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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Meldung, die heute in allen Zeitungen stand, Anlass zur Sorge bot, obwohl sie selbst sich keine großen Gedanken darüber machte. Sie fand die ganze Angelegenheit eher albern. Selbst wenn sie einem etwas nachweisen konnten, bekam man höchstens eine Geldstrafe aufgebrummt. Man zückte die Brieftasche, und die Sache war erledigt.
    Die Aufzugtür öffnete sich, und Winifred trat in die Vorhalle, wo Nell sie bereits erwartete.
    Sie bemerkte, dass das freundliche Lächeln, mit dem Nel sie willkommen hieß, mit einem Mal verflog. »Stimmt etwas nicht?«, fragte Winifred.
    Mein Gott, dachte Nell erschrocken. Was ist das? Doch während sie Winifred betrachtete, spürte sie, wie eine Gewissheit in ihr wuchs: Winifreds Stunden auf dieser Erde sind gezählt.

10
A
    dam traf fünfzehn Minuten vor dem vereinbarten Termin auf der Jacht ein. Als er in die Kabine kam, stellte er fest, dass der Heimservice bereits da gewesen war und verschiedene Käseplatten und Kräcker auf der Anrichte aufgebaut hatte. Da Hausbar und Kühlschrank sicher ebenfalls aufgefüllt worden waren, sparte er sich die Mühe, das zu überprüfen.
    Er hatte festgestellt, dass sich die Zungen – die seiner Partner ebenso wie die zukünftiger Kunden – in der ungezwungenen Atmosphäre an Bord, unterstützt von ein paar Drinks, meist am besten lösten. Bei diesen Gelegenheiten trank Adam anstelle seines Lieblingsdrinks, Wodka auf Eis, für gewöhnlich Wasser, allerdings ohne dass die anderen das ahnten.
    Den ganzen Tag hatte er mit dem Gedanken gespielt, Nell anzurufen, doch er hatte sich schließlich dagegen entschieden. Er hasste Streit mit ihr fast ebenso wie den Anblick ihres Großvaters. Nell weigerte sich einfach zu verstehen, dass Mac sie einzig und allein aus einem Grund zu einer Kandidatur für seinen früheren Sitz überreden wollte – nämlich, um sie zu seiner Marionette zu machen. Sein Gerede, er sei mit achtzig in den Ruhestand gegangen, um nicht der älteste Kongressabgeordnete in Washington zu werden, war nichts weiter als ein Lippenbekenntnis. In Wahrheit lag es daran, dass sein Gegenkandidat von den Demokraten ein ernst zu nehmender Rivale war, der Mac die Wahl hätte kosten können. Mac dachte nicht im Traum daran, sich aufs Altenteil zurückzuziehen, er wollte nur nicht als Verlierer abtreten.
    Natürlich wäre er am liebsten ewig an der Macht geblieben.

    Und deshalb würde er dafür sorgen, dass Nell, die bekannt, intelligent, äußerst attraktiv, wortgewandt und beliebt war, seinen Sitz gewann, damit er seinen politischen Einfluss nicht einbüßte.
    Ärgerlich verzog Adam das Gesicht, als er an Cornelius MacDermott dachte. Dann überprüfte er die Tankuhr. Wie erwartet, war der Tank voll. Nachdem er in der vergangenen Woche mit der Jacht hinausgefahren war, hatte die Servicefirma nach dem Rechten gesehen und aufgetankt.
    »Hallo, ich bin es.«
    Adam eilte an Deck, um Winifred beim Einsteigen zu helfen.
    Erfreut stellte er fest, dass sie seinen Aktenkoffer und das Sakko bei sich hatte.
    Allerdings erkannte er an ihren Bewegungen und der Haltung ihres Kopfes, dass sie etwas bedrückte. »Was ist los, Winifred?«, erkundigte er sich deshalb.
    Vergeblich zwang sie sich zu einem Lächeln. »Du durchschaust mich immer, Adam.« Sie umklammerte seine Hand und sprang mit einem großen Schritt an Deck. »Ich muss dich etwas fragen, und ich möchte, dass du ganz offen zu mir bist«, meinte sie ernst. »Habe ich Nell irgendwie verärgert!?«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie war so seltsam, als ich vorhin in deiner Wohnung war.
    Und sie hat sich verhalten, als könne sie es nicht erwarten, dass ich wieder verschwinde.«
    »Das würde ich nicht persönlich nehmen. Ich glaube, ihr Benehmen hat nichts mit dir zu tun. Nell und ich haben uns heute Morgen gestritten«, erwiderte Adam ruhig. »Wahrscheinlich war das der Grund.«
    Winifred hielt immer noch seine Hand. »Wenn du darüber sprechen möchtest, bin ich immer für dich da.«

    Adam machte sich los. »Das weiß ich, Winifred. Vielen Dank.
    Ach, da ist ja Jimmy.«
    Es war offensichtlich, dass Jimmy Ryan sich nicht wohl auf der Jacht fühlte. Obwohl er den ganzen Tag auf der Baustelle verbracht hatte, hatte er es nicht für nötig befunden, sich umzuziehen. Seine Stiefel hinterließen Schmutzabdrücke auf dem Teppich der Kabine, als er wortlos Adams Aufforderung folgte, sich doch einen Drink zu mischen.
    Winifred, die beobachtete, wie er sich ein großes Glas Scotch einschenkte, nahm sich vor,

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