Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
andere Wahl. Ich bin hergekommen, um dir einen kleinen Ruck zu geben, werter Cousin. Fraglos steht dir jährlich eine Trauerzeit zu, Damon, doch du solltest es nicht übertreiben.«
Fragend sah Damon sich zu Tess um. »Ist das eine Predigt, meine Gute? Ich dachte, gerade du würdest mich verstehen.«
»Oh, das tue ich. Und deshalb solltest du froh sein, dass ich dich gestern nicht belästigte, als du dich in Trauer suhltest.«
Damon war entsetzt. Tess verstand den Schock und die Trauer, die er empfand, besser als die meisten anderen, hatte sie doch selbst einen frühen, schmerzlichen Verlust erlitten.
» Suhltest ?«, wiederholte er.
»Ja, suhltest. Ich kenne es recht gut, Damon, denn ich habe die letzten zwei Jahre dasselbe getan. Aber du hast mich getröstet, als ich meinen Verlobten verlor, und ich möchte den Gefallen erwidern … obwohl nun, da du Eleanor hast, mein Mitgefühl vielleicht gar nicht mehr benötigt wird.«
»Mir geht es gut, Tess.«
Sie nickte. »Genau das habe ich mir auch eingeredet, nur war es eine Lüge.« Tess wurde ernst. »Ich verstehe, was du fühlst, Damon. Der Tod eines geliebten Menschen trifft uns tief, selbst wenn wir vorgeben, er täte es nicht.«
»Ich gebe nichts vor.«
»Mag sein. Trotzdem vermute ich, dass du dich selbst kasteist. Auch wenn es widersinnig erscheint, wirfst du dir vor, dass du lebst, während Joshua starb. Wenn er nicht leben, nicht glücklich und gesund sein kann, dann verdienst du es auch nicht. Ist es nicht so?«
Er schwieg, was Tess leider ermunterte, fortzufahren.
»Du wünschst dir von ganzem Herzen, du hättest ihn retten können, und du fühlst dich schrecklich schuldig, weil du es nicht konntest.«
Dem widersprach er nicht, denn wenn er etwas im Leben bereute, dann seine Unfähigkeit, den sterbenden Bruder zu retten.
»Aber würde Joshua wollen, dass du aufhörst, zu leben?« Sie beantwortete ihre Frage selbst. »Natürlich nicht. Ich war noch ein Kind, als er starb, aber nach allem, was ich von ihm erinnere, war Joshua ein sehr lebensfroher Junge. Er liebte das Leben.
Und er wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass du bis heute um ihn trauerst. Er würde wollen, dass du dein Leben wieder aufnimmst, Damon. Das jedenfalls habe ich mir fest vorgenommen. Mir ist endlich aufgegangen, dass wir jetzt und hier leben und lieben sollten, um das Beste aus der Zeit zu machen, die uns auf Erden vergönnt ist.«
»Dann bist du auf deine alten Tage eine weise Philosophin geworden?«, raunte er.
»Nicht ganz. Doch wenigstens habe ich erkannt, wie sinnlos es ist, eine Tragödie zu betrauern, die ich nicht ändern kann.«
Statt ihr zu antworten, nahm Damon den Reitrock auf, den Cornby ihm bereitgelegt hatte.
Tess beobachtete ihn, während sie den letzten Bissen von ihrem Teekuchen aß. »Ich bin froh, dass du jemanden hast, an den du dich wenden kannst. Du hast dich hoffentlich an Eleanor gewandt und ihr deine Gefühle erklärt, nicht wahr?«
Nicht freiwillig , dachte Damon. Er hatte seine Gefühle nicht mit ihr teilen wollen, weil sie noch zu empfindlich waren. Indes musste er zugeben, dass der Schmerz seit letzter Nacht weniger war. Ihr Trost hatte etwas in ihm bewirkt.
Dafür sollte er Eleanor dankbar sein.
Überdies konnte er nicht leugnen, dass die letzte Nacht eine Veränderung zwischen ihnen herbeigeführt hatte. Eleanor stillte ein Verlangen in ihm, dessen Existenz er bisher hartnäckig abgestritten hatte und gegen das er immer noch kämpfte. Er wollte Eleanor nicht brauchen.
Tess kräuselte die Stirn. »Eure Vermählung war keine Liebesheirat, nehme ich an, denn sie fand
recht überstürzt statt, und ihr gabt euch die letzten Tage reichlich distanziert.«
»Nein, es war keine Liebesheirat«, sagte Damon. »Was dich übrigens nichts angeht, meine Liebe.«
»Und ob es mich etwas angeht!«, konterte sie süßlich. »Du bist mein nächster Verwandter, sozusagen der Bruder, den ich nie hatte. Ich hatte die Loringschwestern, die mir durch die schlimmste Zeit halfen, aber du hattest niemanden.«
Sie seufzte. »Damon, ich weiß, wie du dich fühlst. Der Gedanke an Intimität, sich erneut verwundbar zu machen, ängstigt dich maßlos. Deshalb vergräbst du dich in einem Schneckenhaus und weist alle Empfindungen weit von dir. Und eine solche Isolation kommt dich teuer zu stehen. In den letzten zwei Jahre war ich gar nicht richtig am Leben, während die Welt sich um mich herum weiterdrehte.«
Ihre Beschreibung traf auch auf Damon zu, wie er sich
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