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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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deutlich, dass die
    »Schlange« gar keine Schlange war. Offenbar hatte er sich geirrt, da er wegen der Explosion so durcheinander gewesen war und sich gefürchtet hatte.
    Keine Schlange war aus dem Boot ins Wasser geglitten, sondern ein Mensch, der einen eng anliegenden, glänzenden schwarzen Anzug trug. Wahrscheinlich ein Mann, und der Gegenstand
    in
    seiner
    Hand
    war
    anscheinend
    eine
    Damenhandtasche.

61
A
    m Mittwochnachmittag erhielt Lisa Ryan im Salon einen Anruf von Kellys Klassenlehrerin Mrs. Evans. »Sie trauert schrecklich um ihren Vater«, sagte Mrs. Evans. »Heute im Unterricht hat sie zu weinen angefangen.«
    »Ich dachte, sie kommt von den dreien am besten damit zurecht«, erwiderte Lisa bestürzt. »Zu Hause wirkt sie ganz ruhig.«
    »Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, aber sie schweigt«, fuhr Mrs. Evans fort. »Allerdings ist sie für eine Zehnjährige sehr erwachsen, und ich habe den Eindruck, dass sie Sie nicht zusätzlich belasten will, Mrs. Ryan.«
    Kelly darf nicht das Gefühl haben, mich schonen zu müssen, dachte Lisa verzweifelt. Umgekehrt wäre es richtiger. Ich bin zu sehr um mich selbst gekreist und habe ständig über das verdammte Geld nachgegrübelt. Ich will es keinen Tag länger im Haus haben.
    Sie suchte in ihrer Tasche den Zettel mit der Nummer und ging zum Telefon. Während ihre Kundin strafend auf die Uhr sah, lief Lisa nach dem Anruf ins Büro und teilte dem Geschäftsführer mit, sie müsse die letzten beiden Termine leider absagen.
    Als er widersprach, entgegnete sie knapp: »Ich habe heute Abend etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Aber zuerst brauchen meine Kinder ihr Abendessen.«
    »Lisa, wir haben Ihnen eine Woche freigegeben, damit Sie Ihre Angelegenheiten regeln können. Lassen Sie das hier nicht zur Gewohnheit werden.«

    Sie eilte ins Behandlungszimmer zurück und lächelte ihrer Kundin entschuldigend zu. »Tut mir leid. Ich hatte einen Anruf von der Schule. Eines meiner Kinder hat im Unterricht geweint.«
    »Das ist ja furchtbar, Lisa. Aber können wir jetzt weitermachen? Ich habe selbst eine Menge zu tun.«
    Um sieben Uhr wollte Morgan Curren kommen, um auf die Kinder aufzupassen. Das Essen stand um halb sechs auf dem Tisch. Lisa hatte den Rat des Beerdigungsunternehmers befolgt und die Stühle umgestellt. Und da sie nun nur noch zu viert waren, hatte sie den Ausziehtisch um das Mittelstück verkürzt, sodass er nun wieder rund war wie damals, als Charley noch im Kinderstühlchen gesessen hatte. Traurig erinnerte sie sich an die kleine Zeremonie zur Feier des großen Ereignisses, dass er nun wie ein großer Junge einen richtigen Stuhl brauchte.
    Aufgerüttelt durch den Anruf am Nachmittag, beschloss sie, in Zukunft mehr auf die Gefühle ihrer Kinder zu achten. Sie bemerkte Kyles bedrückte Miene und die tiefe Trauer in Kellys Augen. Und sie wusste nun auch, warum der kleine Charley so untypisch still war.
    »Wie war die Schule heute?«, fragte sie gezwungen fröhlich in die Runde hinein.
    »In Ordnung«, erwiderte Kyle steif. »Bestimmt erinnerst du dich noch, dass wir Jungen nächstes Wochenende über Nacht wegfahren wollten.«
    Lisa erschrak. Er meinte damit den Ausflug für Väter und Söhne nach Greenwood Lake, wo einer von Kyles Freunden wohnte. »Was ist damit?«, erkundigte sie sich.
    »Sicher wird Bobbys Vater anrufen und sagen, dass Bobby und er sich freuen würden, wenn ich mitkomme. Aber ich will nicht. Bitte, Mama, zwing mich nicht hinzufahren.«
    Am liebsten wäre Lisa in Tränen ausgebrochen. Kyle würde der einzige Junge auf dem Ausflug sein, der keinen Vater hatte.
    »Wahrscheinlich würde es dir nicht sehr viel Spaß machen«, stimmte sie zu. »Ich sage Bobs Vater, dass du diesmal lieber zu Hause bleibst.«
    Ein weiterer Rat des Beerdigungsunternehmers fiel ihr ein:
    »Sorgen Sie dafür, dass die Kinder sich auf etwas freuen können«, hatte er gemeint. Und Brenda Curren hatte sie es zu verdanken, dass sie diese Möglichkeit auch besaß.
    »Gute Nachrichten«, verkündete sie vergnügt. »Die Currens mieten in diesem Jahr ein größeres Haus in Breezey Point und möchten, dass wir die Wochenenden bei ihnen verbringen. Und jetzt kommt das Beste: Das Haus liegt direkt am Meer! «
    »Wirklich, Mama! Das ist ja spitze!«, sagte Charley mit einem sehnsüchtigen Seufzer.
    Charley, die Wasserratte, dachte Lisa, und sie war überglücklich, als sie sein begeistertes Lächeln bemerkte.
    »Sehr schön, Mama.« Kyle, der sichtlich erleichtert schien, war

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