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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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seiner Mutter für ihre Mühe nicht. Auch wenn sich ihr Eingreifen als hilfreich herausstellen sollte, er wollte nicht, dass sie Dinge tat, für die er dann in ihrer Schuld stand. Die mütterliche Unterstützung, die sie ihm jetzt gewährte, brachte ihm nur noch stärker zu Bewusstsein, was ihm über all die Jahre verwehrt gewesen war. Diese verlorene Zeit ließ sich nicht durch ein paar läppische Gefälligkeiten, die sie ihm unaufgefordert erwies, wieder aufholen. Es war dumm von ihr zu glauben, damit könne sie wieder gutmachen, dass sie ihn aus ihrem Leben verbannt hatte.
    »Dieser Anlass schreit geradezu nach einem neuen Ballkleid, Edi, meine Liebe. In diesem Fall werden weder Kosten noch Mühen gescheut!«, rief Henriette aufgeregt. »Ja, wenn ich es recht bedenke, brauchen wir alle neue Kleider. Zum Glück haben wir noch eineinhalb Wochen Zeit, um etwas Passendes zu finden. Ich hatte eigentlich gar nicht vor, selbst zu einem Ball zu gehen. Schließlich begleitet Line Edith ja zu solchen Veranstaltungen. Aber dieses Fest würde ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen. Mein Gott, ich fühle mich, als wäre ich selbst noch einmal achtzehn!«

Zehntes Kapitel
     
    Als Melissa Lincoln in der zweiten Woche noch immer nicht zu Gesicht bekommen hatte, wurde ihre Enttäuschung so übermächtig, dass sie am liebsten nach Hause gefahren wäre und den Rest der Saison hätte sausen lassen. Natürlich konnte sie das ihrer Gastgeberin nicht antun. Die gute Megan St. James gab sich die größte Mühe, Melissa die Zeit in London so anregend und kurzweilig wie möglich zu gestalten. Zum Glück kam nun auch Justin nach Hause. Ihm war es schon immer ein Leichtes gewesen, Melissa auf andere Gedanken zu bringen — je nach Situation konnte sich das als Vorteil oder als Nachteil erweisen.
    Melissa und Justin St. James, der Stammhalter der Familie, kannten einander schon ihr ganzes Leben lang. Richtige Freunde waren sie in jenem Jahr geworden, als Justin die Sommermonate im Hochland verbracht hatte. Er war damals gerade acht Jahre alt und Melissa sieben, und sie hatten unzählige Gemeinsamkeiten entdeckt. Unzertrennlich erkundeten sie miteinander die Burg und ihre Umgebung. Justin hatte noch drei jüngere Schwestern und einen Bruder, und für Melissa war er, genau wie ihr jüngster Onkel, ebenfalls so etwas wie ein Bruder geworden.
    Manchmal wunderten sich die beiden, dass sie sich einander nach all den Jahren noch immer so verbunden fühlten. Schließlich lebten sie recht weit voneinander entfernt und ausgiebige Besuche waren selten geworden. Aber sie schrieben sich Briefe — manchmal nur einen im Monat, dann wieder zehn. Darin tauschten sie ihre Gedanken aus und vertrauten einander so manches kleine Geheimnis an.
    Gelegentlich redeten beider Eltern in betont unaufdringlicher Weise davon, was für ein schönes Paar Melissa und Justin doch abgeben würden. In aller Zurückhaltung brachten sie gelegentlich das Thema Heirat oder gemeinsame Zukunft ins Gespräch. Melissa und Justin amüsierten sich stets köstlich darüber. Es mochte ja vorkommen, dass jemand seinen besten Freund oder seine beste Freundin heiratete — aber nicht, wenn man dieser Person lediglich geschwisterliche Gefühle entgegenbrachte.
    Gewöhnlich hatte Melissa vor Justin keine Geheimnisse, doch über Lincoln Burnett wollte sie nicht mit ihm sprechen. Es kam ihr selbst sonderbar vor — vielleicht lag es daran, dass nun schon so viel Zeit vergangen war und sie fast nicht mehr damit rechnen durfte, Lincoln noch einmal wiederzusehen. Justins Mitgefühl war ihr sicher. Aber genau das ertrug sie jetzt nicht. Wenn sie in ihrer abgrundtiefen Enttäuschung auch noch bemitleidet wurde, taten sich am Ende alle Schleusen auf und sie würde in Tränen ausbrechen. So albern wollte sie sich nun wirklich nicht aufführen. Sie kam sich schon töricht genug vor, weil sie sich gestattet hatte, nach einer Einzigen kurzen Begegnung mit diesem Mann von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm zu träumen.
    Schweren Herzens beschloss Melissa, Lincoln zu vergessen und sich ins Gedächtnis zu rufen, aus welchem Grund sie eigentlich in London war: Sie sollte zunächst einmal die Wochen in der großen Stadt genießen und dann nebenher vielleicht den Mann fürs Leben finden. Justin würde ihr dabei sicher gern behilflich sein — vor allem bei Ersterem, denn er würde die Damen zu einigen ihrer Einladungen begleiten.
    Melissa wusste das sehr zu schätzen, denn Justin erlebte bereits seine

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