Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
beruhigen? Ein Blick in seine Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. Zumindest konnte sie nun hoffen, daß sie den Mann ihrer Wahl erobert hatte. Nicht etwa Matthew Webster, den passionierten Tierarzt, sondern Matthew Webster, den Mann, den sie liebte und heiraten würde. Diese freudige Gewißheit machte sie trunken vor Glück, und mit diesem herrlichen Gefühl stieg sie ins Auto ein.
Sie schwebte sozusagen über den Wolken, so daß sie gar nicht merkte, wie sich die schwarzen Schafe am Himmel versammelten, um ein temperamentvolles Sommergewitter zu veranstalten.
Es stürmte bereits kräftig, und plötzlich fielen die ersten schweren Tropfen. Da erst stellte sie mit Schrecken fest, daß sie keinen Regenmantel mitgenommen hatte. Im stillen hoffte sie, der Regen würde aufhören, bis sie Donaldsons Farm erreicht hätten, damit sie sich nicht als nasses Huhn vor Matthew lächerlich zu machen brauchte. Außerdem wollte sie keineswegs den Eindruck erwecken, daß sie nicht umsichtig und praktisch genug wäre. Eine oberflächliche Frau taugte nichts für einen Tierarzt.
Aber der Regen war hartnäckig und wollte nicht aufhören. Im Gegenteil. Als sie die Farm erreichten, schüttete es wie aus Kannen, und Jill mußte beichten, daß sie keinen Mantel mitgenommen hatte. Matthew nahm es nicht tragisch.
»Macht nichts«, sagte er beiläufig. »Ich habe noch einen zweiten Regenmantel im Kofferraum. So etwas habe ich immer dabei.«
Jill war beschämt über soviel Vorsorge und wagte kaum, die Leihgabe anzunehmen. Trotzdem schlüpfte sie in den Mantel und stellte fest, daß er unendlich zu groß war. Schließlich überragte der ein Meter fünfundachtzig große Matthew die viel kleinere Jill genau um zweiundzwanzig Zentimeter. Es wird schwer sein, mit diesem Monstrum von Mantel auch noch zu laufen, dachte sie zuerst, erinnerte sich dann aber, daß sie Großvaters Mantel auch schon einmal angehabt hatte und daß man am besten die Arme verschränkte und mit den Händen in den Taschen die zu lange Angelegenheit raffte. Das tat sie dann auch und stellte befriedigt fest, daß sie in dieser Verpackung dem Wetter Trotz bieten konnte.
»Es gibt einen sauberen, aber langen Weg zur Rinderweide. Wir laufen schneller quer über die Wiesen. Allerdings wird das eine feuchte Sache«, warnte Matthew sie vor seinem eigenen Vorschlag.
Darauf wäre sie vorbereitet, gab sie ihrem Begleiter kokett zu verstehen. Wenn sie schon ihren Regenmantel vergessen hätte, so könnte sie wenigstens mit festen Schuhen aufwarten.
Das Auto ließen sie am Haus stehen, das in völliger Dunkelheit dalag. Offensichtlich wich Brian seinem Kalb nicht von der Seite. Der arme Junge mußte sich dort draußen sehr einsam fühlen, aber sie würde ihn schon trösten. Großvater war schließlich nicht der einzige in der Familie, der es mit Kindern verstand.
»Für den Jungen ist es außergewöhnlich, seine Eltern nicht in Rufweite zu haben. Er ist ziemlich verwöhnt. Ich nehme an, daß sie zu irgendeinem Treffen gefahren sind und daß er sie überzeugt hat, daß er nun groß genug sei, um allein zu bleiben. Sehen Sie dort drüben das Licht? Dort müssen wir hin. Auf diesen Wiesen steht eine Menge Geld herum.« Er hielt die Taschenlampe auf den Boden gerichtet, damit Jill den Weg besser sehen konnte.
Der Pfad wurde nun schmaler, und sie mußten einzeln gehen. Matthew bot Jill die Taschenlampe an, aber sie lehnte ab: »Meine Hände sind beide vollauf beschäftigt, ich habe keine Hand frei. Außerdem finde ich den Weg auch so«, erwiderte sie forsch.
»Gut. Aber halten Sie sich an den ausgetretenen Pfad. Sie haben die Rinder hier entlanggetrieben, die Erde ist aufgewühlt und schlammig.«
»Das gehört eben zum Landleben«, meinte Jill leichtfertig, ohne die geringste Ahnung vom Land zu haben.
Unglücklicherweise stolperte Jill gerade in diesem Augenblick über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin. Buchstäblich so lang, wie sie war, denn mit beiden Händen in den Taschen war nicht mehr viel zu retten. Mit dem Gesicht, der Nase voran, fiel sie in den stinkenden Schlamm, von dem sie nur hoffen konnte, daß es nichts Unappetitliches war, bei so vielen Rindern in der Gegend...
Verzweifelt versuchte sie, sich aufzurichten und ihre Hände aus den Taschen zu ziehen, da kam ihr Matthew zu Hilfe und stellte sie wieder auf die Beine. »Tut mir leid«, murmelte er dabei. »War meine Schuld, habe die Taschenlampe nicht richtig gehalten.«
Er hatte sie doch tatsächlich nur
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