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Verletzungen

Verletzungen

Titel: Verletzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wright
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hatte. Einige Sekunden später gelangte er zu dem Schluß, daß solche Erwägungen nicht an die erste Stelle seiner Prioritätenliste gehörten. »Ich weiß nicht, was ich mehr verabscheue – eine so umfassende
    Manipulation meines Bewußtseins, daß Simuliertes absolut echt wirkt; oder den Umstand, daß wir uns tatsächlich in einer Wüste befinden, ohne Aussicht auf Rettung.«
    »Es könnte schlimmer sein«, erwiderte Tracer mit
    philosophischem Gleichmut. »Einmal waren mir die Hände auf den Rücken gebunden. Damals stellte es sich als die Realität heraus.«
    Paris’ Zunge fühlte sich so an, als klebte sie am Gaumen fest, und außerdem entstanden erste Risse in den Lippen. »Ich hab’s langsam satt, unsere Situation immer mit dem zu vergleichen, was im schlimmsten Fall geschehen könnte.«
    Tracer schien bemüht zu sein, sich irgendwie nützlich zu machen. »Ich habe einmal von jemandem gehört, der bei einem Test an eine Simulation glaubte – bis er zum Schluß begriff, daß alles echt war.«
    »Was ist passiert?«
    »Er brach sich die Beine an vierzehn Stellen. Später bezeichnete er es als Fehler, vom Dach gesprungen zu sein.«
    »Damit hat er sicher recht.« Das Marschieren im tiefen Sand fiel sehr schwer. »Kennen Sie noch andere Horrorgeschichten?«
    »Ich…« Tracer wankte zur Seite, und im gleichen Augenblick spürte Paris, wie der Boden unter ihm nachgab.
    »Gehen Sie weiter!« rief er, zog den einen Fuß aus dem Sand und beugte sich vor, um auch den anderen zu befreien. Er wollte sich umdrehen, doch wohin er auch trat: Überall schien sich der Sand zu verflüssigen und ihn nach unten zu ziehen.
    »Hilfe!« rief Tracer. Die Tutopanerin ruderte mit den Armen, als sie zur Seite kippte. Ihre Beine steckten bereits bis zu den Knien im Treibsand.
    Paris durfte nicht stehenbleiben und dachte nur noch daran, festeren Boden zu erreichen. Jeder Schritt erforderte fast übermenschliche Anstrengung.
    »Ich versinke!« heulte Tracer. Sie wand sich hin und her.
    Am Rand des Treibsandbereichs fiel Paris nach vorn, rollte herum und sah zur Tutopanerin. Bis zur Hälfte steckte sie nun in der tödlichen Falle, gab erstickte Schreie von sich und versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung des Sandes zu befreien.
    »Drehen Sie sich um!« rief Paris. Er tastete sich am Rand entlang und trachtete danach, die Distanz zu verringern. Doch der Treibsand war schneller und schloß sich um Tracer.
    Paris beugte sich so weit wie möglich vor, aber es gelang ihm nicht, die Tutopanerin zu berühren. Der Rest von ihr verschwand in der grauen Masse.
    »Tracer!« entfuhr es Paris.
    Er rollte sich auf den Rücken. »Nein!« rief er den Beobachtern des Kartells zu. »Kommen Sie runter zu uns, bevor Tracer erstickt! Bevor es zu spät ist…«
    Er starrte zum weißen Himmel hoch, bis Tränen ihm den Blick verschleierten.
    Als er blinzelte, präsentierte sich ihm plötzlich das Gesicht eines unbekannten Tutopaners.
    »Bei diesem Individuum haben wir gute Anzeigen bekommen«, sagte jemand außerhalb von Paris’ Blickfeld.
    Der Tutopaner musterte den Menschen, und sein
    Gesichtsausdruck blieb neutral. »Morgen beginnen wir mit dem Verhör. Benachrichtigen Sie sein Schiff.«
    Paris wollte sich aufsetzen, doch dicke Riemen an Armen und Brust hinderten ihn daran. Auch die Beine waren gefesselt. Er fühlte die gleiche Verwirrung wie beim Erwachen in einem Krankenhaus, in einer Umgebung, die von steriler Reinheit bestimmt wurde. Gleichgültige Hände lösten einen Klebestreifen von seiner Stirn, und er sah Elektroden mit Kontaktgel.
    »Was stellen Sie mit mir an?« platzte es aus Paris heraus, als der Tutopaner zurückkehrte. Er hörte das Zischen eines Injektors, spürte kurzes Brennen am Hals.
    »Sie werden getestet, Gefangener 07119.«
    Kapitel 18
    Kim suchte in dem Haufen isolinearer Chips auf Zimmermans Schreibtisch. Das benötigte Exemplar verbarg sich irgendwo in dem Durcheinander, aber er konnte es nicht finden.
    Verärgert schlug er mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, wodurch einige Chips herunterfielen. Natürlich fühlte er sich dadurch nicht besser. Kes hatte recht – ein solches Verhalten war ganz und gar nicht typisch für ihn. Er konnte einfach nicht mehr klar denken, seit er von Captain Janeways und B’Elannas Gefangenschaft wußte. Hinzu kam, daß sich Tom Paris irgendwo in der Nabe befand und für ein Verbrechen büßen mußte, das er, Kim, begangen hatte.
    Der junge Fähnrich lehnte sich im Sessel zurück.

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