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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Schritte im Flur, ihr Kichern.
    Vor mir das Chaos. Es sieht wirklich aus wie eine Müllkippe, aus der einige zerstörte Möbel ragen.
    Ich sinke in die Hocke.
    Durch das schmierige Fenster fällt das Licht als weißer Balken auf den Müll am Boden. Etwas reflektiert die Sonnenstrahlen und blendet mich. Ich stehe auf und gehe hin. Knirschen unter meinen Sohlen. Kleine Staubpartikel tanzen in der Luft.
    Das Display eines Special-Edition-Handys hat mich geblendet. Es liegt zwischen Hamburger-Papier und einer Unterhose. Ich fische es mit zwei Fingern heraus. Wie neu.
    Wenn man darauftritt, ist es kaputt.
    Ich werfe einen Blick auf das Wandregal und stapfe raschelnd und knisternd hin. Kein Fach, das klar für eine Sache reserviert ist. In jedem Regalfach liegen Kleidungsstücke, Müll und Essensreste. Genau wie auf dem Boden. Ich räume eines leer. Staubflocken rieseln herunter.
    – Ekelhaft.
    Dann lege ich das Handy hinein. Aus einer anderen Regalebene nehme ich einen MP 3 -Player und eine Spielkonsole und lege sie dazu.
    So stehe ich vor dem Regal und weise jedem Fach eine Bestimmung zu: eines für elektronische Gegenstände, eines für Unterwäsche, eines für T-Shirts, eines für Papier, Bücher und Schulsachen. Nachdem der Papierkorb randvoll ist, verwende ich einen leeren Druckerkarton als Mülleimer. Immer wieder stampfe ich mit einem Fuß rein und quetsche den Kram zusammen, sodass mehr hineinpasst. Ich mache beim Fußboden weiter. Die dreckige Wäsche schmeiße ich auf einen Haufen.
    Hier kann ich sonst keinen klaren Gedanken fassen. Ich weiß zwar nicht, wie der aussehen wird, aber ich muss es versuchen. Und in diesem Siff werde ich keine Stunde länger hausen.
    Es geht schneller als gedacht, weil das meiste tatsächlich Müll ist. Zwei große Plastiktüten habe ich noch aufgestöbert und auch sie zu Müllschluckern umfunktioniert. Aber ich habe auch sieben funktionierende Handys gefunden und eine Menge Original- CD s. Die liegen jetzt alle im Regal.
    Der ganze Müll steht nun neben der Tür, fertig, abtransportiert zu werden. Schnell einmal mit einem feuchten Tuch über die Fenster, deren Scheiben aussehen, als hätte Frank sie gleich nach dem Genuss eines Erdnussbuttersandwichs abgeleckt. Sauber ist anders, aber sie sehen nicht mehr verwahrlost aus.
    Ich schnappe mir den Müll, die Tüten und den Papierkorb in der einen Hand, unter dem anderen Arm den Karton. So habe ich auch eine Hand frei für die Türklinken.
    In der Küche sitzt Gesine. Ich frage sie, – Weißt du, wo der Staubsauger steht?
    Sie lacht auf, – Wie soll ich das denn wissen, wenn du das nicht mal weißt.
    Für einen Moment fühle ich mich wieder als Elizabeth ertappt, aber so, wie es in Franks Zimmer aussieht, weiß er auch in echt nicht, wo der Staubsauger steht.
    Die Müllbeutel schlenkern an die Wand im Hausflur, und der Karton donnert ans Geländer. Draußen wuchte ich den Deckel des grauen Müllcontainers auf und schmeiße den Müll hinein. Als ich den Deckel wieder zuklappe, denke ich kurz daran, dass ich meine Definition von Müll beim Aufräumen immer großzügiger ausgelegt habe, umso länger es dauerte.
    Egal, der wird nichts vermissen. So, wie die Dinge da rumflogen, hat er sie eh nie gesucht.
    Ich marschiere zur Garage Nummer zwölf und klopfe an. Das Sägegeräusch verstummt, die Musik bleibt.
    – Ja?, höre ich Harry rufen.
    – Wo steht der Staubsauger?
    Stille.
    Gerappel von innen am Garagentor. Ich trete einen Schritt zurück. Es schwingt nach außen auf. Mit der Stahlsäge in der Hand steht mir Harry gegenüber, lehnt mit einer Hand über seinem Kopf an dem Tor und hält es so zugleich oben.
    – Der was?
    – Der Staubsauger. Wo ist der Staubsauger?
    – Wozu?
    – Das erklärt sich wohl aus der Bezeichnung: Staub-Sauger!
    – Wo willst du denn …?
    – Ich fange mit meinem Zimmer an, du machst dann den Rest.
    Er lacht, – Na dann räum erst mal deinen Krempel auf.
    – Bin fertig. Wo ist der Staubsauger?
    Harry guckt mir ernst in die Augen, – Frank, ich mach mir echt Sorgen um dich.
    – Mach dir Sorgen um die Infektionsgefahr in deiner verseuchten Bude.
    – Meiner …?
    – Wo ist er?
    – Das letzte Mal habe ich ihn ausgeliehen.
    – Du hast keinen Staubsauger?
    – Wir hatten noch nie einen. Alle Leute haben Staubsauger, manche zwei, einen fürs Auto, irgendwer leiht einem so ein Ding immer.
    – Einmal in der Woche?
    – Einmal im Jahr!
    – Bah.
    – Bisher haste dich noch nicht

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