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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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irgendetwas sagen, das uns als Hinweis auf den Mörder dienen könnte?«
    Tony schien niedergeschmettert. »Das Einzige …« Er unterbrach sich und schaute finster auf den Tisch hinunter.
    »Das Einzige …?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich sollte das nicht sagen. Denn es stützt sich lediglich auf ein Gefühl.«
    »Soweit ich mich erinnere, hat dein ›Gefühl‹ uns mehr als einmal weitergeholfen. Komm, Tony. Verschweig es mir nicht.«
    »Es ist, als würde er einen Fehdehandschuh werfen. Wie: ›Keine von euch ist sicher. Es geht nicht nur um die am unteren Ende. Es geht um euch alle.‹ Als sei niemand auf den Straßen sicher, solange er da ist. Peter Sutcliffe, der Yorkshire Ripper, sprach davon, dass er die Straßen säubern wolle. Es ist, als hätte dieser ein ähnliches Ziel. Er will sie von den Straßen fortscheuchen.« Zerstreut nahm er Paulas Kaffee und trank einen Schluck. »Ich weiß nicht. Und dann ist da noch etwas anderes, das mich wirklich stört, aber ich weiß nicht, was es ist. Da ist etwas an den Tatorten, an den Morden selbst. Es beunruhigt mich, und ich weiß nicht, warum.«
    »Na ja, er macht jedes Mal etwas ganz anderes. Das ist ungewöhnlich, oder?« Paula holte sich ihren Kaffee zurück.
    »Ja, in dem Ausmaß, wie er das tut. Aber das ist es nicht, was mich nervös macht. Ich bin mir klar über die Unterschiede, die alle unter ›ungewöhnlich, aber erklärbar‹ zu den Akten gelegt werden. Aber da ist noch etwas anderes, das ich nicht zu fassen bekomme und das mir verdammt auf die Nerven geht.«
    »Lass es ruhen. Es wird dir klarwerden, wenn du mit etwas ganz anderem beschäftigt bist.«
    Tony brummte, wenig überzeugt. »Es ist seltsam. Es erscheint mir fast wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Als hätte ich das alles schon einmal gesehen. Aber ich weiß, dass es nicht so ist. Mir fällt kein einziger Fall ein, bei dem der Mörder seine Opfer nach dem Todeseintritt tätowiert hat. Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl loswerden, denn es nervt mich unheimlich. Habt ihr Fortschritte gemacht mit den Ermittlungen?«
    Paula erzählte ihm von Sams Entdeckung vom Abend zuvor. »Stacey arbeitet daran. Wenn man damit irgendwas anfangen kann, wird sie es schaffen.«
    »Du könntest sie vielleicht bitten, mal nachzusehen, ob sie zwischen dem Flyer und Dances With Foxes altmodische, einfache Motels finden kann? Das ist offenbar eine Umgebung, mit der er vertraut ist. Und sie halten sich gerne an Orte, an denen sie sich auskennen. Suzanne Black wurde irgendwo ertränkt, wo er sie nicht an einer Rezeptionistin vorbeischleusen musste. Ich glaube nicht, dass er sie zu sich nach Hause mitgenommen hat. Solche Risiken geht er nicht ein. Aber eines dieser Motels, wo man sich in einem Büro anmeldet, und die Zimmer sind wie Wohnungen, die auf den Parkplatz hinausgehen, das würde passen.«
    »Gute Idee. Danke.« Sie trank ihren Kaffee aus und schob ihren Stuhl zurück. »Sie werden mir alle fehlen. Wir werden von Blake in alle vier Winde verstreut werden. So einen Heimathafen werde ich nie wieder finden. Es ist wie das Ende eines Lebensabschnitts.«
    »Blake ist ein Idiot«, sagte Tony. In diesem Moment meldete sich sein Handy. Er tastete seine Taschen ab, bis er es fand. »Nachricht von Carol«, sagte er. »Ich soll ins Präsidium, damit Chris eine Nachbesprechung mit uns machen kann.«
    »Womit war sie denn beschäftigt? Ich habe sie seit gestern Mittag nicht mehr gesehen.«
    »Sie hat die drei anderen Kollegen aufgespürt, die mit mir und Carol zusammengearbeitet haben, um Vance dingfest zu machen. Sie mussten persönlich gewarnt werden, damit sie das nicht alles erst aus den Nachrichten erfuhren.« Er stand auf. »Ich sollte wohl besser rübergehen.«
    »Ich geb dir zehn Minuten Vorsprung«, sagte Paula. »Letztes Mal, als wir uns hinter ihrem Rücken zusammengetan haben, hat sie mir das Gefühl gegeben, ich sei ein dummes, unvernünftiges Kleinkind. Und das war schlimm. Lass uns also diesmal besser aufpassen, damit sie wirklich nichts merkt.«
    Sobald Tony das Großraumbüro betrat, wusste er, dass er derjenige war, der im Café hätte bleiben sollen. Carol saß neben Chris’ Schreibtisch und schaute auf, als er hereinkam. »Das ging aber schnell«, sagte sie. »Ich dachte, du hättest vorgehabt, den ganzen Tag zu Hause zu bleiben?«
    »Hatte ich auch vor«, antwortete er. »Aber Penny Burgess kam vorbei, da habe ich es vorgezogen zu verschwinden, um mich hier zu verstecken.« Er wollte das schon weiter

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