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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Male verhört und ihn nur deshalb nicht verhaftet,
weil sie ihm nichts nachweisen konnten.«
    Während sie erzählte, fiel ihm auf, dass sie eine andere Akte diskret
zwischen die Unterlagen zum Fall Lene Eriksen schob. Einen Augenblick verletzte
es ihn, dass sie Geheimnisse vor ihm hatte. Er schluckte, versuchte
interessiert auszusehen, und hörte weiter zu.
    »Außer Egon können Albæk und Teit Jørgensen sich noch gut an den
Fall erinnern. Ich bin gerade ein paar der Schriftstücke durchgegangen, eine
wirklich interessante Lektüre. Rate mal, wer damals frisch als Lehrer für ihre
Klasse ans Gymnasium gekommen ist?« Sie leckte Remoulade von ihrer Oberlippe.
    »Keine Ahnung. Wer?«
    »Jens Anker«, antwortete Rebekka und lächelte über seinen
verblüfften Gesichtsausdruck.
    »Ich war auch überrascht«, fuhr sie fort. »Ich habe ein wenig
herumtelefoniert und mich umgehört. Er hat ein paar Jahre als Lehrer
gearbeitet, bevor er sich auf die Psychotherapie verlegt hat.«
    Anschließend berichtete Rebekka ihm von ihrem Gespräch mit Pia
Bjerregaard.
    Sie sahen sich stumm an, während sie die Fülle an Informationen
verarbeiteten.
    Rebekka erhob sich hastig, Essen und Trinken hatten ihre Batterien
neu aufgeladen. Sie legte die Akte in die Schublade und schloss sie mit einem
Ruck. Dann sah sie Michael an.
    »Ich werde bei meiner alten Lehrerin und Freundin, Rigmor Andersen,
vorbeischauen, falls sie noch lebt. Ich habe ihren Namen im Namensverzeichnis
des Altenheims Kirsebærhaven gefunden. Es ist vor allem ein privater Besuch,
aber es kann ja sein, dass sie sich an den Fall Lene Eriksen erinnert. Sie hat
viele Kinder gekannt, als sie noch als Lehrerin gearbeitet hat.«
    Rebekka griff nach ihrem Mantel und ihrer Tasche.
    »Dann werde ich Jens Anker einen Besuch abstatten und ihn nach Lene
Eriksen fragen«, sagte Michael, »oder vielleicht sollte ich ihn besser ins
Präsidium vorladen, damit er keinen Heimvorteil hat.«
    »Ich bin mir sicher, dass er wie Butter in deinen Händen sein wird,
wenn du ihn mit seiner pädagogischen Vergangenheit konfrontierst«, sagte
Rebekka. »Wenn du Zeit hast, wäre es schön, wenn du Lene Eriksens Sachen aus
dem Keller holen könntest. Sie müssten in einer kleinen Pappschachtel sein. Nr.
05 689.« Sie schrieb die Nummer auf einen Zettel und gab ihn ihm. Ihre Finger
berührten sich kurz, und beide zogen die Hand gleichzeitig weg.
    »Treffen wir uns in ein paar Stunden wieder hier, ja?« Sie nahm
ihren Mantel und sah ihn an. »Danke für das Essen. Oh, du hast einen Fleck auf
dem Hemd.«
    Michael lächelte sie schief an.
    »Das war die liebe Bettina, die das Brötchen mit so einer Wucht vor
mich hingeknallt hat, dass ich was abbekommen habe. Ich will dir die
Einzelheiten ihres Wutausbruchs ersparen, aber sie war auch der Grund, dass ich
es für sicherer hielt, dir dein Essen heraufzubringen.«
    Beide lachten.
    »Du hast nicht zufällig irgendein Problem mit einem gewissen
Fräulein Pallander, das geklärt werden sollte?«, fragte sie und formte den
Zeigefinger zu einer scharfen Kralle, die auf ihn gerichtet war. Michael griff
nach ihrem Handgelenk und hielt es kurz fest.
    »Nicht so, wie du denkst«, antwortete er, und seine Stimme war
plötzlich ernst.
    »Gut. Wir sehen uns.« Sie schlüpfte schnell aus dem Zimmer, und als
sie die Treppe hinunterlief, spürte sie ihren schnellen Herzschlag, als wollte
ihr Herz davongaloppieren.
    —
    »Brauchen Sie mich?« Albæk
sah von seinem Stuhl hinter der Schranke zu Michael hoch, wo er es sich mit den
Tageszeitungen und einem Kaffee gemütlich gemacht hatte, während er ein großes
Plunderteilchen verzehrte.
    »Ja.« Michael wirkte in sich
gekehrt, und Albæk wunderte sich über sein Verhalten, denn normalerweise war
Michael sehr direkt, während er jetzt einen fast gehemmten Eindruck machte.
    »Hat Frau Holm die Akten zum Fall Lene Eriksen selbst aus dem Keller
geholt?«, fragte Michael plötzlich, ohne Albæk anzusehen.
    »Ja. Sie hat mich angerufen und danach gefragt, und ich habe sie in
den Keller gelassen«, antwortete Albæk und sah Michael nachdenklich an.
    »Hat sie sich nur für Lene Eriksen interessiert oder auch noch für
andere Fälle?«, wollte Michael wissen, und Albæk rutschte ärgerlich hin und
her. Jetzt würde der Kaffee kalt und das war es dann. Das Plunderteilchen
musste nämlich zu heißem Kaffee und in Ruhe und Frieden verzehrt werden.
    »Sie hat nur nach Lene Eriksen gefragt. Warum?«, antwortete er
sauer.
    »Nur so,

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