Verlangen
wir im Haus benötigen werden. Da ich überzeugt bin, daß Sie genug mit den Pächtern zu tun haben werden, werde ich mich auch um die Bediensteten für die Gärten kümmern.«
»Ich verstehe«, sagte Lucas.
»Außerdem möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich eine Reihe von Einkäufen im Dorf erledigt habe. Das meiste wird morgen früh geliefert. Bitte sorgen Sie dafür, daß die Händler umgehend bezahlt werden. Es ist offensichtlich, daß sie es sich nicht leisten können, auf ihr Geld zu warten.«
»Noch etwas, Madam?« fragte Lucas trocken.
»Ja. Ich habe die Frau des Pfarrers, Mrs. Worth, getroffen, als ich im Dorf war, und ich habe sie und ihren Mann für morgen zum Tee eingeladen. Wir werden über die erforderlichen Wohltätigkeitseinrichtungen im Dorf sprechen. Bitte arrangieren Sie es so, daß Sie an dieser Besprechung teilnehmen können.«
Lucas neigte den Kopf. »Ich werde sehen, ob ich Zeit habe. Ist das alles?«
»Nicht ganz. Wir müssen unbedingt etwas wegen der schrecklichen Straße ins Dorf unternehmen. Sie ist äußerst holprig.«
Lucas nickte. »Ich werde sie auf meine Instandsetzungsliste setzen.«
»Tun Sie das, Graf. Ich denke, das ist im Augenblick alles.« Erneut schenkte Victoria dem sprachlosen Mr. Satherwaite ein warmes Lächeln, drehte sich auf dem Absatz um und schritt zur Tür. Auf der Schwelle blieb sie stehen und sah über die Schulter zurück zu Lucas. »Eine Sache wäre da noch, Graf.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Lucas. »Bitte, fahren Sie fort. Sie haben meine ganze Aufmerksamkeit, Madam.«
»Was ist das für ein Unsinn mit der Bernsteinlady?«
Lucas’ Augen fielen kurz auf das Amulett, das sie trug. »Wo hast du das gehört?«
»Eines der Kinder im Dorf nannte mich so. Ich habe mich lediglich gefragt, ob Sie davon schon einmal etwas gehört haben. Anscheinend ist es eine Art Legende unter den Dorfbewohnern.«
Lucas sah zu Satherwaite hinüber. »Ich werde Ihnen das Wenige, was ich darüber weiß, später erzählen.«
Victoria zuckte die Schultern. »Wie Sie wünschen, Graf.« Sie fegte aus der Bibliothek, und Griggs schloß eilig hinter ihr die
Tür. Der Butler sah sie mit einem Ausdruck höchster Besorgnis an.
»Keine Angst, Griggs«, sagte Victoria mit einem triumphierenden Lächeln. »Der Graf hat Zähne, aber es bedarf mehr als einer kleinen Störung durch seine Frau, damit er beißt.«
»Das werde ich mir merken, Madam.«
In der Bibliothek setzte sich Lucas wieder und griff nach dem nächsten Buch. Er bemerkte, daß Satherwaite ihn neugierig ansah.
»Wie Sie sehen können, zeigt meine Frau reges Interesse an den Gütern«, bemerkte Lucas.
»Ja, Mylord. Sie scheint höchstes Interesse an den hiesigen Angelegenheiten zu haben.«
Lucas lächelte versonnen. »Lady Stonevale ist eine äußerst energische und begeisterungsfähige Frau. Sie braucht eine interessante Herausforderung, der sie ihre ganze Aufmerksamkeit widmen kann.«
»In unserem Dorf einzukaufen war gewiß ein Akt großmütiger Nächstenliebe. Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Dame mit ihrem Geschmack in den Läden im Dorf etwas findet, was sie wirklich will.«
»Ich glaube, es geht ihr darum, etwas für die hiesige Wirtschaft zu tun«, sinnierte Lucas. »Und dafür bin ich ihr dankbar. Wir werden Stonevale nur gemeinsam retten können. Wie ich bereits sagte, wir stehen vor einer großen Herausforderung.«
Satherwaite sah auf den Stapel Bücher auf dem Tisch. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Sir, aber die Rettung dieser Ländereien erfordert wohl eher ein ganzes Regiment.« Er sah seinen Arbeitgeber mit der Bewunderung an, die junge Männer oft für ältere kampferprobte Soldaten empfinden. »Natürlich haben Sie genügend Erfahrung in Militärdingen, Sir.«
»Unter uns gesagt, Satherwaite, ich finde die Herausforderung, dieses Land wieder zum Leben zu erwecken, wesentlich interessanter als irgendwelche Schlachten.«
Satherwaite, der offensichtlich nicht verstand, wie es irgend etwas Aufregenderes geben konnte als Kriegsführung, erwiderte nichts, und öffnete statt dessen das vor ihm liegende Journal.
Nach dem Dinner lehnte Lucas sich auf seinem Stuhl zurück, streckte die Beine gegen das Feuer und gab sich dem rein männlichen Vergnügen hin zu beobachten, wie seine Frau den Tee einschenkte.
Es war eine Kleinigkeit, dieses Einschenken des Tees, doch symbolisierte es so viel. Er war nicht so verrückt zu glauben, Victoria hätte sich bereits in das Unvermeidliche
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