchstwahrscheinlich in die Psychiatrie gewandert.«
    »Ich hasse Mikael nicht. Er hat mir nichts getan. Ich will ihn jetzt nur einfach nicht treffen.«
    Annika Giannini sah ihre Mandantin von der Seite an.
    »Ich habe nicht vor, mich in Ihre Beziehungen einzumischen, aber Sie hatten sich in ihn verknallt, stimmt’s?«
    Lisbeth blickte aus dem Seitenfenster, ohne zu antworten.
    »Mein Bruder ist völlig unverantwortlich, was Beziehungen angeht. Er fickt sich so durchs Leben und kapiert einfach nicht, wie weh das den Frauen tun kann, die in ihm mehr sehen als ein flüchtiges Abenteuer.«
    Lisbeth sah ihr in die Augen.
    »Ich will mit Ihnen nicht über Mikael reden.«
    »Okay«, sagte Annika. Sie parkte am Bordstein kurz vor der Erstagatan. »Passt das hier?«
    »Ja.«
    Sie blieben noch einen Moment schweigend sitzen. Lisbeth machte keine Anstalten, die Autotür zu öffnen. Nach einer Weile stellte Annika den Motor ab.
    »Und was passiert jetzt?«, wollte Lisbeth wissen.
    »Jetzt passiert, dass Sie ab heute nicht mehr unter rechtlicher Betreuung stehen. Sie können machen, was Sie wollen. Obwohl wir heute vor Gericht hartnäckig geblieben sind, steht trotzdem noch eine ganze Menge Bürokratie an. Man wird die Verantwortlichen im Vormundschaftsgericht ermitteln und auch die Frage nach einer angemessenen Entschädigung stellen. Und die Ermittlungen in all diesen Verbrechen werden weitergehen.«
    »Ich will keine Entschädigung. Ich will in Ruhe gelassen werden.«
    »Ich verstehe schon. Aber es spielt keine so große Rolle, wie Sie dazu stehen. Dieser Prozess läuft jetzt auch ohne Sie weiter. Ich schlage trotzdem vor, sich einen Anwalt zu nehmen, der Sie vertritt.«
    »Wollen Sie nicht weiter meine Anwältin sein?«
    Annika rieb sich die Augen. Nach den Aufregungen dieses Tages fühlte sie sich, als wären ihre Batterien völlig leer. Sie wollte nur noch nach Hause fahren, duschen und sich von ihrem Mann den Rücken massieren lassen.
    »Ich weiß nicht. Sie vertrauen mir nicht. Und ich vertraue Ihnen auch nicht. Ich habe einfach keine Lust, in einen langen Prozess verwickelt zu werden, in dem ich immer nur auf frustrierendes Schweigen stoße, wenn ich einen Vorschlag mache oder etwas besprechen will.«
    Lisbeth schwieg eine ganze Weile.
    »Ich … ich bin nicht so gut mit diesem ganzen Beziehungskram. Aber ich vertraue Ihnen wirklich.«
    Es klang fast wie eine Entschuldigung.
    »Schon möglich. Aber es ist nicht mein Problem, dass Sie mit diesem Beziehungskram so schlecht können. Es wird nur dann mein Problem, wenn ich Sie vertreten soll.«
    Schweigen.
    »Wollen Sie, dass ich weiterhin Ihre Anwältin bleibe?«
    Lisbeth nickte. Annika seufzte.
    »Ich wohne in der Fiskargatan 9. Oberhalb von Mosebacke torg. Können Sie mich dort hinfahren?«
    Annika warf ihrer Mandantin einen Blick zu. Schließlich startete sie den Motor und ließ sich von Lisbeth zur richtigen Adresse dirigieren. In einiger Entfernung vom Haus blieben sie stehen.
    »Okay«, sagte Annika. »Wir machen einen Versuch. Meine Bedingungen sehen folgendermaßen aus: Wenn ich Sie erreichen will, dann möchte ich, dass Sie antworten. Wenn ich wissen will, wie ich handeln soll, möchte ich deutliche Antworten. Wenn ich Sie anrufe und Ihnen mitteile, dass Sie einen Polizisten oder Staatsanwalt treffen müssen oder dass sonst irgendetwas ansteht, was mit den Ermittlungen zu tun hat, dann heißt das, dass ich die Sache als notwendig eingeschätzt habe. Und dann verlange ich, dass Sie zur rechten Zeit am verabredeten Ort erscheinen und keine Schwierigkeiten machen. Können Sie damit leben?«
    »Okay.«
    »Und wenn Sie Schwierigkeiten machen, dann bin ich nicht mehr Ihre Anwältin. Haben Sie das verstanden?«
    Lisbeth nickte.
    »Noch etwas. Ich will nicht in irgendein Drama zwischen Ihnen und meinem Bruder geraten. Wenn Sie Probleme mit ihm haben, dann klären Sie das mit ihm. Aber er ist wirklich nicht Ihr Feind.«
    »Ich weiß. Ich werd das klären. Aber ich brauche Zeit.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich weiß nicht. Sie können mich per Mail erreichen. Ich verspreche, dass ich Ihnen immer antworte, so schnell ich kann, aber vielleicht gucke ich nicht unbedingt jeden Tag in meine Mailbox …«
    »Sie werden nicht zur Leibeigenen, bloß weil Sie eine Anwältin haben. Vorerst belassen wir

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