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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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habe ihn dazu angestachelt. Habt Gnade, Massa!«
    Patrick war sprachlos vor Verblüffung, als er eine junge Schwarze auf sich zuhumpeln und nach zwei Hüpfern zu Boden sinken sah. »Wer seid ihr?«, stieß er dann hervor. »Ich habe euch nichts getan und ganz bestimmt gibt es bei mir nichts zu holen! Also warum geht ihr hinterrücks auf mich los?« Er drehte sich wieder zu dem Schwarzen am Boden und stieß ihn mit dem Stock an. »Nun rede schon! Was wollt ihr von mir? Jetzt mach endlich den Mund auf!«
    »Wir … wir dachten, Ihr seid … einer von Massa … von Massa Brewsters Männern, die … die er hinter uns hergeschickt hat, um uns wieder einzufangen und auf … auf die Plantage zurückzubringen.« Der Schwarze brachte die Worte nur stockend hervor.
    Jetzt erst ging Patrick ein Licht auf. Die beiden waren Sklaven auf der Flucht!
    »Ich kenne keinen Brewster. Außerdem würde ich niemals für einen miesen Sklavenhalter arbeiten. Es genügt mir schon, was Gewaltherrschaft und Unterdrückung bei mir zu Hause in Irland angerichtet haben«, sagte Patrick verärgert, warf dabei aber den Stock zu Boden. »So, und nun will ich die ganze Geschichte hören. Wer genau seid ihr? Warum seid ihr davongelaufen und wo wollt ihr hin?«
    Zögernd stellten sich die beiden vor. Sie hießen Obediah und Phidelia und waren Sklaven auf einer nahe gelegenen Plantage. Ihren Worten nach wollte der Plantagenbesitzer einige seiner Sklaven meistbietend versteigern lassen, darunter auch Phidelia. Doch sie liebte Obediah und war von ihm schwanger. Und in ihrer Verzweiflung und Angst, bald für immer getrennt zu werden, hatten die beiden Kontakt mit einer Organisation aufgenommen, die geflüchtete Sklaven heimlich aus den Südstaaten schleuste und in den sicheren Norden brachte.
    Patrick hatte Mitleid mit den beiden. Zu sehr erinnerte ihn ihr Los an das Schicksal von Éannas Familie und den vielen anderen Iren, die in Abhängigkeit der Großgrundbesitzer schufteten und selbst kaum genug zum Leben hatten. »Wie wollen die euch hier rausbringen? Der Wald wimmelt doch sicherlich vor den Männern eures Masters«, fragte er nach.
    »Es soll ein Mann namens Frederick Weatherspoon kommen«, vertraute Obediah ihm an. »Ein Wundarzt und Quacksalber, der mit einem Kastenwagen durch die Lande fährt und allerlei Heiltinkturen, Salben, Pulver und Kräutermischungen verkauft. Sein Wagen hat einen doppelten Boden, wo sich zwei Erwachsene gut verstecken können.«
    »Man hat uns gesagt, dass wir uns hier kurz vor Tagesanbruch einfinden und zu ihm in den Wagen steigen sollen. Er kommt genau dort vorüber«, fügte Phidelia hinzu und wies hinunter auf die Straße, die sich zwischen den Bäumen abzeichnete.
    »Aber es ist doch schon hell«, warf Patrick ein. »Dann hätte er ja längst hier sein müssen.«
    Obediah nickte. »Ich weiß. Aber was können wir denn tun? Uns bleibt nur zu hoffen, dass er recht bald kommt«, murmelte er. »Auf der Plantage hat man gewiss schon gemerkt, dass wir verschwunden sind. Ganz bestimmt hat Massa Brewster Suchmannschaften ausgeschickt, um uns wieder einzufangen.« Man sah Obediah an, dass ihm bei dem Gedanken an die Bestrafung, die sie dann erwarten würde, angst und bange wurde.
    »Er wird uns bis aufs Blut auspeitschen lassen«, flüsterte Phidelia mit zittriger Stimme.
    Kaum hatte sie das gesagt, als sie auch schon Männerstimmen im Wald hörten, die schnell lauter wurden. Einer von ihnen sprach mit schnarrend nasalem Tonfall.
    »Oh Gott, da kommen sie!« Phidelia klammerte sich panisch an den Arm ihres Freundes. »Das ist Bram Pickins, der Aufseher von Massa Brewster! Jetzt sind wir verloren!«
    »Ich höre kein Hundegekläffe, also habt ihr noch eine Chance«, widersprach Patrick. »Macht, dass ihr davonkommt. Ich lenke sie ab und schicke sie in eine falsche Richtung.«
    »Das geht nicht«, stieß Obediah gequält hervor. »Phidelia ist im Dunkeln in ein Erdloch getreten und hat sich den Fuß verstaucht. Sie kann nicht mehr laufen, ich habe sie den letzten Rest der Strecke fast tragen müssen.« Resigniert starrte er zu Boden. »Es ist vorbei.«
    Bei seinen verzagten Worten schlug Phidelia die Hände vor das Gesicht. »Es ist alles meine Schuld«, weinte sie. »Wegen mir bist du geflohen und wegen mir wirst du jetzt wieder eingefangen. Los, renn um dein Leben! Wenigstens einer von uns soll …«
    »Phidelia, nein«, flüsterte Obediah eindringlich. »Ich werde dich nicht allein hier zurücklassen!«
    Hin- und hergerissen

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