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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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Schein der letzten Kerzen sah ich, wie Gelsey in eine geneigte Arabesque verfiel und ein Bein fast parallel über sich ausstreckte. »Nur noch fünf Minuten!«, rief sie mit leicht erstickter Stimme.
    Meine Mutter nickte und sagte dann zu mir: »Und komm du bitte auch nicht so spät, ja?« Ich nickte ebenfalls und musste lächeln. Mitten beim Aufräumen kam von Henry eine SMS, dass ich zwecks Überraschung in zwanzig Minuten zum Steg kommen sollte. Ich hatte zwar keine Ahnung, was dort stattfinden oder wie lange es dauern würde, aber diesen Sommer hatte ich ziemlich viele Freiheiten im Hinblick auf meine Ausgehzeiten. Meine Mutter hatte mich lediglich gebeten, nicht allzu spät zu kommen und dabei vor allem leise zu sein.
    Ich ging ein bisschen früher los zum Steg und sah Henry auch gerade hinunterkommen. Sein weißes T-Shirt leuchtete in der Dunkelheit. »Hallo«, rief ich, Henry blieb stehen und lächelte, als er mich sah.
    »Hi«, antwortete er. Da es dunkel war und sein Bruder nicht um uns herumalberte, legte ich meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er erwiderte meinen Kuss, umarmte mich fest und hob mich dabei ein Stück in die Höhe. Das machte er manchmal – wahrscheinlich um mich daran zu erinnern, dass er inzwischen größer war als ich.
    »Du hast den ganzen Feuerzauber verpasst«, sagte ich, als wir uns wieder voneinander lösten.
    »Echt?«, fragte er seltsam unbeeindruckt. »Na so ein Pech aber auch.«
    »Und jetzt?«, erkundigte ich mich gespannt. »Überraschungszeit?«
    Lächelnd nahm Henry meine Hand. »Am Steg«, antwortete er. Als wir zusammen hinuntergingen hörte ich Geräusche hinter mir und sah, dass meine Schwester immer noch im Garten war. Gerade wollte ich sie ins Bett schicken, als sie eine Wunderkerze aus der Packung holte, anzündete und damit in großen Sprüngen und mit vielen kleinen Drehungen auf das Haus zutanzte. Die Wunderkerze funkelte in leuchtenden Streifen, bis sie hinter der Hausecke verschwunden war.
    Dass Henry mir die Überraschung unten am Steg zeigen wollte, hatte einen guten Grund – es war nämlich ein Boot.
    »Es ist aber nicht nur das Boot«, sagte er. Alles war schon vorbereitet. Er zündete die Camping-Laterne an und hielt sie hoch, damit wir etwas sehen konnten. Am Steg war ein Ruderboot festgemacht, das sanft auf den Wellen schaukelte. Es war mit Schlafsäcken ausgelegt und sah viel gemütlicher aus, als ich es von einem Boot je erwartet hätte.
    »Wo hast du das denn her?«, fragte ich verblüfft, kletterte die Leiter hinunter und stieg vorsichtig ins Boot, das sofort ins Wanken kam. Einen panischen Moment lang dachte ich wirklich, es würde umkippen. Ich wusste zwar, dass die Crosbys mehrere Kajaks hatten, aber ein Ruderboot hatte ich an unserem Steg noch nie gesehen.
    »Bei einem von Dads besten Kunden ausgeborgt«, antwortete er. »Als Dankeschön kriegt er morgen einen extraleckeren Kuchen. Aber jetzt müssen wir wirklich los.«
    »Okay«, sagte ich irritiert über die plötzliche Eile, machte es mir aber auf der vorderen Sitzbank gemütlich. Henry setzte sich nach hinten und ruderte uns erstaunlich geschickt auf den See hinaus. Ich drehte mich zu ihm um, zog die Knie an und genoss es, wie wir über das Wasser glitten, bis wir so weit vom Steg entfernt waren, dass er winzig klein wirkte.
    Da hielt Henry an und holte die Ruder ein. Er nahm sein Handy und schaute nach der Uhrzeit. Im Dunkeln leuchtete das Display strahlend hell. »Okay«, befand er. »Gleich geht’s los.«
    Ich sah mich um. Wir waren mitten auf dem See, und ich hatte keinen Schimmer, was hier um alles in der Welt losgehen sollte. »Henry?«, fragte ich unsicher.
    Lächelnd machte er die Laterne aus, ließ sich auf den Schlafsäcken nieder und winkte mich zu sich heran. Auf allen vieren kroch ich auf ihn zu. Als ich bei ihm angekommen war, lehnte er sich zurück, und ich schmiegte mich in seinen Arm. Wieder kam das Boot kurz ins Schaukeln, während man rings herum nichts weiter hörte als die Zikaden und die von außen leise ans Boot klatschenden Wellen. Henry beugte sich zu mir, gab mir einen Kuss und strich mir lächelnd über die Wange. »Bist du bereit für die Überraschung?«, fragte er.
    »Jep«, antwortete ich und sah mich suchend um, ob ich irgendwas verpasst hatte. »Aber …« In diesem Moment hörte ich das Zischen eines weiteren Feuerwerkskörpers. Dann explodierte direkt über uns eine Rakete und tauchte den ganzen Himmel in goldenes Licht. »Oh, was ist das denn?«,

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