Verheißungsvolle Küsse
mir sehr geeignet.«
»Hmm … nach allem, was ich gehört habe, ist er nicht sehr angesehen, dieser Were. Zu ruhig, zu zurückhaltend - unscheinbar«, sagte Louis mit verächtlicher Miene. »Ich glaube nicht, dass Onkel Fabien es für klug hielte, wenn du eine Verbindung mit einem Schwächling eingehst.«
»Schwach« - für sie stellte dieses Wort die höchste Tugend dar. »Aber bien sûr «, meinte sie. »Darüber muss ich noch nachdenken.«
In der Ecke des Raumes hinter den Matronen stand eine Tür offen.
»Wohin gehen wir?«, fragte Louis, als sie dorthin strebte.
»Ich möchte sehen, was dahinter liegt. Die Luft in diesem Raum ist so stickig.« Sie ging an ihm vorbei und durch die Tür, als die ersten Töne eines Menuetts - ihr zweiter Tanz mit Sebastian - über den Köpfen der Menge erklangen.
Louis folgte ihr in eine Galerie. Drei Paare zogen, angelockt von der Musik, in die entgegengesetzte Richtung, kehrten in den Ballsaal zurück, sodass nur noch sie beide in der Galerie mit dem weiten Blick auf den Garten waren.
»Bon!« Helena lächelte. »Hier ist es viel friedlicher.«
Louis runzelte die Stirn, wurde aber von einer einladenden Anrichte abgelenkt. Er beschloss, die Karaffe und die Gläser darauf näher in Augenschein zu nehmen. Helena schlenderte durch den schmalen Raum, angezogen von den Fenstern.
Sie stand da und schaute zu den Sternen hinaus, als ein leises Geräusch an ihr Ohr drang.
Eine Sekunde später sagte eine tiefe Stimme: »De Sèvres!«
Sie drehte sich um, als Louis sich soeben tief verbeugte und Sebastian aus den Schatten des Türrahmens trat.
Er wandte sich an Louis. »Mademoiselle la Comtesse hat mir diesen Tanz versprochen; aber nachdem sie das Bedürfnis nach ein paar Momenten in einer ruhigeren Umgebung hat, werde ich ihr hier Gesellschaft leisten. Sie haben zweifellos eigene Verabredungen im Saal!«
Selbst im dämmrigen Licht sah Helena den scharfen Blick, den Louis ihr zuwarf.
»In der Tat, Euer Gnaden.« Louis zögerte einen Moment, sah noch einmal zu Helena. Sie konnte nicht glauben, dass er sie allein lassen würde.
»Ihr könnt versichert sein«, sagte Sebastian gelangweilt, »dass Mademoiselle la Comtesse bei mir gut aufgehoben ist. Ich werde sie am Ende des Tanzes zu Mme Thierry zurückbringen. Bis dahin, denke ich, gehört ihre Zeit mir.«
»Wie Ihr meint, Euer Gnaden!« Louis verbeugte sich noch einmal und machte auf dem Absatz kehrt. Er schloss die Tür hinter sich.
Helena starrte ihm sprachlos nach. Louis konnte doch nicht so dumm sein zu glauben, dass sie mit einem Mann von Sebastians Ruf in Sicherheit wäre.
»Ich weiß den Grund nicht, mignonne , aber er hat uns tatsächlich allein gelassen.«
Sebastians amüsierte Stimme machte sie noch zorniger. An diesen Zorn klammerte sie sich und sah ihm direkt in die Augen, als er durch den Raum auf sie zukam. Sie schob ihr Kinn vor, ignorierte die Panik, die ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. »Wie unklug von ihm!«
»Da muss ich Euch zustimmen, aber es war Ihre Wahl, mignonne .« Er blieb vor ihr stehen und sie sah, dass er lächelte - und zwar unverkennbar wie ein Raubtier. »Wenn Euch das Menuett nicht gefällt, gibt es einen anderen Tanz, den wir versuchen könnten.«
Sie musterte seinen Gesichtsausdruck; aber es war unmöglich, bei dem schlechten Licht etwas zu erkennen. »Nein!« Sie wollte ihre Arme verschränken, aber er streckte die Hände aus, ergriff sie und hielt sie locker in den seinen. Feindselig zischte sie: »Ich verstehe überhaupt nicht, warum Ihr das tut.«
Seine Mundwinkel zuckten. » Mignonne , glaubt mir, ich bin derjenige, der nicht versteht, warum Ihr Euch so verhaltet.«
» Ich? Ich möchte doch meinen, dass der Grund für mein Verhalten auf der Hand liegt. Mehr als einmal habe ich Euch gesagt, dass ich nicht daran denke, Eure Mätresse zu werden.«
Eine braune Braue wölbte sich. »Habe ich Euch gebeten, meine Mätresse zu werden?«
Sie runzelte die Stirn. »Nein, aber …«
» Bon , das hätten wir geklärt.«
»Wir haben nichts geklärt, Euer Gnaden - Sebastian«, verbesserte sie sich, als er den Mund öffnete. »Ihr gebt zu, dass Ihr mich verfolgt, dass Ihr den Wunsch habt, mich zu verführen …«
»Schluss jetzt!«
Sie tat es, verwirrt von seinem Tonfall, der weder zynisch noch gelangweilt klang, sondern äußerst bestimmt.
Abermals seufzte er. »Würde es helfen, mignonne , wenn ich Euch mein Wort gäbe, dass ich Euch auf keiner Veranstaltung, die wir beide
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