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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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auf, sah zur Uhr und musste feststellen, dass es Zeit war, zum Abendessen nach Hause zu gehen.
    »Musst du los?«, fragte Henry. Ich nickte, stand auf und hielt ihm meine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Er nahm sie, hielt sich aber kaum daran fest. Ich streifte ein Sweatshirt über meinen Bikini und zog den Reißverschluss zu. Dann nahm ich Handtuch, Sonnenbrille und Kekse, und wir gingen Hand in Hand zusammen den Steg entlang.
    Als wir an unserem Haus angekommen waren, drückte er fest meine Hand und sagte: »Bis morgen.«
    »Bis morgen«, entgegnete ich und spürte, wie überbreit mein Lächeln war, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich das nicht verhindern konnte. Er beugte sich zu mir herunter, um mir einen Kuss zu geben, und ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu erwidern.
    »Igitt.« Wir fuhren herum und sahen Davy ein paar Schritte entfernt von uns stehen, Murphy zu seinen Füßen. Davy zog eine Grimasse. »Das ist ja eklig.«
    »Das wirst du irgendwann anders sehen«, versicherte Henry ihm. »Hast du den Hund wieder ausgeführt?«
    Davy nickte und hielt mir zögernd die Leine hin. Seit mein Vater ihm erlaubt hatte, regelmäßig mit Murphy Gassi zu gehen, nahm Davy diese Aufgabe sehr ernst und kam mehrmals am Tag zu uns herüber, um den Hund abzuholen. Dadurch war Murphy nun meistens schon am frühen Abend fix und fertig und schlief sofort nach dem Essen auf Dads Schoß ein.
    »Danke dir«, sagte ich und nahm die Leine. Davy nickte, und ich verabschiedete mich strahlend von Henry. »Bis morgen also.«
    »Ciao«, antwortete er lächelnd, was Davy mit einem Stöhnen quittierte. Henry machte sich auf den Weg nach Hause, und Davy rannte ihm nach, während er ihm aufgeregt irgendwas erzählte.
    »Und du, was hast du heute so erlebt?« Ich nahm Murphy auf den Arm, der ausgesprochen erledigt aussah. Ich kraulte ihm die Ohren, wobei ich mit ihm ins Haus ging, und er schien über die Verschnaufpause hocherfreut zu sein. »Hast du Großes vollbracht?«
    Das Erste, was mir auffiel, als ich die Stufen zur Veranda hinaufstieg, war die Musik, die aus dem Haus kam. Es war keine Ballettmusik und auch keine andere klassische Musik – sondern guter, alter Rock. Ich setzte den Hund auf den Boden, nahm ihm die Leine ab und öffnete die Fliegengittertür. Murphy rannte hinein, direkt auf seine Wasserschüssel zu, und im nächsten Moment hörte ich ihn geräuschvoll trinken.
    Drinnen wurde die Musik noch lauter. Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Vielleicht hatte ich den Song schon mal auf einem Oldie-Sender oder in einem Film-Soundtrack gehört. Ich stellte die Kekse und meinen Cupcake auf den Küchentisch und ging weiter, wobei ich den Eindruck hatte, dass das Haus ziemlich leer war. Im Vorbeigehen schaltete ich hier und da eine Lampe ein. Aber als ich den Ursprung der Musik entdeckt hatte, fand ich auch meinen Vater. Er saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden, hatte einen alten Plattenspieler vor sich stehen und um ihn herum stapelten sich jede Menge Schallplatten.
    »Hallo«, sagte ich und machte das Licht an. Wir kniffen beide die Augen zusammen, als es im Raum hell wurde. Er trug T-Shirt und Jogginghose, aber sein Scheitel war so streng gezogen wie immer, wie mir auffiel.
    »Hallo, Kleines«, erwiderte er und fing an zu husten. Als der Anfall vorüber war, räusperte er sich und fuhr fort: »Was gibt’s Neues?«
    »Nichts«, entgegnete ich lächelnd. Ich betrachtete die Schallplatten und den sich drehenden Plattenteller. Offen gestanden gefiel mir das besser als Opernmusik. Ich kniete mich hin und nahm eine der Hüllen zur Hand – Charlie Rich stand darauf. Die Gestaltung des Covers – und sein Bart – sahen sehr nach den Siebzigern aus. »Was machst du denn hier?«
    Lächelnd drehte er einen Song über Kalifornien leiser. »Ich hatte was in der Werkstatt zu tun und dabei bin ich über meinen alten Plattenspieler und die Schallplatten gestolpert. Eigentlich wollte ich sie ja nur mal schnell durchsehen, aber dann hab ich doch angefangen reinzuhören …« Er nahm eine der Plattenhüllen und drehte sie um.
    »Und wer ist das jetzt?«, erkundigte ich mich, als der eine Song zu Ende war und der nächste anfing, langsamer und sanfter als zuvor.
    »Das«, sagte mein Vater, während er mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht hinter sich langte, um mir das Albumcover zu geben, »ist Jackson Browne.«
    »Hast du den früher oft gehört?«, fragte ich und betrachtete das Titelbild – ein Auto unter einer einsamen

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