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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aufgekreuzt sind, meinten sie, sie könnten im Flyer auf Kundenfang gehen, wenn das Wetter scheiße war.« Nicky grinste. »Das lief nicht lang. Diese russischen Arschlöcher meinen, sie wären abgebrüht, aber sie sind nicht so knallhart wie die Einheimischen aus Bradfield.«
    »Wie lang hatte Suze da schon im Flyer gearbeitet?«, fragte Kevin. Er wusste, dass Paula es nicht mochte, wenn ihr Gesprächsfluss unterbrochen wurde, aber er hasste es, sich wie das fünfte Rad am Wagen vorzukommen.
    Nicky kratzte sich am Kopf und schlug wieder die Beine übereinander. Paula wünschte, sie hätte Tony Hills Fähigkeit, die Körpersprache zu lesen. Kürzlich war sie in einem Workshop über Verhörtechniken gewesen, in dem einige Zeit auf das Thema verwendet wurde, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, sie kratze nur über an der Oberfläche. »Ich erinnere mich nicht«, sagte er. »Es kommt mir vor, als sei es schon ewig.«
    »Hatte sie Stammkunden?«, fragte Paula. »Oder waren es meistens Männer vom Flugpersonal, die hier durchkamen?«
    »Beides.« Nicky inhalierte tief und stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus. »Manche ihrer Stammkunden waren von den Crews, die immer die gleiche Route fliegen. Am Dienstag waren es zum Beispiel die Typen aus Dubai. Sie hatte ein paar arabische Stammkunden, die aus dem Nahen Osten kamen und dorthin zurückflogen. Manche von hier, die arbeiten im Frachtterminal.« Er seufzte. »Ich weiß keine Namen oder so was. Darum habe ich mich nie gekümmert. Wissen Sie, ich war nicht besonders interessiert an ihren Kunden.«
    »Hatte sie einen speziellen Ort, wo sie mit ihnen hinging? Ein Hotel, ein möbliertes Zimmer oder so etwas?« Ertränkt in einer Badewanne, dachte Paula.
    Nicky stieß ein kurzes Lachen aus. »Machen Sie Witze? Sie war eine Straßenprostituierte. Hat nie in einem Bordell oder einer Sauna gearbeitet. Ihr Arbeitsplatz waren die Straßen. Sie hat’s ihnen hinter dem Flyer in ihren Autos besorgt, wenn sie eins hatten.« Er lachte wieder, aber es klang entsetzlich und wie erstickt. »Unser Leben ist nicht wie in Pretty Woman. «
    »Und dort, wo diese Typen übernachteten? Die Auswärtigen mussten ja Hotelzimmer haben. Ging sie mit denen dorthin?«
    Nicky schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, Suze war immer nur auf der Straße. Sie wäre an keiner halbwegs aufmerksamen Empfangsdame vorbeigekommen. Warum fragen Sie?«
    »Wir glauben, dass sie nicht dort getötet wurde, wo sie gefunden wurde«, sagte Paula.
    »Man sagte, sie wurde ertränkt. Und man fand sie im Kanal. Warum denken Sie, dass sie nicht dort umgebracht wurde?«
    »Man hat das falsche Wasser in ihrer Lunge gefunden«, antwortete Paula. »Es war kein Kanalwasser. Wo auch immer sie ertrank, es war jedenfalls nicht im Kanal.« Sie wartete, bis er diese Information aufgenommen hatte. »Haben Sie eine Ahnung, wo das gewesen sein könnte?«
    »Keinen blassen Dunst.«
    »Hat sie jemals erwähnt, dass sie sich bedroht fühlte?«
    »Das einzige Mal, dass es Ärger gab, war mit den Osteuropäerinnen. Und wie gesagt, das ist geregelt worden. Ist sowieso schon Monate her. Wenn es darauf eine Reaktion gegeben hätte, wär das schon vor langer Zeit passiert. Ich glaube nicht, dass es dem, der sie umgebracht hat, um etwas Persönliches ging. Jeder Beliebige hätte sie mitnehmen können. Wenn der Flyer zumachte, arbeitete sie auf der Straße. Ist ja nicht so, als hätte irgendjemand sie geschützt. Da draußen war sie auf sich gestellt. Es ist nicht wie in Temple Fields, wo ich arbeite. Dort sind wir ein Team. Jemand passt auf, mit wem ich losgehe. Ich tu das Gleiche für den anderen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr gesagt, sie soll sich jemand suchen, mit dem sie zusammenarbeiten könnte. Aber sie meinte, es gibt nicht genug Arbeit. Ich kann ihr das nicht vorwerfen. Sie hatte recht. Scheißrezession.«
    »Was? Die Leute schränken sich ein und bezahlen weniger dafür?«, fragte Kevin mit einem Anflug von Sarkasmus, den Paula sehr wohl bemerkte.
    »Nein, Cop«, sagte Nicky wütend. »Mehr Leute auf der Straße, die sich anbieten. Wir haben das bemerkt, ich und Suze. ’ne Menge neue Gesichter.«
    Das war interessant, dachte Paula. Sie war nicht ganz sicher, warum, aber bei Mordermittlungen konnte jedes Detail eine Rolle spielen. »Gab es Ärger mit den neuen Gesichtern?«
    Nicky drückte seine Zigarette in einem afrikanischen Keramikaschenbecher aus, hob dessen Deckel und ließ die Kippe akkurat in den unteren Teil

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