Verheißungsvolle Küsse
erfüllte den Raum, dann blieb er stehen.
Sie rang mit steifem Rücken und zurückgeworfenem Kopf nach Luft, kämpfte darum, ihre schwindenden Sinne zusammenzuhalten - ihren Verstand hatte sie längst verloren.
Er schwelgte, ihre Hand hatte seinen Schädel gepackt und spornte ihn an. Spornte ihn an, als die Empfindungen auf dieser Brust unerträglich wurden, seine Aufmerksamkeit der anderen zuzuwenden.
Dann nuckelte er und sie hätte schwören können, dass sie das Bewusstsein verloren hatte - nur für eine Sekunde, für diesen Augenblick - als ihre Gefühle sie überwältigten und sie in ein schwarzes Nichts fegten. Aber er zog sie wieder zurück in die Welt der Lebenden, der Empfindenden, wo Gefühle - exquisit und verzaubernd - regierten.
Sie hatte sehen wollen und er hatte ihr die Augen geöffnet. Dankbar und sehr bereit küsste sie ihn zu ihrer gegenseitigen Befriedigung, liebkoste, leckte und ließ sich berühren. Zwar war sie unerfahren, würde sich aber von keinem Mann zum Narren machen lassen. Er war fordernd, herrisch, doch auch großzügig, mehr als bereit - ja, bestand sogar darauf - mit ihr zu teilen. Er ließ sie nicht zurück, überwältigt, von Gefühlen gebeutelt, was er ganz gewiss hätte tun können. Sondern er spornte sie geduldig an, war bereit, ihr die Zeit zu geben, ihre Hände gegen seine Brust zu stemmen, ihre Finger zu spreizen, sie zu bewegen, ihre Fingerspitzen in die schweren Muskeln zu versenken, sie dann nachzuzeichnen. Die Seide seiner Toga dämpfte ihre Berührung; sein Gewand war an beiden Schultern gerafft, es gab nur wenig nackte Haut, die sie liebkosen konnte. Was ihr sehr missfiel.
Bevor sie weitere Forderungen stellen konnte, küsste er sie heftig; dann wich er zurück und zog eins ihrer Knie über seinen Schenkel hoch. Seine Hände waren auf ihren Brüsten, seine Lippen wieder auf ihren, bevor es ihr bewusst wurde.
Dann konnte sie überhaupt nicht mehr denken.
Ihre Küsse waren vorher heiß gewesen, jetzt glühten sie. Sie brannten - vor Verlangen, Leidenschaft von all den Urgefühlen, die sie nie zuvor erlebt hatte, da sie noch nie die Gelegenheit gehabt hatte, sich in sich selbst zu verlieren. Er weckte in ihr diese Gefühle, drängte sie ihr auf und teilte sie mit ihr.
Schwelgte im Augenblick.
Fragte sich in dem Moment, in dem sie sein sanftes Murmeln hörte, spürte wie seine Hand über ihre Brust zu ihrem nackten Bauch glitt, die Seidenfalten beiseite rückte, fühlte, wie seine Finger tiefer rutschten, warum …
Warum tat sie nichts, außer sich an ihn zu klammern, mit geschlossenen Augen, und seine Berührung zu genießen, als seine Finger durch ihre Locken strichen, dann weiter vordrangen und sie berührten? Sie teilten, streichelten, liebkosten, sanft bohrten?
Helena hatte aufgehört zu atmen. Schon vor langer Zeit aufgehört zu denken. Trotzdem war sie sich sogar jetzt noch sicher. Als sie zitterte, erschauderte, ihm erlaubte, einen seiner Finger in ihren Körper gleiten zu lassen, spürte, wie er auch den Atem anhielt, da wusste sie es.
Mit ihm, in seiner Arena, waren es ihre Wünsche, die regierten, sein Wille, der sie antrieb. Er war dominant, sie unterwarf sich, und dann einfach umgekehrt. Ihre Kapitulation konnte nur mit seiner Hingabe erkauft werden.
Ein fairer Austausch.
Sie erschauderte wieder, während er sie streichelte, sie so intim berührte, dass ihr Verstand keinen Gedanken zu vollenden vermochte, der mit der Realität zusammenhing. Wie eine Ertrinkende schnappte sie nach Luft, drehte den Kopf, fand seinen Mund.
Spürte sein Bedürfnis.
Macht - elementar, primitiv, leidenschaftlich - strömte ungehindert zwischen ihnen. Sie spürte, wie sie sie umstrudelte, Helena konnte genauso darüber verfügen wie er. Und das war es, was das Gleichgewicht wahrte.
Sie küsste ihn begierig, nährte sein Bedürfnis, nährte die Macht.
Spürte, wie sie anschwoll.
Wer bestimmte, befehligte hier? Er? Sie?
Keiner von beiden.
Die Attraktion war ungreifbar, zwischen ihnen geschmiedet, auf diese Welt gebracht, dann freigesetzt.
Sie konnte spüren, wie sie sich aufbaute, in ihr emporstieg, während er rhythmisch streichelte, seine Zunge war das Echo seines Fingerspiels. Ein Schrei kletterte in ihrer Kehle hoch, sie löste sich aus dem Kuss.
Er zog sich zurück, trank ihren Schrei, als sie zerbrach, zerbarst. Die Macht implodierte, dann brandete sie durch ihre Adern, ihre Nerven entlang. Sie blendete ihre Sinne, überschwemmte sie mit Glanz, Hitze,
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