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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Armen.
    Sie grinst und legt den Kopf gewollt sexy schief, – Findest du mich attraktiv? Findest du, ich sehe gut aus?
    Ehrlich gesagt, nein, eher das Gegenteil. Ein bisschen schlechter, und ich würde 110 rufen und die an das Methadon erinnern. Aber ich sage nüchtern, – Sie können meine Gedanken lesen.
    Die junge Frau blinzelt, – Sie? Du kannst mich ruhig weiterhin beim Namen nennen.
    Mist. Wie komme ich da wieder raus? Mit Humor am besten.
    – Okay, Beim Namen, gibt es hier etwas zu essen? Es ist Mittag.
    – Ich bin nicht deine … außerdem, und ich dachte, das würde ich niemals sagen, aber: Du bist ganz schön frech für dein Alter. Apropos Alter, bisher konntest du ganz gut auf dich selbst aufpassen und bist nicht verhungert. Und was war das eigentlich heute Morgen mit dem Kissen?
    Ja, was war das denn heute Morgen mit dem Kissen? Wenn ich das bloß wüsste. Und wie heißt eigentlich die Perle der Verwahrlosung?
    – Was soll denn gewesen sein mit dem Kissen?
    – War das Absicht?
    – Nein.
    Das ist eine einfache Antwort auf diese Frage. Ein Ja bedeutet da immer Ärger.
    – Mir kam es aber fast so vor.
    Ich brauche nicht wieder das Gleiche zu antworten, denn das Telefon dudelt eine alte elektronische Melodie. Es steht hinter ihr auf der Ladestation am Boden im Flur. Sie dreht mir ihren Rücken zu und kniet sich hin, wobei ihr knapper Slip … Man kann einfach nicht billiger aussehen.
    Sie meldet sich, – Ja, bei Zach, Gesine hier.
    Dann dreht sie sich um zu mir und guckt mich an, – Ja, der ist da.
    Ihr Mund klappt auf, – Nein, davon hat er noch nichts erzählt.
    Ich frage mich, wer das sein könnte. Offensichtlich wird über mich gesprochen, beziehungsweise Frank.
    – Das werde ich. Das werde ich. Danke, auf Wiederhören.
    Sie legt auf und hüpft wortlos mit den Zehenspitzen von Teppichinsel zu Teppichinsel durch mein Zimmer.
    – Was?, frage ich.
    – Du!
    – Ich? Ich was?
    – Du, sagt sie nur wieder und reißt mein Fenster auf.
    Laut ruft sie, – Harry! Harry!
    Er hört sie nicht.
    – Verdammte Scheiße, Haaaaaaaaaaaaarry!
    Das Echo ihrer Worte im Hof.
    Ich höre ihn leise, – Was denn?
    – Die Schule hat angerufen.
    – Na und?
    – Wie der Vater so der Sohn.
    – Warum?
    – Frank ist ein Spanner.
    Echo: Spanner, Spanner, Spanner.
    Rufmord à la carte. Sorry, Frank.
    – Ich habe mich in der Toilettentür vertan.
    Aber sie hört mir gar nicht zu.
    Entfernt die Stimme einer alten Frau, – Das hab ich schon immer gewusst, Herr Zach, der Junge ist zu nix gut.
    Echo: Nix gut, nix gut, nix gut.
    – Halten Sie die Klappe!, hör ich Harry rufen, und ein Metallteil prallt auf dem Asphalt auf.
    – Schon immer gewusst!, krächzt die Alte.
    – Ruhe!
    – Von wem er das wohl hat!, die Alte lässt nicht locker.
    – Maul!, brüllt Harry.
    Echo: Maul, Maul, Maul.
    – Er kommt, sagt Gesine schadenfroh grinsend zu mir, während sie mit ihren Ellbogen auf der Fensterbank lehnt und mich über ihre knochige Schulter anschaut.

18

    Der Weg nach Hause zieht sich, und Mutti quatscht die Flatrate. Mindestens zum dritten Mal labert sie über den Ex von dieser Claudia, was alles gegen ihn sprechen würde, und warum sie froh sein sollte, dass er weg ist.
    Immer das Gleiche, gleiche Argumente, gleiche Reihenfolge, nur die Betonung ändert sich.
    Ist Claudia schwer von Begriff? Wenn ja, sollte sie langsamer reden, das würde helfen, jedenfalls eher, als sich wie ein Wasserfall zu wiederholen.
    Von der Landstraße schert sie aus in einen Schotterweg. Die Steine klappern in den Radkästen.
    – Du, Claudia, wir sind jetzt da, ich melde mich wieder, Kopf hoch. Ja. Ja. Tschüssi.
    Wir wohnen im Wald! Wie abgefahren.
    Ein Schlagloch, und ich haue mir den Ellbogen an, fluche leise, – Rotzekacke.
    – Na! Nicht so gewöhnlich, junge Dame!
    – Okay.
    – Ich weiß, nicht alle auf deiner Schule kommen aus so einem Elternhaus wie du, aber es gibt keinen Grund, sich auf deren Niveau zu begeben.
    – Wie du meinst.
    – Werd nicht noch frech.
    Dann halte ich jetzt besser mein Maul. Ein Tag im Leben der Schönen und Reichen.
    Das wird bestimmt keine kleine Hütte sein. Klar, wer sich so eine Droschke leisten kann. Und tatsächlich, hinter der nächsten Biegung erscheint vor dem Porsche ein riesiges Anwesen, mit einer pompösen Einfahrt und einem Jaguar und einem Mercedes davor geparkt.
    Irre. Ja, und was ist das denn? Da kommt eine Schnecke mit zwei Pferden durch das Tor. Die

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