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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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gewesen, aber anscheinend hatte sie seitdem nicht annähernd so viel an Länge zugelegt wie ich, denn sie war gut zehn Zentimeter kleiner und hatte außerdem genau die Rundungen zu bieten, die wir uns beide erträumt hatten. Ihre Haare waren immer noch glänzend dunkelbraun, doch die damals unbändige Lockenpracht sah jetzt seidig glatt aus. Ihr ohnehin dunkler Teint war schon gebräunt und ihrMake-up gekonnt aufgetragen – in den letzten fünf Jahren hatte sie unsere ungeschickten ersten Eyeliner-Versuche sichtlich perfektioniert.
    Lucy blinzelte mich erst ungläubig an, dann kniff sie die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor dem Körper. »Was zum Teufel machst du denn hier?«, fragte sie verblüfft und wütend zugleich. Der Typ, der auf dem Tresen saß, schaute jetzt ebenfalls zu mir und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich … ähm«, stammelte ich. Dann wies ich auf Freds Büro hinter mir. »Fred hat gesagt, ich soll mich hier melden. Ich arbeite jetzt hier.«
    »Ach, echt.« Lucy formulierte das nicht als Frage.
    »Echt?« Der Typ auf dem Tresen klang schon eher interessiert. Er sprang herunter und legte seine Waffe in Form der Zeitung auf dem Tresen ab.
    »Ja«, sagte ich zaghafter, als mir lieb war, da ich bereits zweifelte, ob das Ganze so eine gute Idee gewesen war. Und in dem Moment ging mir auch schlagartig auf, dass wahrscheinlich Lucys Anwesenheit hier der Grund für Henrys eher gebremste Reaktion war, als ich ihm von meinem neuen Job im Strandimbiss erzählt hatte.
    »Ausgezeichnet«, sagte der Typ. »Verstärkung.« Er streckte mir seine Hand entgegen und schüttelte die meine ein bisschen zu kräftig. Vielleicht hatte er ja dasselbe Buch gelesen wie Warren. »Ich bin Elliot.«
    Da fiel es mir wieder ein. Plötzlich sah ich ihn vor mir, den Zehnjährigen, noch stämmiger und kleiner als jetzt, mit einer wesentlich uncooleren Brille, wie er am Imbiss im Schwimmbad herumlungerte. Er war einer von den Jungs, die immer ein Kartenspiel einstecken hatten und ständig versuchten, irgendjemanden zum Spielen zu überreden. Eigentlich war er ja Henrys Freund, aber manchmal waren wir auch zu dritt, besonders wenn es regnete und es nichts Besseres zu tun gab.
    »Taylor«, sagte ich. »Kannst du dich …?« Ich brach ab, weil mir aufging, wie peinlich es war, wenn man fragen musste, ob jemand sich an einen erinnern konnte.
    »Oh«, sagte Elliot und seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Taylor.« Er sah kurz zu Lucy und dann wieder zu mir. Lucy starrte stur geradeaus hinaus aufs Wasser, als ob schon allein mein Anblick zu viel für sie war. »Sorry, dass ich dich nicht gleich erkannt hab. Ist aber auch ’ne ganze Weile her, was?«
    Ich nickte. »Allerdings.« Dann breitete sich Schweigen aus und Elliot räusperte sich.
    »Tja also, schön dass du hier bist«, sagte er. »Sollst du hier am Imbiss arbeiten?«
    »So in der Art.« Ich schaute zu Lucy und sie erwiderte ganz kurz meinen Blick, ehe sie demonstrativ wieder wegsah. »Und irgendwas mit Kino …« Mehr konnte ich dazu nicht sagen, denn im Grunde hatte ich keinen Schimmer, was ich hier eigentlich sollte.
    »Sieht ja ganz danach aus, als ob Fred nun doch noch seine Angel-Aushilfe gekriegt hat«, stellte Elliot fest. Lucy zuckte bloß die Schultern. Elliot klärte mich auf: »Davon träumt er schon seit Jahren. Aber man munkelt, dass er mit Jillian aus dem Büro was am Laufen hat, was sicher auch eine Motivation für seine Idee ist.«
    »Hast du nicht gleich ’nen Kurs?«, fragte Lucy mit Blick auf die runde Wanduhr, die schief über der Mikrowelle hing.
    Elliot sah auf seine Armbanduhr – ein gigantisches Modell aus Plastik, das praktisch sein gesamtes Handgelenk einnahm. Sie sah aus wie eine Taucheruhr, die dafür gemacht war, weit größere Tiefen als die des Lake Phoenix zu überstehen. »In zehn Minuten«, seufzte Elliot. »Leider.«
    »Kurs?«, fragte ich. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lucy die Augen verdrehte. Aber da meine Einweisung in die Arbeit in diesem Schuppen so unklar gewesen war, wollte ich so viel an Information wie möglich aus der einzigen Person herausholen, die offenbar bereit war, mit mir zu reden.
    »Außer dem Imbiss-Job gebe ich noch Segelunterricht«, klärte Elliot mich auf. »Das überschneidet sich nur alles ein bisschen. Und heute ist der Tag, wo ich die fortgeschrittenen Anfänger hab. Die sind irgendwie allergisch gegen jede Art von Wissensvermittlung.« Er ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und drehte

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