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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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nur gut erhaltene Kleidung an und verkaufte sie zu Niedrigpreisen.
    Es versetzte Nel einen Stich, als sie sich an den Samstag vor Thanksgiving erinnerte. Sie hatte ihren Schrank ausgemistet und alles aussortiert, was sie nicht mehr anzog. Und sie hatte Adam so lange gequält, bis er das Gleiche tat. Dann hatten sie die Sachen zusammengepackt und zum Secondhand-Laden gebracht.
    Stolz auf ihre gute Tat, hatten sie danach in einem thailändischen Restaurant Ecke Second Avenue und 81. Straße gegessen. Beim Essen hatte Adam ihr gestanden, wie schwer es ihm fiel, Kleider wegzugeben, die noch tragbar waren. Das habe er von seiner Mutter, die sich nie von etwas trenne, da man es in schweren Zeiten vielleicht noch gebrauchen könne.
    »In dieser Hinsicht bin ich ihr offenbar sehr ähnlich«, sagte er.
    »Wenn du mich nicht dazu gezwungen hättest, würde das Zeug weiter in meinem Schrank hängen, bis die Kleiderbügel zusammenbrechen.«
    Nel dachte nicht unbedingt gerne an dieses Gespräch.

59
L
    iz Hanley klopfte an Cornelius MacDermotts Bürotür und öffnete sie gleichzeitig. »Ich gehe jetzt«, verkündete sie.
    »Ich wollte Sie gerade daran erinnern. Es ist schon halb drei.«
    »Und der Termin ist um drei.«
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich Ihnen das zumute, Liz, aber es ist wirklich wichtig.«
    »Mac, wenn diese Frau mich verhext, ist das ganz allein Ihre Schuld.«
    »Nachdem Sie mit ihr fertig sind, kommen Sie sofort zurück.«
    »Und was ist, wenn sie stattdessen mich fertig macht?«
    Liz nannte dem Taxifahrer Bonnie Wilsons Adresse in der Westside. Dann lehnte sie sich zurück und versuchte ruhig zu werden.
    Wie sie sich selbst eingestehen musste, glaubte sie daran, dass es wirklich Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten gab – Psi, oder wie auch immer man das bezeichnete. Als sie das Mac anvertraute, hatte er natürlich sofort eine Antwort parat.
    »Meine Mutter dachte zwar nicht, dass sie übersinnliche Kräfte hatte, aber sie war schrecklich abergläubisch«, erwiderte er.
    »Wenn es um Mitternacht dreimal an der Tür klopfte, wenn ein Bild von der Wand fiel oder wenn eine Taube zum Fenster hereinflog, holte sie ihren Rosenkranz heraus. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass diese Zeichen einen Todesfall ankündigten.« Er hielt inne. Offenbar hatte er Spaß an seiner Geschichte.
    »Und wenn Sie dann ein halbes Jahr später einen Brief aus Europa bekam, in dem stand, ihre achtundneunzigjährige Tante sei gestorben, sagte sie zu meinem Vater: ›Siehst du, Patrick, als es letztens dreimal nachts geklopft hat, habe ich dir noch gesagt, dass etwas Schlimmes passiert.‹«
    Bei Mac klingt das sehr überzeugend, und es hört sich wirklich lächerlich an, dachte Liz. Aber es gibt hunderte von dokumentierten Fäl en, in denen sich Verstorbene von ihren Angehörigen verabschiedet haben. Vor Jahren hat Reader’s Digest einen Artikel über Arthur Godfrey gebracht, einen vor langer Zeit berühmten Fernsehstar. Als junger Bursche diente er im Zweiten Weltkrieg auf einem Marineschiff und träumte, sein Vater habe am Fuß seiner Koje gestanden. Am nächsten Morgen erfuhr er, dass sein Vater in genau diesem Augenblick gestorben war. Ich werde den Artikel heraussuchen und ihn Mac zeigen, nahm Liz sich vor. Vielleicht glaubt er wenigstens Arthur Godfrey.
    Nein, das wird auch nichts nützen, seufzte sie, als das Taxi am Straßenrand hielt. Mac wird immer ein Gegenargument finden.
    Bonnie Wilson entsprach dem Bild, das Liz sich nach Nells Schilderung beim Abendessen im Neary’s von ihr gemacht hatte.
    Sie war eine ausgesprochen attraktive Frau, allerdings jünger, als Liz vermutet hätte. Die Atmosphäre in der Wohnung jedoch deckte sich eher mit Liz’ Erwartungen: Trotz des sonnigen Juninachmittags herrschte im Flur eine überraschend düstere Stimmung.
    »Die Klimaanlage wird gerade repariert«, erklärte Bonnie.
    »Und wenn man hier drinnen nicht gebraten werden will, muss man die Sonne aussperren. Alte Häuser wie dieses haben wunderschöne große Zimmer, aber allmählich fällt hier alles auseinander.«
    Fast hätte Liz erwidert, dass sie in einem ähnlichen Haus in der York Avenue wohnte. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie den Termin ja als Moira Callahan, wohnhaft am Beekman Place, vereinbart hatte. Ich bin eine miserable Lügnerin, dachte sie. Und jetzt, mit zweiundsechzig, werde ich es vermutlich auch nicht mehr lernen.
    Wortlos folgte sie Bonnie Wilson in ein Arbeitszimmer, das rechts

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