Verletzungen
Vielleicht kommt es dadurch zu negativen Einflüssen auf den Computer.«
Zimmerman setzte sich neben den Fähnrich und hob zwei
Finger zum Hals. Wollte er bei sich den Puls fühlen? »Ich dachte, der Computer funktioniert nicht mehr.«
Kim stöhnte und fragte sich, ob sie noch einmal von vorn beginnen mußten.
Kes wirkte nicht entmutigt. »Sie haben die Nährsubstanzen der bioneuralen Schaltkreise analysiert.«
»O ja.« Der Arzt sah auf. »Und ich bin so umsichtig gewesen, eine spezielle Info-Datei zu speichern – für den Fall einer plötzlichen Unterbrechung des Programms. Greife nun auf die Daten zu…« Einige Sekunden verstrichen, und Zimmerman
schien sich allmählich zu erholen. »Ja… Jetzt erinnere ich mich wieder. Ich habe eine Pneumoenzephalographie durchgeführt, um herauszufinden, ob es zu intrazerebralen Blutungen gekommen ist.«
Kim strich mit der Hand durch sein verklebtes Haar. Allmählich begriff er, warum Torres den Holo-Doktor am liebsten verprügelt hätte. »Nun, haben Sie irgendeine Idee?«
»Nach der Stabilisierung des Drucks müssen wir versuchen, die Weiterleitung von Nervenimpulsen zu beschränken.« Zimmerman stand auf und wanderte umher, rieb sich dabei das Kinn. »Mal sehen… Wenn wir eine Möglichkeit finden, den Ionenstrom daran zu hindern, die Zellmembranen zu durchdringen, so dürfte es eigentlich nicht mehr zu Impulsechos kommen. Um das zu erreichen, müßten wir die Salzlösung in der Nährsubstanz neutralisieren. Wir könnten auch versuchen, Kalzium-Ionen hinzuzufügen…«
»Ein schlichter Ionenzufluß«, bestätigte Kim. »Dazu müßte ich mit Hilfe eines opthiographischen Geräts imstande sein.«
»Aber verwenden Sie dabei kein Kammersiegel«, warnte Kes.
»Deren Aufgabe besteht darin, Ionen-Emissionen zu verhindern.«
»Dann bleibt als Ansatzpunkt nur die Nährsubstanz selbst.«
Zimmerman setzte sich wieder, und seine Finger huschten über die Schaltflächen der Konsole. »Mit anderen Worten: Wir setzen das Mittel der lokalen Betäubung ein.«
»Was ist mit der Degenerationssensibilität?« fragte Kes.
Der Arzt wandte sich an Kim und erklärte: »Geschädigte Nervenzellen reagieren besonders empfindlich auf fremde chemische Substanzen.«
Als Kim die letzten Worte hörte, dachte er an Tuvok und Paris.
Die Nabe zu durchstreifen, wenn auch nur deshalb, um bestimmte Chemikalien aufzutreiben…
»Nun, welche Betäubungsmittel kämen in Frage?« fuhr
Zimmerman fort. »Die Wirkung muß auf den unmittelbaren Einsatzbereich begrenzt bleiben, denn sonst wird das ganze ODN
lahmgelegt. Lidokain-Hydrochlorid könnte den Erfordernissen genügen.«
»Wie wär’s mit Tetrodotoxin?« fragte Kes.
»Ja.« Der Arzt nickte. »Eine sehr giftige Substanz. Aber in geringen Dosen blockiert sie die Weiterleitung von Natrium-Ionen im Nervensystem.« Er kniff die Augen zusammen.
»Interessanterweise kommt Tetrodotoxin auf der Erde in einer ganze bestimmten Fischart vor. Nach den Informationen in meinen Speicherbanken galt der Fisch bei den Menschen als Delikatesse, und sie verzehrten ihn mit großem Genuß – obwohl dadurch pro Jahr Hunderte von Personen starben.« In
Zimmermans Gesicht zeigte sich nun eine andere Art von Verwirrung. »Ich frage mich, ob das Essen so angenehm ist, daß körperliche Entitäten bereit sind, für ein derartiges Vergnügen das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.«
»Ich halte so etwas für absurd«, sagte Kes sofort.
»Ermutigen Sie ihn nicht«, flüsterte Kim der Ocampa zu. »Er schwafelt schon wieder, und wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren…«
»Ich höre Sie«, unterbrach ihn Zimmerman. »Trauen Sie nie einem holographischen Geschöpf.«
»Tut mir leid«, entgegnete Kim in einem entschuldigenden Tonfall. »Aber ich bin müde und hungrig und schmutzig…«
»Bitte wählen Sie das am besten geeignete Betäubungsmittel, Doktor«, sagte Kes.
Zimmerman ließ wie erschöpft die Schultern hängen, fand jedoch die ›Kraft‹, einige Tasten des Tricorders zu betätigen. Kes zog das Gerät aus seiner erschlafften Hand.
»Das ist die benötigte Substanz«, erklärte der Arzt und deutete aufs Display. »Angegeben ist auch die erforderliche Menge, um alle bioneuralen Massen an Bord zu behandeln.«
Kes wollte ihn stützen, doch sein Arm verschwand, erschien wieder, verschwand erneut…
»Legen Sie sich hin«, sagte die Ocampa. Sie versuchte, den Doktor dort festzuhalten, wo sein Körper noch genug
holographische Realität
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