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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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die Laterne und ging zum Fenster. »Trödel nicht herum, Marcus. Schließlich haben wir nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Gott sei Dank.« Marcus blickte sich noch einmal eilig um, um sicherzugehen, daß nichts auf ihr Eindringen hindeutete. »Ich würde wirklich gern noch einen Teil der Nacht im Bett verbringen.«
    Iphiginia raffte ihren Umhang und ihre Röcke und legte ein Bein auf den Fenstersims. »Warum meckerst du eigentlich? Wir haben noch den ganzen Rest unseres Lebens Zeit, um im Bett zu liegen.«
    Dieser Gedanke heiterte Marcus auf. Er hatte noch den ganzen Rest seines Lebens, um ihn mit Iphiginia zu verbringen ...
    Die Gasse hinter der Lamb Lane Nummer neunzehn war ebenso dunkel und menschenleer wie in der anderen Nacht. Die Treppe, die zur Hintertür führte, quietschte und ächzte unter Marcus’ Gewicht, obwohl er auf Zehenspitzen vor Iphiginia hinaufschlich.
    Aus irgendeinem Grund verspürte er ein Unbehagen, das er in der Thurley Street nicht verspürt hatte.
    Marcus erreichte den Treppenabsatz und drehte am Türknauf. Genau wie in der anderen Nacht ließ er sich problemlos herumdrehen. Die feinen Haare in seinem Nacken sträubten sich.
    »Marcus?« Iphiginia blieb auf der Treppe stehen und blickte zu ihm hoch. »Ist alles in Ordnung?«
    »Bleib hier. Ich gehe erst mal alleine rein.« Marcus zog seine Jacke aus und legte sie sich über die Schulter. Die kalte Nachtluft pfiff direkt durch sein feines Batisthemd, aber das war ihm egal. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, sich ungehindert bewegen zu können. »Gib mir die Laterne.«
    »Aber Marcus.«
    »Warte hier, Iphiginia. Und rühr dich nicht von der Stelle.«
    Zu seiner unendlichen Erleichterung gehorchte sie. Marcus zündete die Laterne an und betrat den finsteren Flur.
    Im Inneren des Gebäudes herrschte Grabesstille. Offensichtlich gab es heute nacht keine Aufführung. Marcus ging den Korridor entlang bis zu dem Zimmer, in dem das Bett und die Bühne waren.
    Vorsichtig öffnete er die Tür.
    Der Raum lag in vollkommener Dunkelheit. Das Licht der Laterne fiel auf den zerrissenen Vorhang vor der Bühne. Er war also nicht repariert worden, seit Sands ihn von der Decke gerissen hatte.
    »Kannst du irgendwas erkennen?« fragte Iphiginia leise hinter ihm.
    Marcus fuhr herum. »Verdammt, Iphiginia. Ich habe doch gesagt, daß du draußen warten sollst.«
    Das Scharren eines Stiefels auf dem Holzboden im Flur ließ ihn erstarren.
    »Iphiginia, komm rein.« Marcus stellte die Laterne ab und stürzte in Richtung der Tür.
    Zu spät.
    Ein Männerarm tauchte aus der Dunkelheit auf und legte sich blitzschnell um Iphiginias Hals. Der erstickte Schrei, den sie ausstieß, brach ab.
    »Keinen Schritt weiter, Masters.« Herbert schob Iphiginia wie ein Schutzschild vor sich her, als er das Zimmer betrat. Das Licht der Laterne fiel auf den Lauf der Pistole, die er in der Hand hielt. »Oder ich schieße.«
    »Lassen Sie sie los, Hoyt.« Marcus blieb stehen. Er trat zögernd einen Schritt zurück und blieb neben der Laterne stehen. »Die Sache ist weit genug gegangen. Irgendwann ist Schluß.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.« Herbert verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Aber da ich auch fast alle anderen Szenen dieses Stücks geschrieben habe, werde ich auch den Schluß schreiben. Ich nehme an, irgendwas Melodramatisches würde den Leuten gefallen. Was halten Sie davon, daß die resolute Lady Masters ihren Ehemann erschießt, als sie ihn in ihrer Hochzeitsnacht in Dr. Hardstaffs Museum überrascht?«

Kapitel einundzwanzig
    »Und was wird in Ihrem Stück aus Iphiginia?« wollte Marcus wissen.
    »Bedauerlicherweise wird meine gute Freundin, die ehemalige Mrs. Bright - oder sollte ich besser sagen Miss Bright aus Deepford in Devon - auf der Flucht die Hintertreppe hinunterstürzen und sich das Genick brechen.«
    »Damit werden Sie niemals durchkommen«, schwor Iphiginia. Sie war sichtlich verängstigt, aber sie zeigte immer noch ein hohes Maß an Selbstbeherrschung. »Man wird Sie hängen, Mr. Hoyt. Wenn nicht dafür, dann für den Mord an Mrs. Wycherley«
    »Das haben Sie also auch herausgefunden?« Herbert bedachte sie mit seinem gewinnenden Lächeln, aber seine Augen waren hart wie Stahl. »Wirklich clever, Madam. Ich habe Ihren Intellekt schon immer bewundert. So sehr, daß ich versucht habe, Sie aus der Sache herauszuhalten, aber Sie haben sich nicht abschrecken lassen.«
    »Sie waren es, der mich in der Grabstätte auf dem Friedhof in Reeding eingeschlossen

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