Verletzungen
daß er vor der energetischen Barriere auf dem Boden lag, obwohl er sich daran zu erinnern glaubte, in einer Ecke des Raums zu kauern. »Was machen Sie hier?«
»Ohne Sie ist das Billardzimmer nicht mehr so interessant wie früher.« Kim wanderte am Kraftfeld entlang und richtete einen prüfenden Blick auf die Projektoren.
Paris richtete sich auf und straffte die Schultern. Er fühlte sich so, als hätte er einige Stunden lang auf dem Boden geschlafen, und außerdem präsentierte der Raum das gleiche
Erscheinungsbild. Er wirkte wie das Innere einer Schachtel, mit einem Ergschild in der Mitte und zwei Türen, einer auf jeder Seite.
Harry blieb ständig in Bewegung, was einen deutlichen Hinweis auf seine Unruhe bot. »Der Commander wollte, daß ich beim Verhör zugegen bin.«
»Chakotay?« Das ergab doch keinen Sinn.
Kim berührte das Kraftfeld und zuckte zusammen, als es zu einer Entladung kam. »Wir mußten etwas unternehmen. Die Lebenserhaltungssysteme versagen, und unsere Reserveenergie ist auf achtzehn Prozent gesunken.«
Argwohn erwachte in Paris. Der echte Kim war bestimmt nicht so ohne weiteres bereit, wichtige Informationen preiszugeben.
»Dies ist bestimmt eine weitere Simulation.«
Kim zog die Brauen zusammen, und für ein oder zwei Sekunden bildeten seine Lippen einen dünnen Strich. »Kes erzählte uns, man hätte Sie gefoltert.«
»Sie hat mich also wirklich besucht…« Oder es handelte sich in beiden Fällen um Simulationen. Paris musterte den Fähnrich jenseits der energetischen Barriere, erkannte Befangenheit in der Art und Weise, wie Kim den Kopf ein wenig gesenkt hielt. Das Haar fiel ihm in die Stirn, und die Züge brachten eine fast schmerzhaft anmutende Offenheit zum Ausdruck. War es der echte Harry Kim? Oder sah er nur ein Pseudo-Wesen, geschaffen aus Reminiszenzen? Ließ sich die Wirklichkeit überhaupt noch vom Schein unterscheiden?
Paris seufzte und zweifelte nicht daran, daß die Tutopaner seine Reaktionen genau beobachteten. »Ob Sie eine Simulation sind oder nicht – ich weiß kaum, was schlimmer wäre. Mir graut, wenn ich daran denke, was Ihnen hier zustoßen könnte.«
»Sie wirken recht mitgenommen«, sagte Kim nach einer Weile.
»Das glaube ich gern.« Paris rieb sich das stoppelige Kinn.
Spürte er dort Sandkörner?
»Ich sehe es in Ihren Augen«, fügte Kim hinzu. Das Ausmaß seiner Sorge erstaunte Paris. »Man hat Sie gefoltert, nicht wahr?«
»Die Qual ist noch nicht zu Ende.«
Kim hob die Hand, ließ sie dann wieder sinken. »Es tut mir leid, Tom. Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich…«
Paris beobachtete, wie sich Kims Wangen röteten, als er versuchte, die Beherrschung zu wahren. Er begriff plötzlich, daß sich der Fähnrich die Schuld an den letzten Ereignissen gab.
Woher wußten die Tutopaner, daß Kim zu derartigen emotionalen Reaktionen neigte? Ob Simulation oder Realität… Paris konnte nicht einfach so zusehen, wie der Junge litt. »Nehmen Sie es nicht so schwer, Harry. Ich gerate des öfteren in solche Situationen, aber ich finde immer einen Ausweg.«
Kim sah ihn an, und jetzt zeigte sich Entschlossenheit in seinem Gesicht. »Sie kehren zur Voyager zurück.«
Paris lächelte. »Und ob!«
Die Tür hinter Kim schwang auf, und im gleichen Augenblick hörte Paris, wie sich auch die Tür auf seiner Seite öffnete. Das Kraftfeld verschwand, und zwei Bedienstete schoben Metalltische herein. Die Riemen und Elektroden hatte der Pilot schon einmal gesehen, als er nach dem Aufenthalt in der Wüstenwelt erwachte.
Alles wirkte unheilverkündend.
»Wissen Sie, was hier geschieht?« fragte er und trat zu Kim.
»Ja.« Der Fähnrich griff nach dem Arm des Gefangenen. »Wir verschwinden von hier.«
Zuerst dachte Paris, daß Kirn ihn stützen wollte, und dann hatte er das Gefühl, als bohrte sich ihm ein heißer Draht in die Haut.
Zischend ließ er den Atem entweichen. »Vielleicht sind Sie doch keine Simulation.«
»Ich empfange ein Subraumsignal«, sagte Tuvok. »Der
Transponder wurde aktiviert.«
Endlich, dachte Chakotay. In seiner Miene zeigte sich jene Erleichterung, die alle Brückenoffiziere empfanden. »Öffnen Sie einen Kom-Kanal auf der Frequenz des Kartells.«
»Kom-Kanal geöffnet«, meldete Tuvok.
Mit Absicht wurden nicht alle Übertragungsstörungen und Interferenzen beseitigt – in der Nabe sollte man glauben, das Kommunikationssystem der Voyager läge gewissermaßen in den letzten Zügen. »Andockkontrolle, hier ist die Voyager am
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