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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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bin.
    – Das ist gut, Frank. Das … ist sehr gut, Frank …
    – Eigentlich ja Elizabeth.
    – Aber du hast dich eben mit Frank vorgestellt. Ich bleibe der Einfachheit halber bei Frank. Und mit durcheinander meine ich nicht irgendwie psychisch labil, sondern eher die Hormone, die bei dir, wie bei jedem anderen übrigens auch in dem Alter, verrücktspielen.
    – Ganz sicher nicht wie bei jedem anderen auch.
    – Nein, natürlich nicht, und nicht zum gleichen Zeitpunkt. Aber in deinem Alter kann es sein, dass man sich schon zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt, oder zum gleichen, völlig normal. Magst du eher Jungs oder Mädels?
    Das ist mal eine einfache Frage, – Jungs natürlich.
    – Natürlich, Frank, Jungs. Natürlich …
    – Nein! Ich meine, als Elizabeth! Ich bin Elizabeth!
    – Wie du magst. Es gibt durchaus eine Rollenverteilung bei homosexuellen Paaren. Du siehst, alles völlig normal.
    – Nein, nichts ist normal. Es ist auch so, dass ich mit Frank … getauscht habe, unfreiwillig …
    – Was soll das heißen?
    – Er steckt in mir, also in meinem Körper.
    – Dann gib ihn mir mal bitte.
    – Das geht nicht.
    – Warum nicht?
    – Weil er nicht da ist.
    – Wo ist er denn?
    – Weiß ich nicht.
    – Das ist schlecht.
    – Deswegen rufe ich ja an.
    – Aber auch wieder gar nicht so schlecht, denn es wäre ernst gewesen, wenn du jetzt die Stimme verstellt hättest und mit mir gesprochen hättest. Dann hätte ich dich zu einem Arzt schicken müssen.
    – Wo schicken Sie mich jetzt hin?
    – Nirgends. Du bist völlig okay. Und du kannst mich ruhig duzen.
    – Bin ich nicht, nichts ist okay, ich bin Scheiße weit weg von okay. Kann mir denn niemand helfen? Glaubt mir niemand?
    – Ich glaube dir, Frank.
    – Elizabeth.
    – Elizabeth. Hast du schon mit deinen Eltern darüber gesprochen, Fr… Elizabeth?
    – Mit meinen oder seinen?
    – Mit einem der beiden.
    – Nein. An Mutti komme ich nicht ran, und Harry, das ist sein Vater, der lebt nur im Bett und in der Garage.
    Stille.
    Hat sie aufgelegt? Ist sie noch dran?
    – Hallo?, frage ich jetzt.
    – Harry Zach?
    – Äh, ja …
    – Frank? Du bist das?
    – Wer … äh …?
    – Steffi, letzten Sommer, da habe ich ein paar Monate bei euch gewohnt. Mecki-Steffi, wegen meinen Haaren.
    – Ja, sage ich ausdruckslos.
    – Erinnerst du dich wieder an mich?
    – Ja, lüge ich.
    – Wie geht’s dir?
    – Was soll denn die Frage jetzt? Wovon habe ich denn die ganze Zeit geredet?
    – Komm jetzt, Frank, hast du Langeweile? Du warst damals schon recht … pfiffig. Was meinst du, wie viele falsche Anrufe hier reinkommen. Habe ich doch gleich gemerkt. Habe nur nicht an dich gedacht.
    – Aber …
    – Wie geht’s Harry?
    – Toll.
    – Grüß ihn mal recht lieb von mir, wenn …
    Ich drücke das Gespräch weg, hole aus, um das Handy gegen eine Hauswand zu schmettern, besinne mich aber eines Besseren. Ich brauche es noch.

45

    Behäbig dreht sich meine Gondel ein Stück weiter nach oben. Die Betreiber wollen wenigstens jede Gondel besetzt sehen, auch wenn es nur eine Person ist wie in meinem Fall. Es geht langsam voran, aber so kann ich den lauen Wind genießen, der hier oben weht. Schon jetzt bin ich ein wenig höher als bei der Achterbahn. Seicht schwingt meine Gondel vor und zurück. Die Stadt mit ihren Geräuschen hat sich weiter und weiter von mir entfernt, der Rhein ist nur zu erahnen.
    Das mit dem Kirmesdeppen hängt mir noch nach. Ist das der Preis, den man bezahlt, wenn man als Mädel gut aussieht? Arschloch. Aber ob es mit einem neuen Haarschnitt und einer Baseballkappe getan ist, weiß ich auch nicht. Hält das so Typen ab?
    Typen. Ich will gar nichts mit irgendeinem Typen zu tun haben. Mädels. Das macht mich dann wohl lesbisch. Frank, die Lesbe. Davon habe ich noch nicht einmal geträumt. Was soll’s. Liz, die Lesbe. Das klingt schon besser. Hoffentlich geht das heute Abend klar mit dem Whirlpool, Eva und Clarissa. Das wird ein Spaß. Und dann schau ich mal weiter.
    Irgendeiner Sportart könnte ich beitreten. Gemeinsam mit den Mädels duschen! Geil.
    Mir tun die Wangen weh vom Grinsen.
    Wieder geht es ein paar Meter höher.
    An die Blicke der ganzen Kerle muss ich mich gewöhnen. Ekelhaft, wenn sie alt sind, über zwanzig. Alte Säcke.
    Vielleicht sollte ich Ralf auch noch heute Abend einladen.
    Bei dem Gedanken muss ich laut losprusten.
    Mit Eva, Clarissa und mir, Liz, gemeinsam im

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