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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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Regenwetter auch öfter gemacht hatten. In Lake Phoenix hingegen gab es nur eine einzige Ampel, eine Tankstelle und eine Handvoll Geschäfte. Eins davon war The Humble Pie, gleich daneben lag der Gemüseladen der Hensons. Außerdem hatte der Ort einen Heimwerkerladen und die Eisdiele Sweet Baby Jane’s zu bieten, wo Gelsey nie etwas anderes als Erdbeershake bestellte. Weitere Läden waren der Pocono Coffee Shop, der bei allen nur »Diner« hieß, und ein Geschäft mit dem Namen Schilderwald, wo man sich individuelle Schilder fürs Haus anfertigen lassen konnte.
    Während ich die Straße entlangschlenderte, fiel mir natürlich jeder neue Laden sofort ins Auge – auch wenn ich mich meistens nicht erinnern konnte, was vorher dort gewesen war. Neu war auf jeden Fall eine Zoohandlung mit Hundesalon namens HundeLeben, wo allerdings gähnende Leere herrschte. Nur ein rothaariges Mädchen stand hinter dem Ladentisch und blätterte in einer Zeitschrift. Als ich fast am Ende der Main Street angekommen war, stand ich plötzlich vor einem weiteren neuen Laden, der den hübschen Namen Die Nussecke trug. Er sah aus wie eine Bäckerei – mit verschiedenen Brotsorten und einer eindrucksvollen Sahnetorte in der Auslage. Bei diesem Anblick knurrte mir sofortder Magen, und ich spähte an der Torte vorbei, was es drinnen sonst noch so gab. Plötzlich räusperte sich jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah einen älteren Mann mit mürrischem Blick und einem überdimensionalen Basecap auf dem Kopf. Offenbar ein Fan der Phillies – der Baseball-Mannschaft von Philadelphia.
    »Was denn nun, rein oder raus?«, blaffte er mich an und nickte in Richtung Tür, die ich aus Versehen versperrt hatte.
    »Oh, also rein wollte ich«, antwortete ich, öffnete die Tür und hielt sie dem Mann auf, der nur missgelaunt vor sich hin brummelte und den Laden betrat. Eigentlich wollte ich die Tür gleich wieder schließen und mich auf den Weg zurück zu Dad machen, aber dann überkam mich doch die Neugier. Außerdem war es im Laden klimatisiert und duftete fantastisch nach frisch gebackenem Brot und Buttercreme. Also ging ich kurz entschlossen doch hinein und ließ die Tür hinter mir zufallen.
    Im Laden war es angenehm kühl und ein bisschen düster, sodass sich meine Augen erst mal an den Lichtwechsel gewöhnen mussten. Als ich wieder einigermaßen sehen konnte, erkannte ich am Fenster zwei kleine Holztische mit dazu passenden Stühlen und auf der anderen Seite eine Theke mit Glasplatte, die sich fast über die gesamte Ladenbreite erstreckte. In der Vitrine darunter lagen Backwaren aller Art, und hinter der Theke stand ein Regal mit den Broten, die bis hinaus auf die Straße dufteten. Wieder meldete sich mein knurrender Magen, sodass ich beschloss, mir als Zwischenmahlzeit ein leckeres Teilchen zu gönnen.
    Hinter dem Ladentisch war niemand zu sehen, was den Mann mit der Phillies-Mütze so sehr erzürnte, dass er mehrmals heftig auf die kleine silberne Klingel schlug und über den lausigen Service schimpfte. Ich ging näher an die Vitrine heran und sah mir den Himbeerkuchen genauer an. Nebenbei bemerkte ich auf der Theke die aktuelle Lokalzeitung Pocono Record, in der das Kreuzworträtsel aufgeschlagen war. Ich ging noch näher heran, weil ich neugierig war, ob bei 19 waagerecht vielleicht etwas eingetragen war. Als ich mich nach vorn beugte, betätigte der Mann noch einmal entnervt die Klingel, woraufhin von hinten eine Stimme ertönte:
    »Moment bitte noch«, rief es. »Bin sofort bei Ihnen.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, grummelte der Mann und sah mich Beifall heischend an. Aber ich war gerade zur Salzsäule erstarrt. Die Stimme kannte ich nämlich. Ich schielte zur Tür und überlegte, ob die Zeit noch reichte, um unentdeckt zu türmen. In dem Augenblick, als ich mir grünes Licht gab, ging die Metall-Schwingtür hinter der Theke auf und zum Vorschein kam Henry.

Kapitel 8
    Henry starrte mich einfach nur an, ich starrte zurück in seine grünen Augen und hätte am liebsten hysterisch losgelacht, weil es so aussah, als ob ich in Lake Phoenix keinen Schritt tun konnte, ohne ihm über den Weg zu laufen. Der alte Herr ließ seinen Blick zwischen uns hin und her wandern, runzelte wieder die Stirn und schlug noch einmal mit der flachen Hand auf die Klingel.
    Das riss Henry aus seiner Erstarrung. »Tut mir leid«, erwiderte er hastig auf das demonstrative Räuspern. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wie lange soll ich denn noch warten?«,

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