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Verlangen unter falschem Namen

Verlangen unter falschem Namen

Titel: Verlangen unter falschem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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der zog sich etwas in ihrem Bauch zusammen, diesmal so heftig, dass sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. Sie schob es auf ihre strapazierten Nerven und strich sich mit feuchten Händen über das Kleid, das sie zum Essen angezogen hatte. Es war schwarz, hatte einen hohen Kragen und reichte ihr bis zu den Knien. Es war das schlichteste Kleidungsstück, das sie für ein Treffen mit Signore Valentini hatte finden können. Vicenzo nahm sie am Ellbogen, führte sie in den Raum und stellte sie seinem Vater vor. Er hatte ein sonnengegerbtes Gesicht, silberweißes Haar und erstaunlich helle Augen. Vor allem aber war er Cara sofort sympathisch. Sie fand aber auch, dass er traurig aussah, und ihr Herz flog ihm zu.
    „Signore Valentini …“, begrüßte sie ihn und ging neben dem Rollstuhl in die Hocke, während sie Vicenzos Blick auf sich spürte, „… es tut mir so leid wegen Ihrer Tochter, und ich –“
    Vicenzos Vater nahm ihre Hand. „Schh, mein Kind“, sagte er mit starkem Akzent, „es war ein schrecklicher Unfall, durch den wir unsere schöne und lebenslustige Allegra verloren haben.“
    Cara versuchte, das heftige Gefühl unter Kontrolle zu bekommen, das sie zu überwältigen drohte. Der Griff des alten Manns war erstaunlich fest, und er hob ihre Hand, um ihr zu bedeuten, sie solle aufstehen. Vicenzo war auf die andere Seite des Rollstuhls getreten, und nun ergriff sein Vater auch ihn bei der Hand. Der alte Mann blickte von einem zum anderen. Cara vermied es, Vicenzo anzusehen, weil sie seinen spöttischen Blick fürchtete.
    „Ihr zwei seid aus einem wunderbaren Grund zusammengekommen“, sagte Signore Valentini nun ganz ruhig, „um zu heiraten und ein Kind großzuziehen. Das erfüllt mich mit Freude.“ Mit einem letzten Druck ließ er ihre Hände los. „Und nun lasst uns zusammen essen!“
    Gegen Ende der Mahlzeit, als sie bei Zitronenlikör und Espresso saßen, erklärte Vicenzos Vater, Cara solle ihn nicht „Signore Valentini“ nennen, sondern „Silvio“. Das Angebot nahm sie gern an, und sie unterhielten sich noch ein bisschen. Aber plötzlich sah er sehr erschöpft aus.
    „Ihr müsst mich entschuldigen. Seit meinem Schlaganfall ermüde ich sehr rasch.“
    Cara wollte Silvio behilflich sein, aber er winkte ab, und gleich darauf erschien ein Pfleger und schob ihn aus dem Raum.
    „Na, du hast ja mächtig Eindruck auf ihn gemacht“, spottete Vicenzo gedehnt, als die beiden außer Hörweite waren. „Ganz erstaunlich, dich in Aktion zu sehen. Aber das kenne ich ja schon aus eigener Erfahrung, nicht wahr?“
    „Im Gegensatz zu dir ist dein Vater ein Gentleman. Es ist leicht, ihn zu mögen.“
    Doch die Spitze prallte an Vicenzo ab. Er beugte sich vor, und Cara versuchte, nicht darauf zu achten, wie sich das schneeweiße Hemd über seiner breiten Brust spannte.
    „Jetzt weißt du, wie er ist. Trotz seiner schlechten Erfahrungen ist er ein alter, sentimentaler Romantiker geblieben. Aber ich habe ihm immer sehr deutlich gemacht, dass er von mir keine Enkelkinder erwarten kann. Diese Rolle sollte Allegra übernehmen. Doch wenn es nach dir und deinem Bruder gegangen wäre, hätte sie am Ende wieder hier gesessen, mit zerstörten Träumen, ihres Erbes beraubt und mit einer hässlichen Scheidung am Hals.“
    „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich in Cormacs Leben keine Rolle gespielt habe“, erklärte Cara, obwohl sie wusste, wie sinnlos es war, ihm zu widersprechen, und dass sie ihm damit nur noch mehr Angriffsfläche liefern würde.
    „Aber du hast doch von seinen geheimen Heiratsplänen mit Allegra gewusst! Denkst du wirklich, ich würde dir glauben, dass er dich nicht benutzt hat, um Allegras Ver traute zu spielen? Um ihr etwaige Zweifel und Ängste zu nehmen und sie zu ermutigen, ihm zu vertrauen?“
    Energisch schüttelte sie den Kopf und legte sich wieder unbewusst die Hände auf den Bauch, um den dumpf pochenden Schmerz darin zu besänftigen, der ihr langsam Sorgen machte. Dann sagte sie sich, dass er von dem Gefühlswirrwarr herrühren musste, das dieser Mann in ihr verursachte. „Ich schwöre dir, dass ich deine Schwester kaum gekannt habe.“
    Vicenzo prustete ungläubig. „Die Berichte der Detektei beweisen, dass sie in Cormacs Apartment gewesen ist. Und sie ist fast jeden Abend zu diesem Club gegangen – den Club, den du als dein zweites Zuhause bezeichnet hast. Also erzähl mir nicht, du hättest sie nicht näher gekannt!“
    Plötzlich fühlte sich Cara sehr müde und

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