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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Charakterzug, dachte Carol. Vorausgesetzt, man besaß die Urteilskraft zu wissen, wann es sich lohnte, eine Idee wirklich so konsequent zu verfolgen. Penny hatte Carol bereits in aller Öffentlichkeit zu einem Wutausbruch provoziert; also wusste sie genau, was Pete Reekie im Moment durchmachte. Dabei half es auch nicht gerade, dass Penny tatsächlich einer Sache auf der Spur war, die Reekie für sich behalten wollte. Auf seinen vorstehenden Wangenknochen hatte sich eine matte Röte gebildet, und er hatte die Brauen tief nach unten gezogen. »Wie ich gleich zu Anfang der Konferenz sagte, ist unser Ziel heute Morgen, ein unbekanntes Mordopfer zu identifizieren. Irgendwo da draußen ist eine Familie, deren Mitglieder nicht wissen, was mit ihrer Tochter, ihrer Schwester, vielleicht sogar ihrer Mutter geschehen ist. Das hat oberste Priorität«, betonte er, und seine Worte klangen so hart und fest, als bisse er Stücke von einem knackigen Stangensellerie ab.
    Penny Burgess wartete nicht auf eine Aufforderung, von der sie sicher wusste, dass sie nicht kommen würde. Sie meldete sich sofort wieder zu Wort und kam auf den Punkt zurück, den sie vorher zur Sprache gebracht hatte. »Sicher ist doch die erste Priorität, den Mörder zu fassen, oder? Die Zahl der Todesopfer nicht weiter ansteigen zu lassen?«
    Verlegen sah sich Reekie um. Aber es war keine Hilfe da. »Selbstverständlich«, gab er zu. »Aber unser erster Schritt ist, das Opfer zu identifizieren. Wir müssen herausfinden, wo sie auf den Mörder traf.«
    »Sie traf ihn auf Bradfields Straßen«, unterbrach Penny. »Genau wie seine beiden ersten Opfer, Kylie Mitchell und Suzanne Black. Superintendent, werden Sie eine Warnung an die Prostituierten der Stadt herausgeben müssen, solange dieser Mörder noch frei herumläuft?«
    »Miss Burgess, ich sagte schon, es gibt keinen Grund zur Annahme, dass diese Morde auf das Konto eines Mannes gehen. Die Frauen wurden alle auf ganz verschiedene Art und Weise und an verschiedenen Orten …«
    »Meine Quelle sagt mir, dass es eine Verbindung zwischen allen drei Verbrechen gibt«, warf Penny Burgess ein. »Der Killer hinterlässt ein charakteristisches Zeichen. Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    Zahl’s ihr mit gleicher Münze zurück, riet Carol ihm im Stillen. Sie hat keine Einzelheiten, deshalb hat sie die Geschichte noch nicht gebracht.
    Die gleiche Wahrheit war Reekie auch endlich aufgegangen. »Könnten Sie das näher ausführen?«, blaffte er. »Ich glaube nämlich, dass Sie keine Ahnung haben, wovon Sie reden. Ich glaube, Sie suchen nur nach einer Einzelheit, die Ihre Sensationsgier bedient. Das ist die einzige Möglichkeit, Ihren Herausgeber für die Ermordung einer Straßenprostituierten zu interessieren. Es bringt Ihnen nur Gewinn, wenn Sie daraus so etwas wie die Episode einer Fernsehserie machen können.«
    Im Raum war erschrockene Stille eingetreten. Dann setzte ein wildes Stimmengewirr ein, von allen Seiten kamen Fragen. Du bist zu weit gegangen, dachte Carol. Jetzt hast du sie wirklich wütend gemacht.
    Dem Leiter der Presseabteilung gelang es, das halbe Dutzend Reporter zu beruhigen. Dann erklang wieder Penny Burgess’ Stimme.
    »Werden Sie DCI Jordans Sondereinsatzteam zu den Ermittlungen heranziehen?«
    Reekie musterte sie finster. »Ich habe nicht die Absicht, Fragen des operativen Vorgehens in diesem Rahmen zu diskutieren«, parierte er. »Ich werde es jetzt noch einmal sagen, dann ist diese Pressekonferenz abgeschlossen.« Er machte eine halbe Drehung und wies auf das zurechtgemachte Foto, das Grisha Shatalov hatte machen können. Die Frau sah immer noch tot aus, aber zumindest würde ihr Anblick beim Betrachter keine Alpträume auslösen. »Wir sind damit befasst, das Opfer eines brutalen Mordes zu identifizieren, der in Bradfield in der Zeit zwischen Dienstagabend und Mittwochmorgen begangen wurde. Jemand muss diese Frau kennen. Wir bitten Sie dringend, sich bei absoluter Vertraulichkeit mit Informationen über Identität oder Aufenthaltsort vor ihrem Tod zu melden. Danke für Ihre Unterstützung.« Reekie drehte sich auf dem Absatz um und ging energisch hinaus, ohne weitere Fragen der Reporter zu beachten.
    Kurz danach stürmte er in sein Büro und warf seine Unterlagen auf einen kleinen Tisch neben der Tür. Carol drehte sich auf dem Drehstuhl herum und setzte ein mitfühlendes Lächeln auf. »Die ist ein Alptraum, diese Penny Burgess«, sagte sie.
    Reekie warf ihr einen finsteren Blick zu, während

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