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Verheißenes Land

Verheißenes Land

Titel: Verheißenes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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ernsthaft daran, sich darauf einzulassen, Mormonen hin oder her. »Wenn du aber gerade von Ochsen sprichst, lass uns zur Abwechslung doch mal sehen, was die Viehhändler anzubieten haben.«
    Hatte ihnen die Vielfalt an Wagen schon einige Kopfschmerzen bereitet, so begann ihnen vollends der Kopf zu schwirren, als sie sich bei den Viehhändlern der Stadt umhörten.
    Es fiel ihnen schwer genug, sich zu entscheiden, ob sie Ochsen, Pferde oder Maultiere als Zugtiere wollten. Aber damit allein war es nicht getan. Denn es gab so viele verschiedene Rassen, dass ihnen all die Bezeichnungen und Preise bald wie ein wild gewordener Bienenschwarm im Kopf herumwirbelten.
    Nach einigen Tagen, in denen sie unablässig von einer Werkstatt zur nächsten und von einem Viehhändler zum anderen gezogen waren, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein, legten sie erschöpft eine Pause ein.
    »Ich finde, wir sollten uns mal langsam entscheiden, mit welcher Art Wagen wir auf den Treck gehen wollen«, sagte Brendan. Ungeduld und Erschöpfung sprachen nicht nur aus seiner Stimme, sondern waren auch von seinem Gesicht abzulesen. Sie hatten sich eben ein Glas Zitronenlimonade und einen Fleischspieß gekauft und saßen jetzt auf der obersten Stufe einer kleinen Brettertreppe.
    »Ich finde, wir sollten nichts überstürzen. Noch stehen wir nicht unter Zeitdruck«, widersprach Éanna und zog mit den Zähnen ein geröstetes Fleischstück vom Holzstab. »Außerdem können wir eine so große Entscheidung nicht ohne Emily und Liam treffen. Immerhin ist es auch ihr Geld.«
    »Aber das meiste kommt von uns!«
    Éanna warf ihm einen verständnislosen Blick zu. »Das ist doch völlig egal. Willst du etwa aufrechnen, wer was zugesteuert hat und wer deshalb wie viel zu sagen hat?«
    »Na ja, ich finde, wer mehr Geld gibt, hat auch mehr Rechte.«
    »Mein Gott, Brendan! Wir sind doch Freunde! Wir werden diesen Treck gemeinsam bewältigen, alle vier«, schalt ihn Éanna.
    »Schon gut, du hast ja recht«, brummte Brendan und wurde rot. Verlegen fummelte er an seinen Hosenbeinen herum. »Ich bin eben müde und hab genug davon, mir völlig umsonst die Füße abzulaufen.«
    »Was heißt denn da umsonst? Wir sind doch schon viel weiter als noch vor einigen Tagen«, erwiderte Éanna. »Es ist einfach wichtig, genau zu vergleichen. Im Übrigen liegen Emily und Liam wahrlich nicht auf der faulen Haut, sondern erfüllen ebenso ihre Aufgabe!«
    Brendan widmete sich schweigend seinem Mittagsimbiss. Er sah jetzt so zerknirscht aus, dass Éanna fast schon wieder Mitleid mit ihm hatte. Doch sie biss sich auf die Zunge. Er sollte sich ruhig einmal Gedanken darüber machen, dass man nicht immer nur an sich selbst denken konnte.
    Als sie mit ihrem Essen fertig waren, setzten sie ihre Erkundigungen fort. Ausgeruht und frisch gestärkt, hob sich auch Brendans Laune merklich. Bald trafen sie in der Nähe des Hafens ein irisches Ehepaar, mit dem sie sich auf der Selkirk oft über ihre gemeinsame Heimat unterhalten hatten. Die McDonalds hatten nach ihrem Eintreffen in Amerika einige Jahre in Minnesota gelebt und wollten jetzt mit ihren drei halbwüchsigen Kindern weiter nach Oregon. Joseph McDonald hatte eine Zeit lang in einem Kutschenbetrieb gearbeitet und gab ihnen den Ratschlag, sich unbedingt die Wagen von Timothy Conelly anzusehen.
    »Nicht nur, dass er selbst Ire ist und einen Landsmann niemals übervorteilen würde. Nein, der Mann versteht auch sein Handwerk«, versicherte er.
    »Und was macht dieser Conelly besser als die anderen?«, wollte Éanna wissen.
    »Er verwendet nur wirklich ausreichend abgelagertes Holz. Und das ist entscheidend. Ich habe in den letzten Tagen genug andere Wagenmacher angetroffen, die scheinbar ebenfalls gute Arbeit leisten, aber frisches und minderwertiges Holz verarbeiten«, erklärte er ihnen. »Wer kein geschultes Auge dafür hat, wird keinen großen Unterschied feststellen. Das böse Erwachen kommt dann erst draußen auf der Prärie, wenn Hitze und trockene Luft das Holz schrumpfen lassen. Dann fallen einem die Eisenbeschläge von den Rädern und bersten die Achsen im ersten schweren Gelände wie dünnes Zunderholz!«
    Erleichtert über den wertvollen Hinweis dankten ihm Éanna und Brendan und ließen sich sagen, wo sie die Werkstatt finden konnten. Dann erkundigten sie sich, ob sich die Familie vielleicht auch bei Nathan Palmer eingeschrieben hatte.
    »Nein, obwohl er auf uns keinen schlechten Eindruck gemacht hat«, antwortete Fiona McDonald.

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