Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
Vom Netzwerk:
staunte ich und sah ihn nur kurz an, denn immer neue Raketen fauchten kurz nacheinander gen Himmel.
    »Ich kenne einen von den Pyrotechnikern aus der Schule«, erklärte Henry. »Und der war einverstanden, noch ein paar Geschosse aufzuheben, damit wir uns in aller Ruhe ein hübsches Plätzchen mit guter Aussicht suchen konnten.«
    »Wahnsinn«, murmelte ich und schaute überwältigt in den Nachthimmel, der in den schönsten Farben leuchtete. Noch nie hatte ich ein Feuerwerk von einem Boot aus beobachtet, aber jetzt wusste ich, dass es keinen besseren Platz dafür gab. »Danke schön«, sagte ich und konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass Henry das organisiert hatte – ein privates Feuerwerk, nur für uns beide. Ich richtete mich auf und küsste ihn. Dabei nahm ich sogar mit geschlossenen Augen die Lichteffekte am Himmel über uns wahr.
    Nach einer Weile war das Spektakel vorbei. Auch wenn es keiner hören konnte, klatschten Henry und ich vom Boot aus Beifall. Und obwohl das Feuerwerk ja der eigentliche Grund für unseren Ausflug war, fühlte es sich herrlich an, einfach so auf dem See zu treiben. Folglich hatten wir es beide nicht besonders eilig, wieder zurückzurudern. Wir zogen den Reißverschluss von einem der Schlafsäcke auf und krochen hinein, denn allmählich wurde es empfindlich kühl draußen auf dem Wasser.
    Wir küssten uns, bis meine Lippen taub wurden, mein Herz raste und wir ganz außer Atem waren. Dann gingen wir zu sanfteren Küssen über und unterhielten uns, während wir einfach auf dem See trieben, den sternenübersäten Himmel über uns.
    Ob es an der Dunkelheit lag oder daran, dass wir uns nicht direkt ansehen konnten, oder ob das bei nächtlichen Bootsfahrten sowieso unvermeidlich war – auf jeden Fall führten wir viel ernsthaftere Gespräche als je zuvor. Ich erzählte ihm von dem Erlebnis mit meiner Mutter und wie es mich erschreckt hatte, sie weinen zu sehen. Er sagte, dass er sich ziemlich Gedanken wegen Davy machte, weil er ja in einem Jahr zum Studium weggehen würde und sich dann nicht mehr um ihn kümmern konnte. Und dann vertraute ich ihm etwas an, was ich noch nie zuvor ausgesprochen hatte, nämlich dass es meinem Vater immer schlechter ging und ich schreckliche Angst vor dem hatte, was uns bevorstand.
    Mit der Zeit wurden die Pausen immer länger, und irgendwann schloss ich die Augen und legte meinen Kopf auf Henrys Brust. In seinen Armen fühlte ich mich warm und geborgen, sanft auf den Wellen schaukelnd, eingehüllt in den weichen Flanellschlafsack. Ich musste gähnen und Henry kurz darauf ebenfalls. Obwohl ich schon den ganzen Sommer eigentlich nicht richtig schlafen konnte, merkte ich, wie ich unter dem grandiosen Sternenhimmel in Henrys Armen sanft einschlummerte.
    Als wir wieder aufwachten, wurde es schon langsam hell, und wir ruderten zurück zum Steg. Ich stellte fest, dass ich mehrere Mückenstiche am Hals hatte, der so ziemlich als einziges nicht vom Schlafsack bedeckt gewesen war. Henry hatte fünf Stück davon an der Hand. Zuerst war ich furchtbar verlegen, weil ich eingeschlafen war. Ich hoffte nur, dass ich ihn im Schlaf nicht versehentlich vollgesabbert und keinen peinlichen Mundgeruch hatte. Da ich noch nie neben jemandem die Nacht verbracht hatte (Lucy auf dem Ausziehbett zählte da vermutlich nicht), befürchtete ich, dass ich ihn versehentlich geschubst oder im Schlaf vor mich hin geredet hatte.
    Aber falls es so war, erwähnte Henry es nicht und er wirkte auch nicht sonderlich verstört. Ich saß ganz hinten im Boot und zog den Schlafsack eng um meine Schultern, während er uns nach Hause ruderte. Henry hatte noch eine Schlaffalte im Gesicht, wo er auf dem Saum des Schlafsacks gelegen hatte, und seine Haare standen nach allen Seiten ab. Aber damit sah er irgendwie noch süßer aus als sonst.
    Am Steg machten wir eilig das Boot fest und räumten alle Sachen raus. Da Mr Crosby im Normalfall kurz vor sechs zur Bäckerei losfuhr, wollte sich Henry ganz schnell ins Haus schleichen und so tun, als ob er die ganze Nacht dort verbracht hätte.
    »Danke für die tolle Überraschung«, sagte ich und musste mich sehr anstrengen, nicht an meinen Mückenstichen zu kratzen.
    »Na, gerne doch«, antwortete er, beugte sich zu einem schnellen Kuss zu mir herunter und fügte hinzu: »Ich ruf dich an, ja?«
    Lächelnd stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn noch einmal. Dabei war es mir jetzt ziemlich egal, ob ich Mundgeruch hatte oder nicht.
    Ich lief

Weitere Kostenlose Bücher