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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Art Stuhl entstand, auf dem er sitzen und dieses herrliche Nashorn betrachten konnte; ein- oder zweimal brach er in Lachen aus. »Hallo! Rhino! Schauen Sie, wie es galoppiert!« Aber dann, nachdem er es fast eine Stunde lang betrachtet hatte, bedeckte er das Gesicht mit den Händen, als wollte er die Wand wie zum ersten Mal, ohne vorgefaßte Meinung, sehen. »Das ist erstaunlich, Daniel. Ich meine.«
    Er betrachtete ehrfürchtig diese andere Vision Afrikas: die zeitlose Schönheit, die aus dunklen Höhlen hinausgaloppierte, die unbekannten Wunder der unergründlichen Menschenseele, die schwungvolle Linie, die die Sinne gefangennahm, das überwältigende Gefühl, sich auf den Spuren längst verschwundener Menschen zu befinden.
    »Lauf, du Mistvieh, lauf, sonst kriegen sie dich!« Er neigte wieder den Kopf und dachte an Sannie, an die friedlichen Seen in Vrymeer und an Daniel Nxumalos erschreckende Worte: »Ich muß die Möglichkeit in Betracht ziehen. daß Sie eines Tages unter Eid gegen mich aussagen müssen.« Afrika war ein etwas zu großer Bissen, und man konnte ihn nicht so einfach hinunterschlucken. Als sie die Höhle mit der wundervollen Felsmalerei verließen, wanderte Philip um die Erhebung herum und sah zu seiner Verwunderung, daß in geringer Entfernung im Westen die Häuser und Seen der Van-Doorn-Farm lagen. Nxumalo kicherte. »Deshalb habe ich Sie auf Nebenstraßen hierher geführt. Ja, wir sind auf einer von Sannies Titten.«
    »Warum haben die mir nichts davon gesagt?«
    »Wir Zulu behalten es für uns. Es ist unser Rhinozeros. Die van Doorns leben in Afrika, aber sie gehören nicht dazu.«
    Nxumalos hohes Lob für Laura Saltwood weckte in Philip den brennenden Wunsch, die Frau zu besuchen, die er nur kurz auf dem Flugplatz gesehen hatte und deren Sohn ihn ersucht hatte, sich um sie zu kümmern. Er war nachlässig gewesen, aber nichts, das er hätte tun können, hätte etwas an dem geändert, was ihr zugestoßen war. Er hegte den Verdacht, daß sie selbst vielleicht eine Art Rhinozeros war.
    Er ersuchte in Pretoria um die Erlaubnis, wegen einer, wie er es nannte, persönlichen Angelegenheit nach Johannesburg zu fahren. Südafrika hatte ihn schon so weit angesteckt, daß er es für klüger hielt, nicht zu gestehen, daß er mit einer Geächteten zusammentreffen wollte.
    Als er zu ihrem Haus kam, sah er, daß es kürzlich durch Feuer beschädigt worden war, denn die Fassade war verschrammt; als er klopfte, hörte er eilige Schritte. Er blickte sich um und sah, daß ihm ein Polizist gefolgt war, der sich auf der anderen Straßenseite Notizen machte, und dann wurde die Tür geöffnet.
    Die weißhaarige Frau wies auf die Schäden und sagte einfach: »Eine Bombe. Diesmal haben sie das Haus in Brand gesteckt. Sicherlich hofften sie, mich ausräuchern zu können, aber wie sagt doch Louis Bromfield in seinem Roman über Indien? >Der große Regen kam.<«
    »Sie meinen, es war eine Bombe?«
    »Die dritte. Wenn man einmal geächtet ist, halten es patriotische Rowdys für ihre Pflicht, einen zu bombardieren oder zu erschießen oder etwas Ähnliches zu tun. Die Regierung ermutigt sie dazu.«
    »Das doch gewiß nicht!«
    Mrs. Saltwood machte keine Anstalten, ihn ins Haus einzuladen, und er nahm an, es sei wegen der Schäden, die es erlitten hatte, aber sie belehrte ihn eines Besseren. »Die Bomben richten eigentlich wenig Schaden an. Sie jagen einem einen teuflischen Schrecken ein, aber das ist nebensächlich im Vergleich zu der demütigenden Ächtung.« Sie hüstelte und sagte: »Wir werden uns hier draußen unterhalten, Philip, denn der Polizist dort drüben muß sich davon überzeugen, daß ich nur mit einer einzigen Person zusammenkomme. Das ist meine Ration, wissen Sie.«
    Sie führte ihn zu einem kleinen Rasenplatz mit einem Tisch und zwei Stühlen. »Früher hatten wir vier. Tee an den Nachmittagen, als es mir besser ging. Aber wir werden nie mehr zu viert sein.« Zum erstenmal zitterte ihre Stimme. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt für einen Augenblick.« Als sie ins Haus zurückging, empfand Philip den unwiderstehlichen Wunsch, den beobachtenden Polizisten zu verwirren, also erhob er sich, gleichsam in tiefen Gedanken, ging zu der Stelle, wo die letzte Bombe explodiert war, und nahm ein Stück Papier heraus. Zu seinem Ärger konnte er weder Bleistift noch Feder finden, also tat er nur so, als ob er sich Notizen über die Beschädigungen machte. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, daß der Polizist in

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