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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Familie bei ihr zerstört. Ich muß zugeben, daß ich mich manchmal frage, ob sie nicht recht hat. Welchen Vorteil bringt die Ehe einer Frau?«
    »Verdammt, Bella«, wurde sie von ihrem Bruder scharf unterbrochen. »Wie kannst du so etwas sagen. Setz es dir bloß nicht in den Kopf, Miss Huntingtons Beispiel folgen zu wollen. Mama würde Zustände bekommen. Um ehrlich zu sein, Victoria mag zwar charmant sein, doch wäre ihre Tante nicht eine so gute Freundin von Mama, würde ich mir zweimal überlegen, ob ich dir gestatten sollte, mit ihr herumzulaufen. Nimm nur einmal die Situation, in der ich mich heute abend wegen des Einflusses befinde, den diese Frau auf dich ausübt. Je eher du verheiratet bist, um so besser. Gott sei Dank wird Barton ja wohl bald um deine Hand anhalten.«
    In der Dunkelheit war Annabellas sprödes Lächeln kaum zu erkennen. »Ich weiß, daß du es nur noch mit Mühe erwarten kannst, die Verantwortung für mich loszuwerden, doch ich fürchte, daß du deine Freude noch ein wenig in Zaum halten mußt, Bertie. Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, dich Lord Bartons Antrag ablehnen zu lassen, wenn er damit an dich herantritt.«
    »Nach reiflicher Überlegung heißt wahrscheinlich, daß du die Angelegenheit mit Miss Huntington besprochen hast«, sagte Lyndwood in verdrießlichem Ton.
    »Ich erinnere mich tatsächlich an ein Gespräch über dieses Thema«, erwiderte Annabella. »Sie war so freundlich, mir ihre Meinung über Lord Barton als potentiellen Ehemann zu sagen.«
    Lucas, dessen Interesse durch Annabellas letzte Bemerkung geweckt wurde, mischte sich in den Streit der Geschwister ein. »Wie konnte sich Miss Huntington denn ein Urteil über Barton erlauben?«
    »Oh, ich glaube, er hat sie letztes Jahr ein paar Monate recht eifrig hofiert. Während dieser Zeit gelang es ihr, einiges über ihn in Erfahrung zu bringen.«
    »Tatsächlich?« Lucas war sich der Kälte seines Tons bewußt. »Was genau hat sie denn herausgefunden?«
    »Ein paar Kleinigkeiten, wie zum Beispiel die Tatsache, daß Barton anscheinend der Vater von ein oder zwei unehelichen Kindern ist, daß er dafür bekannt ist, häufig so tief ins Glas zu schauen, daß er von seinem Kutscher ins Haus getragen werden muß, und daß er eine Leidenschaft für Spielhöllen hat«, antwortete Annabella.
    »Also«, brummte Lyndwood. »Solche unbedeutenden Kleinigkeiten kann man einem Mann wohl kaum zum Vorwurf machen.«
    »Wirklich?« fragte eine bekannte, kräftige Frauenstimme durch das offene Fenster der Kutsche. »Wäre der Vicomte Barton wohl auch bereit, seiner zukünftigen Frau eine ähnliche Liste unbedeutender Kleinigkeiten zu verzeihen?«
    Lucas wandte den Kopf abrupt in Richtung des Fensters und stellte fest, daß Victorias Stimme ausreichte, um das Verlangen, das er in Jessica Athertons Spielsalon verspürt hatte, neu zu wecken. Er kaschierte seine Begierde durch die kühle Selbstbeherrschung, die er sich vor Jahren zu eigen gemacht hatte, und war nun bereit, seine reiche Erbin mit der angemessenen Förmlichkeit zu begrüßen.
    Doch anstelle einer eleganten Frau in Kleid und Hut sah er sich einer Person in feinsten Männerkleidern gegenüber. Durch die Dunkelheit traf ihn ein herausfordernder Blick aus einem Paar lachender Augen.
    »Großer Gott«, murmelte er, »das ist verrückt.«
    »Nein, Graf, das ist amüsant.«
    Lucas riß sich zusammen, als er hörte, daß der Kutscher vom Fahrersitz herabstieg. Er stieß die Tür auf, bevor der Mann kommen konnte, um sie ordnungsgemäß zu öffnen, langte nach draußen und packte Victorias Handgelenk, bevor sie wußte, wie ihr geschah. Er hatte eine Lady mit einem Wunsch nach einem kleinen Abenteuer erwartet, nicht aber ein Wesen in einer derart empörenden Aufmachung.
    »Kommen Sie rein, Sie kleines Luder, bevor Sie jemand erkennt.«
    Sein Drängen brachte Victoria wesentlich schneller in die Kutsche, als sie beabsichtigt hatte. Sie schnappte nach Luft, als sie auf den Sitz neben Lucas fiel, und griff nach ihrem Zylinder, damit er nicht verrutschte. Lucas bemerkte, daß sie einen teuer wirkenden, mit Einlegearbeiten verzierten Spazierstock in der Hand hielt.
    »Danke, Graf«, sagte sie voller Sarkasmus.
    Lucas ignorierte sie. »Lassen Sie uns losfahren, Lyndwood.«
    Lyndwood stieß mit seinem Stock gegen das Dach der Kutsche und rief: »Zum Park, bitte.«
    Annabella lächelte Victoria an, als sich die Kutsche schaukelnd in Bewegung setzte. »Du siehst heute abend bezaubernd aus,

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