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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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zu sehen. Unsäglich erleichtert rannte ich auf ihn zu und sprudelte los, ehe ich ihn überhaupt erreicht hatte: »Lucy braucht unbedingt deine Hilfe in der Küche.« Elliot schaute auf und der Gitarrist hielt mitten im Akkord inne. »Ich hab doch überhaupt keinen Plan, was ich machen soll.«
    Elliot zog die Augenbrauen hoch. »Aber sie kann es dir doch zeigen, oder?«, fragte er. »Luce kann total gut erklären. Mir hat sie jedenfalls alles beigebracht.«
    »Oh«, sagte ich und drehte mich zu dem Imbissstand hinter mir um. Ich dachte daran, wie sie mich rausgeworfen hatte und mich ganz eindeutig loswerden wollte. »Na ja«, seufzte ich, »ich hatte nicht den Eindruck dass sie das … ähm … wollte.«
    »Okay«, erwiderte Elliot und nickte. Er lächelte mich mitfühlend an und stand auf. »Mach ihr deswegen aber keine Vorwürfe.« Noch ehe ich eine Erwiderung parat hatte, machte er sich auf den Weg zum Imbiss. »Ach so«, sagte er, drehte sich kurz zu mir um und zeigte auf den gelockten Gitarristen. »Taylor, das ist Leland. Leland, das ist Taylor. Die Neue.« Damit hastete er auf das Gebäude zu und einen Moment später hörte ich, wie die Tür zuknallte.
    Leland war ziemlich groß, mit blasser, sommersprossiger Haut und sonnengebleichten Haaren, die aussahen, als hätten sie schon länger keinen Kamm gesehen. Er schlug einen Akkord an und sah mit schläfrigem Lächeln zu mir auf. »Hi«, sagte er. »Bist du auch Rettungsschwimmer?«
    »Nee«, erwiderte ich. »Am Imbiss.«
    »Cool«, antwortete er und klimperte wieder ein paar Akkorde, wobei er sich besonders auf die unteren beiden Saiten konzentrierte. Während ich ihn beim Spielen beobachtete, fiel mir auf, wie ungewöhnlich ich es fand, dass dieser mega-gechillte, benebelte Typ ausgerechnet Rettungsschwimmer war. Zumindest entsprach er nicht ansatzweise meinem Rettungsschwimmer-Bild.
    »Apropos«, murmelte Leland, streckte seine langen Beine und stand auf. »Ich mach mich mal besser an die Arbeit. Wir sehen uns.« Ohne Anflug von Eile schlurfte er in Richtung Strand davon.
    Ich schaute zum Imbiss und meinem unkonventionell geparkten Auto. Ein Teil von mir, und zwar ein verdammt großer, wollte einfach nur einsteigen und davonfahren, fahren und erst wieder anhalten, wenn ich viele Kilometer und Bundesstaaten von hier weg war. Aber andererseits hatte es etwas ausgesprochen Erbärmliches an sich, gleich am ersten Tag – nach gerade mal zwanzig Minuten – das Handtuch zu werfen. Und ich wusste sehr wohl, dass ich mit einer überstürzten Flucht nur noch mehr bekräftigen würde, was Lucy über mich dachte. Also zwang ich mich, zum Imbiss zurückzukehren, wobei ich auf einmal wesentlich mehr Verständnis für meine Schwester und ihre Probleme von diesem Morgen spürte. Ich holte tief Luft, öffnete die Seitentür und fühlte mich ungefähr so, als würde ich gleich einem Erschießungskommando gegenüberstehen.
    Der Rest des Arbeitstages verlief alles andere als entspannt. Lucy redete kaum ein Wort mit mir. Entweder kommunizierte sie mit mir über Elliot, wenn er zwischen seinen Kursen mal bei uns auftauchte, oder sie ignorierte mich komplett und verschwand mehrfach, um mit dem Handy zu telefonieren. Nach dem Mittagsansturm schickte sie mich in den Lagerraum zum Aufräumen und Sortieren. Die Arbeit war todlangweilig – erst musste ich die aufgestapelten Schwimmwesten zählen und ordnen und dann Inventur im Vorratsschrank machen. Aber wenigstens war ich dort allein, ohne peinliche Unterbrechungen und genervte Blicke in meine Richtung. Meine Mittagspause verbrachte ich alleine am Strand, wo ich etwas abseits im Schatten einer Kiefer saß. Im Wasser tobten ein paar Kinder. Sie versuchten sich gegenseitig von ihren Badebooten ins Wasser zu schubsen … ein Spiel, an das ich mich bestens erinnern konnte. Außerdem sah ich Elliot draußen auf dem See in einem Kajak, wo er eine Gruppe von Segelschülern eine von Bojen markierte Strecke entlanglotste und ein Boot zurückhielt, als es drohte, in Richtung Delaware davonzutreiben. Als ich nach meiner Mittagspause wieder in den Lagerraum ging und die Becher noch mal von vorn zählte, verging die Zeit überhaupt nicht, unerträglich langsam krochen die Stunden dahin. Als es dann endlich fünf war und ich den Vorratsschrank zuklappte, war ich total erledigt. Ich stank nachFrittierfett und der Mayonnaise, die ich mir aus Versehen übers T-Shirt gekippt hatte, meine Füße taten höllisch weh und ich wollte nur noch ins Bett und

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