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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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holt er sie nicht einfach zurück? Er hat diese anderen Frauen ja auch von der Straße aufgegabelt.«
    »Er muss sich selbst einreden können, dass sie freiwillig zu ihm zurückgekommen ist. Denk dran, Paula, er sieht die Welt nicht so, wie wir sie sehen. Du musst von normalen Motiven ausgehen und die dann verdrehen. Ich denke, er möchte sie so verängstigen, dass sie wieder nach Hause kommt, damit er sich einreden kann, dass sie eigentlich ja nur mit ihm zusammen sein will.«
    »Manchmal mache ich mir Sorgen um dich, weißt du das?«, entgegnete Paula. »Die Art, wie du die Verirrungen in den Köpfen dieser Leute nachvollziehst.«
    »Ich mache mir auch Sorgen um mich. Ist Stacey eigentlich mit der Maze-Man- Website weitergekommen?«
    »Mehr oder weniger. Die Seite hat keine regelmäßigen Besucher aus England, aber sie hat eine E-Mail von einem Typen entdeckt, der nach einem kompletten Satz der Videoaufnahmen hier in England sucht. Er benutzt eine Hotmail-Adresse, also ist es schwer, zuverlässige Informationen zu bekommen. Aber Stacey hat mal wieder ganz tief in die Trickkiste gegriffen und herausgefunden, dass die meisten E-Mails von dieser Adresse aus dem Raum Bradfield geschickt wurden. Sie hat auch die Nummernschild-Erkennungssoftware durchlaufen lassen und konnte sein Hauptaktionsgebiet auf ein Viertel in Skenby eingrenzen. Die Hochhäuser da und die umliegenden Straßen.«
    »Das ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Viel Glück beim Weiterstöbern. Gebt mir Bescheid, wenn ihr mit der Sitte weiterkommt.«
    »Machen wir. Hast du mit der Chefin gesprochen?«
    Tony schloss kurz die Augen. »Ich habe sie vorhin getroffen. Sie erschien hier unangekündigt und hat mich dabei erwischt, wie ich an eurem Fall gearbeitet habe.«
    »Oh Scheiße«, entfuhr es Paula.
    »Sie hat im Moment wirklich andere Sorgen. Sie rennt vor ihren Gefühlen davon. Und wenn die sie letztendlich einholen, das wird schlimm.«
    »Immerhin hat sie ja dich auf ihrer Seite.«
    Tony musste mit den Tränen kämpfen. »Ja, wozu auch immer das gut sein soll. Egal, du musst weitermachen. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Er legte auf und wandte sich wieder dem Computer zu. Wenn alles andere versagt, dann nimm die Maschine zu Hilfe.

    Stacey starrte wie gebannt auf den Monitor, drückte hin und wieder ein paar Tasten oder klickte auf die Maus. Ambrose, dessen Schreibtisch hinter ihrem stand, beobachtete sie heimlich über seinen Bildschirm hinweg und bewunderte die absolute Konzentration, mit der sie arbeitete. Er wünschte, er hätte eine Beamtin wie sie in seinem Team, statt sich auf den unzuverlässigen Gary Harcup stützen zu müssen. Gary war nicht schlecht, aber oft war er nicht da, wenn man ihn brauchte, und an das technische Niveau dieser Frau reichte er mit Sicherheit nicht heran. Ambrose war sich nicht sicher, ob alles, was sie tat, auch ganz legal war, aber das war ihm egal, solange sie an die gewünschten Informationen kam und es so hinbiegen konnte, dass Staatsanwaltschaft und Gericht die Angaben akzeptierten.
    Während er sie musterte, lehnte sie sich vom Bildschirm zurück, drehte sich um und ertappte ihn. »Geschafft«, sagte sie, ohne das geringste Triumphgehabe, das sonst eine solche Aussage begleitete.
    »Wirklich?« Ambrose erhob sich und ging zu ihr hinüber, um auf ihren Bildschirm zu schauen. »Vinton Woods? Was ist das?«
    »Eine sehr exklusive Wohngegend in idealer Pendelentfernung von Bradfield und Leeds«, erklärte Stacey. »Es liegt in West Yorkshire, also nehme ich an, es gehört entweder zu DCI Franklins Einzugsbereich oder ist zumindest in unmittelbarer Nähe davon. In dem teilweise gelöschten Material auf Terry Gates’ Festplatte habe ich einen Teil dieses Namens gefunden und habe daraufhin über die Behörden recherchiert, welche Anwesen in den letzten sechs Monaten den Besitzer gewechselt haben. Es gab mehrere Möglichkeiten, aber das hier ist das Einzige, das genau passend für Vance wäre.« Sie klickte und gab etwas ein, woraufhin Maklerinformationen zu einem stattlichen pseudoviktorianischen Haus auf dem Bildschirm erschienen. »Dieses Haus wurde von einer Firma gekauft, die in Kasachstan registriert ist. Bezahlt wurde es von einer Investmentgesellschaft aus Liechtenstein, die ihre Bankgeschäfte über die Kaimaninseln abwickelt. Es wird Wochen dauern, bis man den vollen Durchblick hat. Aber hinter genau einer solchen Fassade würde Vance sich verstecken.«
    »Wenn Sie das sagen«, meinte Ambrose.

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