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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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erst jetzt, wie nahe wir uns waren. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ihm musste das im selben Augenblick auch aufgefallen sein, denn er ließ mich ganz plötzlich los und wich ein paar Schritte zurück.
    »Alles klar?« Da war er wieder, sein schroffer, geschäftsmäßiger Ton.
    »Alles okay«, bestätigte ich und wischte mir ein paar nasse Blätter von den Knöcheln, vor allem, um meine Nervosität zu verbergen.
    »Prima.« Damit ging er weiter. Ich folgte ihm, sorgfältig darauf bedacht, meine Füße in seine Spuren zu setzen, damit mir nicht noch mehr Missgeschicke passierten. Ein paar Sekunden später, wie mir schien, waren wir aus dem Wald heraus. Ich blinzelte ins helle Sonnenlicht und stellte erstaunt fest, dass ich nur zwei Straßenecken von unserem Haus entfernt war. »Findest du dich von hier aus zurecht?«, fragte Henry.
    »Na logisch«, antwortete ich leicht gekränkt.
    Henry schüttelte bloß den Kopf und lächelte – das erste echte Lächeln seit unserem Wiedersehen. »Na ja, dein Orientierungssinn ist ja nicht ganz so perfekt«, legte er nach. Ich machte den Mund auf, um ihm zu widersprechen, doch er fuhr fort: »Ich musste dich gerade eben aus dem Wald führen, schon vergessen?« Sein Blick ruhte kurz auf mir und dann sagte er noch: »Und das war schließlich nicht das erste Mal.« Dann machte er den Abgang und überließ es mir, aus seinen Worten schlau zu werden.
    Erst etwas später, als ich ihn schon nicht mehr sehen konnte, ging mir ein Licht auf. Richtig, wir waren uns zum ersten Mal in exakt diesem Waldstück begegnet. Während ich mich auf den Heimweg machte und mit der Hand die Augen vor der Sonne abschirmte, die mich nach dem Dämmerlicht im Wald blendete, fiel mir auf, dass ich so sehr in meinen Erinnerungen gefangen war, wie die Sache mit ihm geendet hatte, dass mir schon fast entfallen war, wie sie eigentlich begonnen hatte.
    »Taylor, wo warst du denn?«, fragte meine Mutter, als ich zu Hause ankam. Erschrocken besah sie sich meine zerkratzten Beine. Ich hatte versucht, mich unbemerkt in mein Zimmer zu schleichen, in der Hoffnung, dass alle anderen noch schliefen, aber daraus war nichts geworden. Mom packte gerade Unmengen von Einkaufstüten aus dem PocoMart aus – dem einzigen Laden in Lake Phoenix, wo man einigermaßen vernünftig einkaufen konnte. Es gab natürlich auch größere Supermärkte, aber dahin war man mit dem Auto eine gute halbe Stunde unterwegs.
    »Bin nur bisschen spazieren gewesen«, erklärte ich unbestimmt und sah mich in der Küche um, wobei ich ihrem Blick sorgfältig auswich. Ich sah, dass die Kaffeemaschine nach wie vor nicht lief – meine Mutter trank lieber Tee –, was bedeutete, dass mein Vater immer noch schlief – zwei Stunden, nachdem ich losgegangen war.
    »Im Supermarkt hab ich Paul Crosby getroffen.« Das war Henrys Vater. Ich fühlte, wie ich rot wurde, und war froh, dass sie ihm begegnet war, bevor seine Söhne die Gelegenheit hatten, ihm in allen Einzelheiten zu schildern, wie ich mich im Wald verlaufen hatte. »Am Milchregal. Er hat gesagt, sie sind jetzt unsere Nachbarn.«
    »Oh«, sagte ich. »Na so was.« Meine Wangen fühlten sich gleich noch heißer an. Ich öffnete den Kühlschrank und steckte den Kopf hinein, wobei ich so tat, als ob ich etwas ungeheuer Wichtiges suchte.
    »Geh doch mal rüber und sag Henry Hallo«, fuhr meine Mutter fort, während ich akribisch die Milchkartons so ausrichtete, dass das Haltbarkeitsdatum bei allen nach vorn zeigte.
    Nun kann man natürlich nicht ewig mit dem Kopf im Kühlschrank dastehen, und ich hatte mein Limit eindeutig erreicht. Außerdem wurden meine Ohren langsam kalt. »Hm«, machte ich daher, schloss die Kühlschranktür und lehnte mich dagegen.
    »Und Ellen natürlich auch nicht zu vergessen«, fuhr meine Mutter fort. Bei letzterem Vorschlag klang sie merklich weniger begeistert und das konnte ich ihr nicht verübeln. Henrys Mutter hatte Kinder offenbar noch nie richtig leiden können, es sei denn, sie waren mucksmäuschenstill und kamen ihr nicht in die Quere. Während wir in unserem Haus immer wie eine wilde Horde eingefallen waren, manchmal sogar bis an die Zähne mit Wasserpistolen bewaffnet, wurden wir ohne Absprache ganz still und leise, sobald wir an Henrys Haustür ankamen. Bei Henry zu Hause wurden keine Deckenburgen gebaut. Und obwohl meine Mutter nie etwas gegen sie sagte, hatte ich immer das Gefühl, dass sie Mrs Crosby nicht besonders mochte.
    Ich

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