Verheißungsvolle Küsse
als gerechte Strafe für sie betrachten, weil sie die Frechheit besessen hatte, ihm dieses Erlaubnisschreiben mit seiner Unterschrift abzuringen.
Louis sah sie grimmig an. »Falls du Unterstützung brauchst, soll ich dir helfen. Aber ich würde dir dringend raten, St. Ives bis zu unserer Abreise auf Abstand zu halten - wenn du weißt, was ich meine !«
Helena musterte ihn gründlich. Woher wusste er das? Sie schob ihr Kinn vor und sah ihn hochmütig an. »Ich werde den Besitz deines Onkels so zurückholen, wie ich es für richtig halte - du brauchst dir nicht den Kopf über meine Methoden zu zerbrechen.«
Ein Nicken von oben herab, dann rauschte sie an ihm vorbei in ihr Zimmer.
Louis blieb reglos stehen und starrte ihr nach. Als die Tür ins Schloss fiel, machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte in sein Quartier.
Villard erwartete ihn. »Und?«
Kaum eingetreten, fuhr er sich mit den Händen durchs Haar. »Sie sagt, sie wird es tun.«
» Bon! Dann läuft alles nach Plan und es gibt keinen Grund, dass Ihr nicht schreibt und Monsieur le Comte sagt …«
»Nein!« Aufgeregt tigerte Louis vor dem Kamin auf und ab. Dann warf er die Hände in die Luft. » Heirat! Wer, in aller Welt, hätte das gedacht! Fabien sagte, St. Ives hätte öffentlich erklärt, dass er niemals heiraten würde - und das war vor Jahren! Jetzt ist da plötzlich die Rede von einer Hochzeit!«
Villard stand neben dem Bett und faltete Hemden. Er senkte den Kopf. Kurz darauf murmelte er: »So wie Ihr es darstellt, halte ich es für unwahrscheinlich, dass Monsieur le Duc Heirat im Sinn hatte. Jedenfalls nicht, bis Ihr die anderen in die Bibliothek geschickt habt.«
Louis entging der boshafte Blick, den Villard in seine Richtung warf. »Genau!« Er lief weiter auf und ab. »Aber was hätte ich tun sollen? Sicher hätte er sie dort an Ort und Stelle genommen - und was dann? Hätte sich fröhlich über Weihnachten auf seinen Besitz zurückgezogen, ohne sie. Nein! Ich musste ihn aufhalten - also besser, diese anderen als ich. Er wäre misstrauisch geworden, wenn ich hineingegangen wäre.«
Villard verzog verächtlich den Mund und sah hinunter auf die Hemden.
»Zum Verrücktwerden - ich hatte Herzrasen, als ich hörte, was geflüstert wurde. Keiner hat sich mehr für den Maskenball interessiert - alle sprachen nur noch von St. Ives’ Hochzeit!«
»Ich glaube, das ist doch ein echter Coup. Deshalb, vielleicht ein Wort zu Monsieur le Comte …«
»Nein, sage ich! Nein! Jetzt ist alles wieder im Lot. Helena weiß, was sie tun muss - und sie ist nicht dumm, die Kleine. Sie wird es nicht riskieren, Monsieur le Comte zu missfallen, und sich St. Ives hinzugeben.«
»Eurer Schilderung nach dachte ich, sie hätte das schon …«
»Nein. Ich bin mir sicher … er hat es höchstens versucht. Sein Ruf ist formidable . Obwohl ich gedacht hätte …« Louis runzelte die Stirn, dann schob er seine verworrenen Gedanken mit einer Geste beiseite. »Wie dem auch sei! Es ist geregelt. Sie wird nicht versagen und wird sich St. Ives nicht hingeben - jetzt nicht mehr.«
Villard musterte den ordentlichen Stapel Hemden und ließ die Stille wachsen. Dann meinte er: »Was, wenn - nur mal angenommen - was, wenn sie seinen Antrag annimmt?«
»Das hat sie noch nicht. Ich hätte davon gehört. Aber selbst wenn sie es täte, ihm vorgaukeln, dass alles in Ordnung ist … Hochzeiten für ihresgleichen brauchen monatelange Vorbereitungen. Und sie müssten Fabiens Erlaubnis einholen. Ha? «
Der Gedanke heiterte Louis auf. Er lächelte sogar.
Nun holte Villard Luft, hob den Kopf. »Glaubt Ihr nicht, es wäre trotzdem ratsam, Monsieur le Comte zu warnen?«
Louis lehnte das ab. »Kein Grund, die Pferde scheu zu machen! Alles läuft so, wie Fabien es wünscht. Die Angelegenheit mit dieser Heirat ist reiner Zufall.« Der schlaue Herr blinzelte. »Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen, und Fabien wird es egal sein. Wenn er seinen Dolch zurückkriegt - interessiert ihn alles andere nicht.«
Villard atmete leise aus, nahm den Stapel Hemden und trug ihn zum Schrank.
Am nächsten Morgen, beim Frühstück, saß Helena zu Sebastians Rechten. Während sie ihren Toast mit Butter bestrich, zählte sie sich im Geiste auf, was sie zu tun hatte.
Vor allem musste sie Sebastian auf Abstand halten. Damit hatte Louis Recht. Sie musste Fabiens Dolch finden und stehlen. Und dann fliehen! Schnell. Denn eins stand fest: Sebastian würde sie verfolgen.
Es hätte keinen Sinn, den Dolch zu
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