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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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an.
    »Ja, zu ihr wollen wir«, unterbrach ihn der jüngere der beiden Beamten. Er hatte einen semmelblonden Stoppelschnitt und abstehende Ohren, die sich jetzt, als er das Wort an Charles richtete, feuerrot färbten. »Wären Sie so freundlich, sie rufen zu lassen?«
    Charles verstand die Welt nicht mehr. »Sie kommen also nicht wegen meiner Frau?«, fragte er mit einer Mischung aus Verwunderung und Erleichterung.
    »Doch, das sagten wir doch gerade«, antwortete Dupont mit leiser Ungeduld. Langsam ging ihm dieser verwirrte Feinkost-König gewaltig auf die Nerven. Dupont hatte heute Geburtstag und er war gerade auf dem Weg in den Feierabend gewesen, um mit seiner Familie und seinen Freunden bei einem fröhlichen Grillfest im Garten zu feiern, als er die Nachricht aus Deutschland bekam und das Anwesen der Didiers aufsuchen musste. So wie sich das hier entwickelte, würde es mit dem Feierabend wohl so schnell nichts werden. Erst hatte er ewig mit diesem Dienstmädchen diskutieren müssen, dann hatte man ihn und seinen Kollegen in der riesigen Eingangshalle warten lassen und nun blitzte er an diesem seltsamen Mann ab, der ihn scheinbar nicht zu seiner Frau lassen wollte. Dupont warf einen unauffälligen Blick auf seine Armbanduhr. Viertel nach sieben. Sein Sohn hatte bestimmt schon den Grill angeworfen, seine Frau unzählige Salate und Süßspeisen auf dem langen Biertisch, der als Buffet dienen würde, drapiert und in einer viertel Stunde würden die ersten Gäste eintrudeln. Es fiel ihm schwer, Didier seine Ungeduld nicht gar zu deutlich zu zeigen. Er riss sich zusammen. »Wir haben Ihrer Frau leider eine sehr tragische Mitteilung zu machen«, erklärte er.
    »Was? Wie bitte? A… aber meine Frau ist doch verschwunden.« Charles begann zu stammeln, wohl zum allerersten Mal in seinem Leben. »Ich wollte gerade zu Ihnen aufs Polizeirevier kommen und eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
    Die Körperhaltung des älteren Polizisten veränderte sich augenblicklich. Sein bisher leicht genervter Blick wurde wachsam, sein ganzer Körper schien sich anzuspannen. Vergessen waren der Geburtstag, der Grill und die Gäste. Das hier konnte kein Zufall sein.
    »Seit wann ist Ihre Frau verschwunden?«, fragte er.
    »Seit heute Morgen. Ich weiß, das ist eigentlich noch kein Grund für eine Vermisstenanzeige, aber wir haben in …«, Charles blickte auf die Uhr, »… in exakt vierzig Minuten eine Einladung zu einer wichtigen Vernissage. Meine Frau würde das nie vergessen. Sie ist sehr pflichtbewusst und hat in den 30 Jahren unserer Ehe noch nie einen Termin versäumt.«
    Die Polizisten wechselten erneut einen Blick. Charles wurde nervös. Die beiden wussten etwas, wollten aber nicht so recht mit der Sprache heraus. Am liebsten hätte er sie geschüttelt und sie so dazu gebracht, endlich zu reden. Doch aus der Erfahrung im Umgang mit seinen Mitarbeitern wusste er, dass das rein gar nichts brachte. Um die Beherrschung zu behalten, wandte er den einfachen, aber nützlichen Trick an, dessen er sich etwa zehn Mal am Tag bediente. Er zählte innerlich bis zehn. Dann forderte er sie auf: »Nehmen Sie doch erst einmal Platz, meine Herren«, ging um den schweren Schreibtisch herum und setzte sich den beiden Polizisten gegenüber. Während er mit der rechten Hand die Sprechanlage betätigte und drei Kaffee bestellte, spürte er, wie seine Sicherheit zurückkehrte. Er durfte nicht zulassen, dass er aus lauter Angst um Marlene die Kontrolle verlor.
    Didier beugte sich vor.
    »Wenn Sie nichts vom Verschwinden meiner Frau wussten, warum sind Sie dann hier? Und was wollen Sie von ihr?«, fragte er.
    Dupont holte tief Luft. »Wir sind gekommen, um Ihrer Frau eine schlimme Nachricht zu überbringen«, sagte er. »Ihre Mutter ist gestern gestorben.«
    Charles runzelte die Stirn. »Das tut mir zwar leid um die alte Dame, aber ich glaube nicht, dass es meine Frau sonderlich treffen wird.«
    Er nickte Jeannette zu, die soeben mit einem Tablett zur Tür hereinkam. Jeannette arrangierte die drei Kaffeetassen und das silberne Tablett, auf dem sich Zucker und ein Milchkännchen befanden, kunstvoll auf dem Tisch und zog sich dann zurück. Die Polizisten schwiegen, während sie Milch und Zucker in ihren Kaffee rührten, blickten Didier aber abwartend an. »Meine Frau hat seit 31 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter. Aus … nun ja, sagen wir, aus persönlichen Gründen. Ich habe meine Schwiegermutter nie kennengelernt. Meine Frau wollte Deutschland für

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