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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hellhörig. Wir wollen vermeiden, dass unsere sorgsam aufgebauten Kontakte überstrapaziert werden.«
    Nachdem Dean ihren Standpunkt klargemacht hatte, fühlte Paula sich deutlich wohler in ihrer Gegenwart. »Natürlich«, sagte sie. »Können Sie mir denn helfen?«
    Dean kramte in den Taschen ihrer Jeans und brachte einen USB-Stick zum Vorschein. »Was ich habe, stelle ich Ihnen zur Verfügung. Bryant sagte, Sie seien an den neuen Mädchen interessiert?«
    »Das ist richtig. Ich habe gehört, dass es da aufgrund der Rezession viele neue Gesichter gibt.«
    »Stimmt, aber viele von denen arbeiten drinnen und nicht auf der Straße. Wie neu sollen sie denn sein?«
    »Einen Monat, bevor die Morde begannen.«
    »Ich weiß immer gerne, was vor sich geht«, sagte Dean und nahm ein Smartphone aus ihrer Jeanstasche. »Und auf dem Computer speichere ich nicht gerne etwas ab, wenn es nicht unbedingt sein muss. Vor allem wenn es um angreifbare junge Frauen geht.«
    Sie tippte auf dem Telefon herum und brummte dann zufrieden.
    »Mit dem ganzen Mist draußen auf der Straße kann man nicht auf die harte, schnelle Art fertig werden«, erklärte Dean, während sie eine Liste durchging. »Wir improvisieren oft. Wenn neue Gesichter auftauchen, dann machen wir uns an sie heran. Manchmal reicht ein bisschen Druck, wissen Sie? Vor allem bei denen, die aus besseren Verhältnissen kommen. Man braucht nur zu erwähnen, wie schnell eine Vorstrafe alles kaputtmachen kann, vom Kindergeld bis zum Bankkredit. Du kannst richtig sehen, wie es bei ihnen im Kopf rattert. Aber das ist eine winzige Minderheit. Wenn sie erst mal diesen Weg eingeschlagen haben, gibt es oft kein Zurück mehr. Ich versuche also, zuverlässige Quellen aufzubauen. Und alles im Auge zu behalten.«
    »Keiner will, dass es Tote gibt.«
    »Na ja, oft schaffen wir es einzugreifen, bevor es so weit kommt. Aber meine Jungs sagen mir immer wieder, dass das eine reine Wunschvorstellung von mir ist. Ich versuche zumindest, ihre Namen und ein paar Hintergrundinformationen zu bekommen. Dann wissen wir zumindest, was wir auf den Zettel am Zeh schreiben müssen, wenn es tatsächlich passiert.«
    »Und was haben wir hier jetzt vor uns?«
    »Vierundvierzig Quadratmeilen Einzugsgebiet. Bevölkerung ungefähr neunhunderttausend. Rund um die Uhr arbeiten etwa hundertfünfzig Frauen als Prostituierte. Wenn man bedenkt, dass ungefähr fünfzig Prozent aller Männer zugeben, schon einmal für Sex bezahlt zu haben, dann arbeiten diese Mädels sehr hart für ihr Geld.«
    »Das klingt nicht gerade nach einem schönen Leben«, meinte Paula.
    »Sie verdienen genug, um ihre Drogen zu bezahlen; und deshalb ist es ihnen auch völlig egal, was sie machen, solange sie nur das Geld für den nächsten Schuss zusammenbekommen.« Dean schüttelte den Kopf. »Ich hoffe verdammt noch mal, dass ich meinen Jungs eine bessere Einstellung zu Frauen beibringen konnte, das ist alles, was ich dazu sagen kann.« Sie nahm die Füße vom Papierkorb und richtete sich auf. »In dem Zeitrahmen, der Sie interessiert, habe ich drei Namen für Sie.«
    »Ich bin sehr froh, dass es nicht mehr sind.«
    »Wir haben bald Sommer. Die Nächte sind heller, und die Freier möchten ungern auf offener Straße wiedererkannt werden, wenn sie auf der Suche sind.«
    »Ich habe nie bedacht, dass auch die Prostitution ein Saisongeschäft ist.«
    »Natürlich nur die Straßensache. In den Häusern ist das ganze Jahr über Hochbetrieb. Wenn es hier um Bordelle gegangen wäre, dann hätten wir mindestens ein Dutzend Namen auf der Liste. So, da haben wir sie. Tiffany Sedgwick, Lateesha Marlow und Kerry Fletcher.«
    Paula konnte ihr Glück nicht fassen. »Sagten Sie Kerry Fletcher?«, fragte sie aufgeregt.
    »Läutet da was bei Ihnen?«
    »Kerry Fletcher ist eine Frau?«
    Dean schaute sie an, als habe sie den Verstand verloren. »Natürlich ist sie eine Frau. Sie haben mich ja nicht nach Strichjungen gefragt. Warum? Bedeutet der Name irgendetwas?«
    »Er ist uns schon mal in einem anderen Zusammenhang bei den Ermittlungen untergekommen. In dem Kontext waren wir von einem Mann ausgegangen. Kerry, das kann auch ein Männername sein.« Sie runzelte die Stirn. »Aber das ergibt keinen Sinn.«
    Dean lächelte. »Sie können es selbst überprüfen. In den meisten Nächten finden Sie sie am unteren Ende des Campion Way. In der Nähe des Kreisverkehrs.«
    »Wissen Sie irgendetwas über sie?« Paula kritzelte den Namen in ihr Notizbuch und öffnete dann ihr

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