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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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hatte Emilio ein Paar fransenbesetzter Satteltaschen aus weißem Leder angebracht – die Papi an dem Tag heimlich bei Duke bestellt hatte, als er davonspaziert war, um sich ein Eis zu holen. Sie waren das letzte i-Tüpfelchen, und als Emilio fertig war, war es bereits dunkel, und Papi schlief schon, und ich stand im Dämmerlicht des Schuppens und sah zu, wie er mit einem weichen Tuch das rote Harley-Davidson-Logo auf dem Tank polierte.
    Nach alldem hatte er sein Werkzeug zusammengepackt. Valentina war wieder völlig hergestellt.
    Im Gegensatz zu meinem Vater.
    Ich hatte ihn im Stich gelassen, hatte tatenlos zugesehen, wie nach dem Brand das Licht in seinen Augen erlosch. Und jetzt saß ich im Schuppen, betrachtete seinen kostbaren Besitz, seine Valentina, und dachte über alles nach, was sich verändert hatte, alles, was bald ein Ende nehmen würde.
    »Worüber denkst du nach?« Emilio tauchte ein paar Minuten später mit Pancake auf. Beide waren mit einer Schicht aus Sägemehl bedeckt, unter der ihre Augen hervorleuchteten.
    Ich hatte gedacht, ich wäre lieber allein, aber als ich ihn hier draußen im Schuppen sah, an dem Ort, der irgendwie zu unserem geworden war, wurde mir leichter ums Herz.
    »Enden. Das Leben. Zeitmaschinen.« Ich lächelte. Wie üblich schwang in seiner Stimme keine Verurteilung mit, keine Ablehnung. Es war völlig unnötig gewesen, ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen, und jetzt war ich froh, dass er mich gefunden hatte. »Du weißt schon, lauter lustige Dinge.«
    »Kann nicht lustiger sein, als Samuel dabei zuzusehen, wie er versucht, einem Elektriker vorzuschreiben, wie er eine Steckdose anzubringen hat. So viel Spaß hatte ich lange nicht.« Emilio setzte sich neben mich auf die Werkbank. » El jefe liegt heute flach?«
    »Sie sind gestern nach Denver gefahren. Mari ist wieder aus New York zurück und Lourdes und Celi sind heute Morgen dort gelandet.« Ich stocherte in dem Hühnchen auf meinem Teller herum. Nach dem Brand hatten meine Schwestern den ersten Flug gebucht, den sie finden konnten. Von langer Vorausplanung oder Abwarten war keine Rede mehr gewesen. »Mom dachte, es würde Papi guttun, einen Tag hier rauszukommen. Sie sind jetzt alle auf dem Weg nach Hause.«
    Papi hatte nicht mit ansehen wollen, wie die Küche renoviert wurde. Er war deswegen tief beschämt – so viel hatte Mom mir verraten. Er erinnerte sich noch immer nicht, wie das Feuer ausgebrochen war, nur daran, dass es seine Schuld war. Aber ich war überzeugt, dass er sich an das erinnerte, was danach passiert war: Die Feuerwehrmänner. Der Gestank. Emilio, der bei ihm geblieben war, nachdem ich ausgerastet war.
    Er hatte mir seitdem nicht mehr in die Augen geblickt.
    Ich versuchte, etwas Essen in mich hineinzuschaufeln, aber es hatte keinen Sinn. Ich stellte den Teller auf den Boden und ließ Pancake alles bis auf den letzten Krümel verputzen.
    »Valentina … sie ist perfekt, weißt du? Wie neu. Und ich weiß, das klingt jetzt blöd und total hirnverbrannt, aber ein Teil von mir hat sich gewünscht … ich weiß auch nicht.« Ich blickte zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit in Emilios karamellfarbene Augen. »Papi hat sich an so viel erinnert, was mit diesem Motorrad zu tun hat. Ich dachte wirklich, wenn wir es reparieren, würde das auch ihn irgendwie heilen.«
    Ich hatte ihnen nicht glauben wollen – meinen Schwestern, den Ärzten, Mom, den vielen Studien und den Internetseiten –, aber sie hatten recht behalten. Das Motorrad konnte Papi nicht heilen. Es war eine vergebliche Hoffnung gewesen, eine Träumerei, die nirgends eine Chance gehabt hatte, außer dort, wo mein Herz am weichsten war. Wenn Motorräder – oder irgendein anderer Gegenstand aus der Vergangenheit einer Person – diese Krankheit heilen könnten, würde sie nicht länger existieren. Die Leute würden ihre Familienschätze ausgraben, alle alten Sachen aufpolieren und ihre geliebten Menschen vom Mond zurückholen.
    »Es ist nicht blöd, Jude. Du liebst ihn.« Emilio beugte sich zu mir, streichelte mit der Hand über meine Haare. »Du hast diesen Sommer so viel für ihn getan. Du bist keine Ärztin, okay? Und ich weiß nicht, wie das mit deinen Schwestern ist. Aber jeder kann sehen, wie glücklich du ihn machst. Du hast ihn jeden einzelnen Tag zum Lächeln gebracht.«
    Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Weit weg und gedämpft setzten die Bohrmaschinen und Hämmer ihre unablässige Marschmusik fort.
    »Wir sind da drinnen fast

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