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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mutterinstinkt.
    Außerdem hat Gerti mich gewarnt, nicht mehr zu lange zu warten. » Ich war zu wählerisch«, sagte sie. »Rückblickend betrachtet, hätte es einige Männer gegeben, die an mir interessiert gewesen wären, der Himmel weiß, warum ich mich nicht entscheiden konnte.«
    Und dann rief Adam an. Es war etwa zehn Uhr abends. Er sagte, seine Geschäftsreise habe länger gedauert als vermutet. Er habe mich vermisst, mich aber nicht anrufen können, da er meine Nummer in seiner New Yorker Wohnung vergessen habe.
    Ich wollte mich unbedingt verlieben, und Adam war so charmant. Damals arbeitete ich bei Mac. Adam hatte gerade seine erste Stelle in einem kleinen Architekturbüro angetreten. Wir hatten so viel vor. Unser Leben fing gerade erst an. Die Verlobungszeit dauerte nicht lange. Schon drei Monate später heirateten wir im engsten Familienkreis ohne seine Angehörigen.
    Doch das störte mich nicht, dachte Nell. Ich hatte sowieso keine Lust auf eine große Feier.
    Nel schmiegte sich in ihren Sessel und erinnerte sich an jene berauschende, wunderschöne Zeit. Alles war so schnell gegangen, und es war schrecklich aufregend gewesen. Was hatte sie so an Adam angezogen?, fragte sie sich nun und dachte an den Mann, den sie so sehr geliebt und so plötzlich verloren hatte.
    Ich weiß, was es war, sagte sie sich. Es war sein Charme. Bei ihm fühlte ich mich, als wäre ich etwas Besonderes.
    Natürlich gab es auch andere Gründe, gestand sie sich ein. Ich muss ehrlich zu mir sein. Adam war das ganze Gegenteil von Mac. Mir ist klar, wie viel ich Mac bedeute, aber er würde eher ersticken, als das Wort »Liebe« auszusprechen. Ich sehnte mich nach einem Menschen, der mir ständig und leidenschaftlich beteuerte, wie sehr er mich liebte.
    Andererseits waren Adam und Mac in vieler Hinsicht auch sehr ähnlich. Adam war weniger rabiat als Mac, hatte aber dasselbe Durchhaltevermögen. Außerdem hatten beide einen starken Freiheitsdrang. Adam hat sich sein ganzes Studium selbst finanziert.
    »Meine Mutter wollte die Studiengebühren bezahlen, doch ich habe das nicht zugelassen«, hatte Adam erklärt. »Ich sagte ihr, sie wäre doch diejenige gewesen, die mir geraten hatte, nie Geld zu borgen oder zu verleihen. Und das habe ich mir gemerkt.«
    Das habe ich an ihm bewundert, dachte Nell. Ich glaubte, dass Adam wie Mac sein letztes Hemd verschenken, aber nie im Traum daran denken würde, Schulden zu machen. »Was man sich nicht leisten kann, muss man sich eben verkneifen, Nel «, das hat Mac mir immer gepredigt.
    Doch das änderte sich später. Adam hatte keine Schwierigkeiten, mich zu bitten, mehr als eine Million Dollar von meinem Treuhandkonto abzuheben und es ihm zu leihen, überlegte Nell. Was war aus seiner Abneigung gegen Schulden geworden? Aber damals hatte sie ihn nicht danach gefragt.
    Gleich nach ihrer Hochzeit hat Adam Mac gebeten, ihm eine bessere Stelle zu vermitteln. So hatte er den Job bei Walters und Arsdale bekommen.
    Dann verließ er die Firma, um sich mit dem Rest des Geldes, das er sich von mir geborgt hatte, selbstständig zu machen.
    Die letzten zwei Wochen waren ein Albtraum gewesen. Zuerst hatte sie ihren Mann verloren und sich dann Andeutungen anhören müssen, er habe ihr all die Jahre etwas verheimlicht. Ich will nicht glauben, dass er an illegalen Preisabsprachen und Schmiergeldaffären beteiligt war, sagte sie sich. Warum hätte er das tun sollen? Er brauchte das Geld doch nicht. Die Jacht war sein einziger Luxus. Und wenn er Schmiergelder kassiert hätte, hätte er sich doch nichts von mir leihen müssen, überlegte sie.
    Aber weshalb hat er mir verschwiegen, dass Peter Lang seinen Entwurf abgelehnt hat? Auf diese Frage fand sie einfach keine Antwort.
    Und aus welchem Grund war er urplötzlich dagegen, als ich ernsthaft mit dem Gedanken spielte, für Macs Sitz zu kandidieren? Er schob es darauf, dass er wütend auf Mac war.
    Und er sagte, Mac würde mich immer weiter unterdrücken und Macht über mich ausüben, sodass ich als Marionette meines Großvaters enden würde. Nun, ich habe ihm geglaubt. Aber inzwischen frage ich mich, ob Adam mir nicht nur etwas eingeredet hat.
    Was – abgesehen von seiner Abneigung gegen Mac oder vielleicht gegen die Politik im Allgemeinen – könnte Adam dazu bewogen haben, mich vom Scheinwerferlicht der Medien fern zu halten?, grübelte sie.

    Als Nell alles, was sie in den vergangenen Tagen erfahren hatte, Revue passieren ließ, drängte sich ihr eine Antwort auf

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