Vergeltung

den Arm an Brust und Bauch und half nach, bis es sich in eine klebrige Lache auflöste und im Abfluss verschwand. So waren alle Spuren von Jasons Körperbemalung verschwunden.
    Er stieg aus der Duschkabine und wickelte sich in ein dickes Handtuch. Es fühlte sich unwahrscheinlich weich an auf der Haut. Der nächste Schritt war, dass er die künstliche Haut seiner Prothese mit Duschgel einrieb und die Hülse mit der Tätowierung vorsichtig abzog, die sich ebenfalls auflöste, ohne eine Spur zu hinterlassen. Während Vance sich abtrocknete, kehrten seine Gedanken zu Terry zurück. Er hatte für den Moderator einen Meineid geleistet. Wer weiß, wie viele strafbare Handlungen er im letzten Jahr im Interesse von Vance begangen hatte – alles, von der Beschaffung gefälschter Papiere bis zur Geldwäsche. Er hatte die praktischen Dinge für Vance’ Flucht geregelt. Es hatte niemals einen Hinweis darauf gegeben, dass er den Mann, den er immer noch als Helden verehrte, verraten könnte. Und doch …
    Die Tatsache, dass Terry der Mann war, der zu viel wusste, war nicht von der Hand zu weisen. Er hatte den Glauben an Vance so lange aufrechterhalten, weil er es geschafft hatte, sich von Vance’ Unschuld zu überzeugen. Es war unmöglich für ihn, zu denken, dass der Mann, der seiner Schwester die letzten Wochen ihres Lebens erträglich gemacht hatte, auch ein Mörder sein könnte. Aber diesmal würde es anders laufen. Vance hatte Pläne. Teuflische Pläne. Und wenn der Schrecken seinen Anfang nahm, wenn das volle Ausmaß seiner Rache offenbar wurde, dann würde es keinen Raum mehr für Zweifel geben. Nicht einmal Terry würde diesen heraufziehenden Sturm ignorieren können. Und Terry würde persönlich Verantwortung übernehmen müssen für das Unheil, das Vance anzurichten plante. Das würde ein schrecklicher Augenblick für ihn sein. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass Terry ein Mann war, der den Mut hatte, sich hinter seine Überzeugungen zu stellen. Nachdem er so lange fest entschlossen hinter Vance gestanden hatte, würde die Einsicht, dass er einen Fehler gemacht hatte, Terry direkt in die Arme der Polizei treiben. Es würde ihm gar keine andere Möglichkeit bleiben.
    Und das machte Terry unwiderlegbar zu dem Mann, der zu viel wusste. Wenn er verriet, was er getan hatte, wenn er das Wissen preisgab, das er besaß, wäre alles zu Ende. Das war etwas, was Vance nicht zulassen konnte.

13
    D etective Sergeant Alvin Ambrose versuchte, sich nicht allzu sehr über die Sicherheitschecks zu ärgern, die er über sich ergehen lassen musste, um das Gefängnis Oakworth betreten zu dürfen. Durchleuchtung mit dem Ganzkörperscanner, Abtasten mit Metalldetektoren, Handys und Funkgerät abgeben … Wenn sie bei den Leuten, die sie aus dem Gefängnis herausließen, genauso gründlich vorgingen, wäre er jetzt nicht hier.
    Und eigentlich sollte er ja sowieso nicht hier sein. Na gut, Oakworth lag im Revier von West Mercia und so nahe bei Worcester, dass die Flucht unbestreitbar in die Verantwortung der hiesigen Kripo fiel. Das hieß aber, fand Ambrose, dass diese Aufgabe von seinem Chef erledigt werden sollte. Aber seit der Ankündigung, dass Carol Jordan die Stelle bekommen würde, auf die er es abgesehen hatte, schien es, als sei DI Stuart Patterson im Streik. Alles, was er auf Ambrose abschieben konnte, landete auf dem Schreibtisch des Sergeants. Und auch in diesem Fall war es nicht anders. Ambrose’ Hoffnung, dass sein Chef die Sache in die Hand nehmen werde, löste sich auf, sobald die Identität des Häftlings offengelegt war. Dass Carol Jordan an seiner früheren Verhaftung beteiligt gewesen war, hatte einfach nur das Vorgehen bestätigt, das in ihrem Büro sowieso schon zur Regel zu werden drohte.
    Soweit der Leiter der Kripo wusste, kümmerte sich Patterson um den Fall. Aber in Wirklichkeit hatte Ambrose ihn übernommen. Zwar würde der Gefängnisdirektor jemanden mit einem höheren Dienstgrad erwarten als einen Sergeant, um die Verfolgung eines gefährlichen Ausbrechers wie Vance zu leiten. Aber Ambrose würde sich einfach damit abfinden und sich auf seine eindrucksvolle Ausstrahlung verlassen müssen, um ernst genommen zu werden. Wenigstens könnte er vermutlich Carol Jordans Fachkompetenz schon vor ihrer Ankunft in Worcester in Anspruch nehmen. Sie hatte ihn schon früher beeindruckt, als sie zusammen an einem Fall gearbeitet hatten. Und auf Ambrose Eindruck zu machen war nicht gerade leicht.
    Endlich hatte er die