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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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der Angst im Herzen. »Das entscheiden wir zu gegebener Zeit«, murmelte sie, stand auf und ging auf die Tür zu. »Aber als Erstes muss ich Chris die schlimme Neuigkeit überbringen. Dann müssen wir loslegen, die anderen ausfindig machen und sie informieren.«
    Tony erhob sich.
    »Nein, du bleibst hier«, sagte Carol, fasste hinter sich und ließ die Rollos herunter.
    »Ich muss nach Haus und meinen Laptop holen«, protestierte er.
    »Nein, den brauchst du nicht. Du kannst an meinem Computer arbeiten.«
    »Da ist meine Standardklausel nicht drauf.«
    Ein grimmiges Lächeln erschien auf Carols Gesicht. »Wenn du deine gewöhnliche Einleitung meinst, nimm doch einfach eins deiner alten Profile. Du findest sie im Verzeichnis unter dem praktischen Titel ›Profile‹. Tut mir leid, Tony. Wenn die Sache so ernst ist, wie du sie darstellst, musst du genauso gut auf dich aufpassen, wie du mich beschützen möchtest.«
    Das muss er jetzt einfach schlucken, dachte sie, während sie mit energischen Schritten zurück ins Großraumbüro ging.

12
    I m Handschuhfach des Taxis hatte Vance eine Baseballkappe mit dem Logo der Boston Red Sox gefunden. Eine Verkleidung war es nicht gerade, aber wenn man schon mit einer Beschreibung nach ihm fahndete, würde die Mütze nicht dazugehören. Das reichte wahrscheinlich aus, um ihm ein paar Minuten zusätzliche Zeit zu verschaffen. Er war angenehm überrascht von der neuen Raststätte an der Autobahn. Als er ins Gefängnis gekommen war, war eine Autobahnraststätte eine deprimierende Notwendigkeit gewesen, in der Zeitschleife der sechziger Jahre steckengeblieben. Jetzt hatte sich zumindest diese bestimmte Raststätte in ein attraktives großzügiges Restaurant mit Lebensmittelangebot von Marks&Spencer, einem Café mit zwanzig Varianten heißer Getränke und einem Motel verwandelt. Wem machte es da etwas aus, dass die Landschaft zerstört wurde? Schließlich war es eine gewaltige Verbesserung.
    Vance fuhr zu einem ruhigen Abschnitt des Parkplatzes, so weit wie möglich vom Motel entfernt. Er schaute nach den Überwachungskameras und parkte so, dass man das Nummernschild nicht erkennen konnte. Jeder Zeitvorsprung, den er sich verschaffen konnte, war jetzt ein Vorteil.
    Aus Neugier öffnete er den Kofferraum. In der hinteren Ecke lagen ein paar Kleidungsstücke. Er griff danach und schüttelte eine leichte Regenjacke aus. Perfekt. An den Schultern war sie ein bisschen eng, verbarg aber seine tätowierten Arme, das Auffälligste an seinem jetzigen Aussehen, was beim Betreten und Verlassen des Motels umso besser war.
    In der Hoffnung, dass jemand das Taxi stehlen könnte, ließ er den Schlüssel stecken, ging rasch den geteerten Weg zum Motel hinauf und verbarg sein Gesicht hinter dem hochgeschlagenen Kragen der Jacke. Im Gehen spürte er in jedem Muskel, wie angespannt er war. Eigentlich war es keine Angst, dafür gab es noch keinen Grund. Eher eine Mischung aus Wachsamkeit und freudiger Erwartung, dachte er. Eine erhöhte Alarmbereitschaft, die ihn absichern würde. Nicht nur einen Moment, sondern so lange, wie es dauerte, seine Pläne umzusetzen.
    Er bog auf den letzten Streifen zwischen den geparkten Autos ein und betrachtete sie im Vorbeigehen gründlich. Auf halber Höhe entdeckte er den dunkelblauen Mercedes Kombi, den er suchte. Auf dem Armaturenbrett lag ein Blatt Papier mit einer Nummer. Die letzten drei Ziffern waren 314.
    Vance entfernte sich und ging direkt aufs Motel zu. Dort stieß er die Tür auf und durchschritt selbstbewusst die Halle zu den Aufzügen. Keiner der Leute, die auf den Sofas saßen und plauderten oder an den einfachen Tischen Kaffee tranken, nahm Notiz von ihm. Die Empfangsdame, die mit einem anderen neuen Gast beschäftigt war, schaute nur kurz in seine Richtung. Alles war genau so, wie er es erwartet hatte. Terry hatte gute Arbeit geleistet, als er dies alles vorbereitet und bei seinen Besuchen die wichtigen Einzelheiten berichtet hatte. Sobald sich die Fahrstuhltüren öffneten, trat Vance in den Aufzug. Im dritten Stock bog er links in einen Flur ein, dem ein intensiver, künstlicher Wohlgeruch anhaftete. Er ging den Flur entlang, bis er die Tür mit der Nummer 314 erreichte. Dann klopfte er dreimal, trat von der Tür zurück, bereit zu flüchten, sollte es nötig sein.
    Aber es bestand kein Anlass zur Sorge. Die Tür öffnete sich geräuschlos, und Terry Gates’ drahtige Gestalt mit dem Affengesicht kam zum Vorschein, der treue Anhänger, der seit dem Tag

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