Verhext in Texas: Roman (German Edition)
ich uns nicht beide unsichtbar und unhörbar machen konnte, wenn wir unserem Verdächtigen nachrennen. Wenn wir es trotzdem getan hätten, wären wir diejenigen gewesen, die geschnappt worden wären.«
»Und dann wäre alles ruiniert gewesen«, gab ich zu. »Und die Zeit hättest du auch nicht mal kurz anhalten können, nehme ich an?«
Statt mir zu antworten, ging er in die Knie und legte seine Hände auf den Boden. Dann spürte ich durch meine Fußsohlen die Anwesenheit magischer Kräfte. »Das ist keine gute Idee, wenn jemand in der Nähe ist, der nicht in diesen Zauber einbezogen ist und es mit ansehen kann«, erwiderte er dann. »Was, wenn jemand versucht hätte, den Polizisten über Funk zu erreichen, während er erstarrt gewesen wäre? Jetzt lass uns mal sehen, wie weit unser Mann gekommen ist.«
Ich musste meinen Umhang anheben, um hinter ihm in die Gasse hineinlaufen zu können, durch die der Zauberer verschwunden war. Es wäre angenehm gewesen, wenn wir uns dieser Teile hätten entledigen können. Aber ich vermutete, dass wir sie anbehielten, für den Fall, dass wir den Kerl tatsächlich fanden. Die Luft war genauso still, wie sie es neulich Nacht gewesen war, doch die einzigen in der Bewegung erstarrten Lebewesen, denen wir unterwegs begegneten, waren Katzen und Ratten. Ich hatte ja keine Ahnung, dass wir so viele Ratten in der Stadt haben. Ich gruselte mich fürchterlich.
Wir suchten die ganze Gegend ab, schlängelten uns zwischen Häusern hindurch und schauten unter alles, was dem Gesuchten Schutz vor Sams Blicken hätte bieten können. Der Gargoyle kehrte genau in dem Moment zurück, als wir wieder bei der Bank ankamen. »Tut mir leid, Chef, ich hab ihn verloren«, sagte er. »Er muss irgendwo untergekrochen sein. Zuerst ist er gebückt zwischen den Gebäuden rumgerannt und dann unter irgendwas verschwunden. Danach hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich bin die ganze Zeit hier über dem Gebiet gekreist, aber wenn er irgendwo untergeschlüpft ist und sich dann von Gebäude zu Gebäude vorgearbeitet hat und seinen Umhang abgelegt hat … Na ja, ich bin zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Um diesem Kerl hinterherzukriechen, bräuchte man eine Ratte. Außerdem bin mit den Gegebenheiten hier noch nicht so gut vertraut.«
Owen sah mich an. »Gibt es hier irgendwelche guten Verstecke, irgendwas, wo man Unterschlupf finden könnte?«
»Die weiter oben gelegenen Räume in den Gebäuden rund um den Platz stehen häufig leer. Über die Feuerleitern könnte man da hineingelangen. Jugendliche hängen da manchmal rum. Es kann aber auch sehr gut sein, dass er außerhalb deiner Reichweite war, bevor du ihn einfrieren konntest.«
Sam sprang auf den Kofferraum des Wagens, damit er Owen in die Augen schauen konnte. »Du hast wieder die Zeit angehalten? Es kam mir schon alles so ruhig vor. Wie lange denn schon?«
Ich verglich die Uhrzeit auf meiner Armbanduhr mit der im Glockenturm und rechnete die fünf Minuten von neulich Nacht mit ein. »Eine Viertelstunde.«
»Dann lass mal gut sein jetzt«, sagte Sam. »Sonst merken die Leute noch was. Außerdem kann das weder für dich gut sein noch für das Raum-Zeit-Kontinuum.«
»Aber wir könnten ihn kriegen!«, beharrte Owen. »Was, wenn er sich in einem dieser Gebäude versteckt?«
»Als ich ihn aus den Augen verloren habe, rannte er gerade vom Platz weg. Und wenn er untergetaucht ist, dann wird er da erst mal eine Weile bleiben. Ich kann einen Blick in die Gebäude werfen, aber du musst aufhören, so schwere Geschütze aufzufahren.«
Owen kniete sich seufzend wieder auf den Boden, und kurz darauf bekam man auch wieder viel besser Luft. Sam flog davon, um einen Blick durch die Fenster der umstehenden Häuser zu werfen, und wir gingen zum Auto. Ich erklärte Owen den Weg aus der Stadt, dann fuhren wir zurück zum Haus meiner Eltern.
»Er wird morgen Abend wiederkommen, wenn Sam ihn nicht schon diese Nacht erwischt«, sagte Owen nach einer Weile. Und irgendwie klang er dabei so, als wollte er sich selbst Mut zusprechen.
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Bis jetzt hat er sich für unbesiegbar gehalten, weil er Zaubertricks anwenden konnte. Aber der Abwehrzauber hat ihn aus dem Konzept gebracht. Er muss doch jetzt glauben, dass es hier noch einen anderen Zauberer gibt, der mächtiger ist als er. Er wird morgen den ganzen Tag in seinem schlauen Buch lesen und vielleicht nimmt er sogar Kontakt zu seinem Lehrer auf. Wenn wir Glück haben, versucht er
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