Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
fest, dass sie nicht ohne weiteres zur Barouche seiner Hoheit zurückgelangen konnten. Ein Stück die Straße hinunter war die Kutsche zwischen anderen eingeklemmt. Wie es aussah, hatte ein Karren einen Großteil seiner Rübenladung verloren, der nun die Straße blockierte, was ein wildes Gezeter zwischen Fahrern, Händlern und Kutschern zur Folge hatte.
Sichtlich ungeduldig bat Prinz Lazzara Donna Eleanora, ihn zu entschuldigen, während er hinging und sich erkundigte, wann seine Barouche durchkäme.
»Selbstverständlich, Hoheit«, sagte sie lächelnd.
Indes schien sie ganz und gar nicht verzückt, mit Damon auf dem Gehweg warten zu müssen, obwohl sie nach wie vor ihre Zofe zum Schutz bei sich hatte. Damon beobachtete die Streitenden auf der Straße und fragte sich, ob er dazwischengehen müsste, ehe es zu einer Prügelei kam.
Es war reiner Zufall, dass er sah, was mit Lazzara geschah, als er die Straße überquerte. Ein kleiner dunkelhaariger Mann setzte dem Prinzen nach und stieß absichtlich mit ihm zusammen, so dass Lazzara auf das Kopfsteinpflaster stürzte. Dann griff der Unhold mit einer flinken Handbewegung in den Gehrock des Adligen und zog etwas hervor … eine Lederbörse, wie es schien.
Alles ging blitzschnell. Lazzara lag unelegant auf der Straße, das Gesicht vor Schreck und Wut verzerrt, und der Taschendieb floh.
Damon handelte instinktiv, sprintete hinter dem Dieb her, während Eleanor einen zarten Schrei ausstieß und zum Prinzen eilte.
Nachdem Damon den Dieb in der Menge aus den Augen verloren hatte, kehrte er zurück und fand Eleanor kniend neben Lazzara, dem sie vorsichtig half, sich aufzusetzen.
»Wurden Sie verwundet, Hoheit?«, fragte Damon mit der gebührenden Sorge.
»Nein!«, antwortete der Italiener gereizt. »Meine Börse … der Teufel hat mir meine Börse gestohlen.« Hierauf brach er in eine Flut italienischer Worte aus, von denen Damon wusste, dass sie Teufel, Lump und Beschimpfungen bedeuteten, die sich auf die Abstammung des üblen Schurken bezogen.
Erst als er sich wieder gewahr wurde, in welcher Gesellschaft er sich befand, hielt er abrupt inne. »Ach, ich bitte tausendmal um Verzeihung, mia signorina. Ich schäme mich, solch eine Sprache benutzt zu haben. Sie ist nicht für Ihre zarten Ohren bestimmt.«
Die Erwähnung ihrer zarten Ohren entlockte Eleanor ein Grinsen, das sie hartnäckig unterdrückte, doch als sie zufällig zu Damon aufblickte, konnte er sehen, wie amüsiert sie war.
»Nicht doch, Hoheit. Da Sie in Ihrer Sprache redeten, habe ich das meiste ohnehin nicht verstanden. Und zweifellos habe ich schon Schlimmeres aus dem Munde meines Bruders und seiner Freunde vernommen. Ich führe kein solch behütetes Leben wie die Damen in Ihrem Land.«
Trotz ihrer Beschwichtigungen war Lazzaras Gesicht recht rot, als er aufstand, sich den Straßenschmutz abklopfte und anschließend Eleanor aufhalf. Verständlicherweise war es ihm peinlich, wieder einmal ein solch unvorteilhaftes Bild vor ihr abzugeben.
Und noch beschämter war er, als er murmelte: »Ich bedaure, Donna Eleanora, dass wir nicht zu Gunter’s gehen können, um Ihren Wunsch nach Eiscreme zu befriedigen. Mir fehlen momentan die Mittel, für derlei Köstlichkeiten zu bezahlen.«
Eleanor zögerte kaum, ehe sie ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte, während sie sich die Röcke abklopfte. »Aber ich habe die Mittel, Hoheit. Es wäre mir eine Freude, für Tee und Eis aufzukommen.«
Lazzara erstarrte, und Damon sah, dass Eleanor
sofort ihren Fehler erkannte. Sie hatte den Stolz des Prinzen verletzt.
»Bitte gestatten Sie mir, Sie beide einzuladen, Hoheit«, sprang Damon ihr bei. »Sie waren so gütig, mir zu erlauben, mich Ihnen anzuschließen, also wäre es das Mindeste, was ich tun kann, den Gefallen zu erwidern.«
Für einen Moment schien Lazzara hin und her gerissen. Sollte er seinem verwundeten Stolz nachgeben oder die Chance ergreifen, eine weitere Stunde in Eleanors Gesellschaft zu verbringen?
Er entschied sich offenbar für Letzteres, nickte kurz und bot ihr seinen Arm an.
Damon folgte ihnen zur Barouche, der die Diener auf wundersame Weise einen Weg gebahnt hatten. Als er einstieg und sich ihnen gegenüber hinsetzte, kam ihm jedoch ein verstörender Gedanke. Der Taschendieb hatte den typisch olivfarbenen Teint gehabt, wie er ihn von Menschen, die am Mittelmeer wohnen, kannte.
Wiewohl es weit hergeholt anmuten mochte, einen von Lazzaras eigenen Landsleuten zu verdächtigen, hatte jemand,
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