Verheißenes Land
haben«, meinte Éanna. »Zum Glück waren wir früher hier als geplant. Die Tage können wir wirklich gut gebrauchen. Genauso wie das Geld, das wir bei den Übernachtungen gespart haben!«
Brendan warf ihr einen zerknirschten Seitenblick zu. Éanna sah ihm an, dass er zwar mit ihrer Unterkunft nicht ganz zufrieden war, dass er inzwischen jedoch einsah, dass sie keinen einzigen Cent vergeuden durften.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die vier entschlossen hatten, wie sie vorgehen sollten, um sich über die günstigsten Preise in der Stadt zu informieren und sich umzuhören, wo sie die besten Wagen und Tiere erstehen konnten. Schließlich kamen sie überein, dass jedes Paar sich eine Liste vorknöpfen sollte. Emily und Liam übernahmen die Liste mit dem Proviant, während sich Éanna und Brendan um den Wagen, das Gespann und alles andere kümmern sollten. Sie hatten sich darauf geeinigt, die Liste mit der persönlichen Ausrüstung zunächst außer Acht zu lassen, denn hier sahen sie die besten Möglichkeiten, Geld zu sparen. Deshalb wollten sie sich erst um Bekleidung und Hygieneartikel kümmern, wenn sie alles andere beisammen hatten. Und damit würden sie erst einmal mehr als genug zu tun haben.
»Also dann«, sagte Éanna trocken, als sie mit Brendan loszog, »suchen wir uns einen Prärieschoner, der so gut wie nichts kostet und uns dennoch sicher nach Westen bringt!«
Neuntes Kapitel
Als die Sonne schon tief im Westen stand und die Bäume lange Schatten über die Landstraße warfen, wurde es Zeit für Patrick, sich einen geschützten Platz für die Nacht zu suchen. Von der Küste her waren bedrohlich dunkle Wolken heraufgezogen; er musste mit Regen, vielleicht sogar mit einem heftigen Gewitter rechnen. Deshalb war es ratsam, sich schon bei Tageslicht nach einem einigermaßen regensicheren Unterschlupf umzusehen.
Was hätte Patrick darum gegeben, in der Nähe einer Siedlung oder wenigstens einer Farm zu sein! Dort hätte er sicherlich gute Chancen gehabt, sich in einen abseits gelegenen Feldschuppen oder einen Viehunterstand zu schleichen.
Er überlegte kurz, ob er zu jener Wegbiegung zurückgehen sollte, an der er ein Schild mit dem Namen irgendeines Gehöftes gelesen hatte. In dessen Umgebung würde er wohl einen Schuppen finden. Aber er bezweifelte, dass er es vor Einbruch der Dunkelheit dorthin schaffen würde, denn die Abzweigung lag nun schon gute zwei Meilen hinter ihm. Und wer wusste, wie weit er ihr dann noch folgen musste, um in die Nähe des Anwesens zu kommen. Dann würde er in pechschwarzer Nacht und womöglich in strömendem Regen durch den Wald irren. Nein, die Gelegenheit war vertan und er konnte nur noch hoffen, dass er bald etwas fand, was ihm für die Nacht Schutz vor Wind und Wetter bot.
Patrick verließ die Straße und schlug sich links in den Wald. Bald stieg das Gelände steil an und war stellenweise von Felsgestein durchzogen. Während er sich einen Weg durch das Unterholz bahnte, hielt er Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Aber wohin er auch blickte, er sah nur Buschwerk und vereinzelte Gesteinsbrocken, die aus dem Erdreich aufragten.
Erstes Gewittergrollen war bereits zu hören, als er einen flachen Hügel überquerte und eine kleine Lichtung entdeckte. Zu einer Seite hin ging sie in einen steilen Hang über, der zu einer niedrigen Bergkette führte. Ein schwerer Sturm hatte hier eine ganze Reihe Bäume entwurzelt und eine Schneise in den Wald geschlagen, in der die Stämme kreuz und quer übereinanderlagen. Einige von ihnen ruhten noch mit ihrem Wurzelgeflecht gen Himmel an der Hangkante, während sich das Geäst ihrer Kronen unten im Muldenboden ineinander verfangen hatte.
Patrick ging zu dem Hang hinüber, der fast die Form einer Welle hatte, die kurz vor dem Überkippen erstarrt war. Und zu seiner großen Erleichterung sah er eine schmale Öffnung hinter einem der herabgestürzten Bäume. Er hob ein armlanges Aststück auf, schob die Zweige eines Strauches zur Seite und blickte im nächsten Moment in eine Erdhöhle. Sie erwies sich als knapp anderthalb Schritte tief, etwa zweieinhalb Schritte lang und gerade mal hüfthoch. Aber mehr Platz brauchte er auch nicht.
Er stocherte mit einem Stock hinein, um Käfer und anderes Getier zu vertreiben, das sich dort möglicherweise eingenistet hatte. Dann fasste er sich ein Herz und kroch in die Höhle. Erde rieselte ihm von oben in den Nacken. Dennoch war er froh über seinen Unterschlupf, denn kaum hatte er sich
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