Verliebe dich nie in einen Rockstar
ihn herum, weil er nicht begreifen wollte, dass ich nicht in seine Wohnung kommen wollte.
»Ich bin noch nicht dafür bereit«, sagte ich. »Ich kann doch ni...«
»Kali, ich lade dich zu mir nach Hause ein!« Alex stieß einen leisen Grummel-Laut aus. »Ich überrede dich nicht dazu, dir ein Tattoo stechen zu lassen oder mich spontan in Las Vegas zu heiraten!«
»Hochzeit?« Ein kleines, aber umso hysterischer klingendes Lachen kam über meine Lippen. »Jetzt übertreibst du es wirklich mit den Vergleichen.« Um das Gesagte zu bestärken, gab ich Alex einen festen Klaps auf den Rücken, so dass sein Kopf fast gegen den Lenker flog. Wieder einmal hatte ich meine Kraft überschätzt. »Du bist so unwitzig!«
Alex starrte mich ein paar Sekunden verwundert an. Noch nie hatte mich eine seiner Bemerkungen so in Alarmbereitschaft versetzt. Dabei hatte er nur einen dummen Scherz gemacht! Hoffentlich würde ich nicht noch einmal so austicken, wenn er ein Wort fallen ließ, das direkt oder indirekt mit dem L-Wort zu tun hatte.
Dann zuckte er mit den Schultern. »Und, kommst du jetzt?«
»Ich kann nicht«, sagte ich und ruderte mit den Händen in der Luft. »Mom und Dad killen mich, wenn ich nicht zu Hause bin, wenn sie von der Arbeit kommen.«
»Ruf deinen Bruder doch an«, schlug mir Alex vor. »Und sag ihm, dass dich irgendetwas in der Schule aufhält. In deinem hübschen Kopf steckt doch auch ein Gehirn, Kali.«
Welches Gehirn?, fragte ich mich. Das, das mich dazu gebracht hat, meine Mordpläne nicht in die Tat umzusetzen, weil es mit meinem Herzen zusammenarbeiten muss?
Das einzig Gute daran war, dass sich Hirn und Herz gegen den Schulsprecherjob entschieden hatten, denn eigentlich hatte ich das nie selbst gewollt. Meine Eltern und Großvater hatten mir das eingeredet, seit ich auf die Schule gekommen war.
Das ist es!
Ich kramte mein Handy aus meinem Rucksack und wählte Ians Nummer.
»Schwester?«, meldete er sich schläfrig. Es war ja erst halb zwei. In Ians Welt schlief man eben von fünf Uhr früh bis drei Uhr Nachmittag, nachdem man den ganzen Tag programmiert hatte. Natürlich bestätigten Ausnahmen die Regeln, aber meistens war mein Bruder ein nachtaktives, lichtscheues Wesen. »Was gibt es denn so Dringendes, dass du mich nicht an meinem Masterprogramm weiterarbeiten lässt?«
»Du hast geschlafen«, entgegnete ich kühl. »Heute ist ein Treffen für diejenigen, die sich als Schulsprecher bewerben wollen. Ich werde also vor«, ich blickte zu Alex, »vor sechs nicht zu Hause sein.«
»Schule oder Schule ?«, hakte Ian nach.
»Danke, Ian«, antwortete ich kurz, um die Frage zu umgehen, die in seinem Unterton mitschwang, und legte auf. Ian würde mich auf der Stelle umbringen, wenn er wüsste, dass ich mit dem Typ abhing, der ihm die Freundin ausgespannt hatte. Ich sollte laut Alex‘ Meinung ehrlich zu mir sein? Wie konnte ich ehrlich zu mir sein, wenn ich dauernd die anderen anlügen musste?
Je mehr Stufen wir zu Alex‘ Wohnung erklommen, desto dringender hatte ich das Bedürfnis, mir einen Schutzanzug mit integrierter Gasmaske zuzulegen. Gut, das Gebäude stand nicht in der schrecklichsten Gegend, so wie ich eigentlich erwartet hatte, aber ein Highlight war es auch nicht gerade.
Als wir vor einer unauffällig normal wirkenden Tür stehenblieben, dachte ich zuerst, Alex hätte sich geirrt. Doch vor uns prangte tatsächlich ein Namensschild mit der Aufschrift »Alexander ›Acid‹ Seidl«.
»Oh, keine Vorsicht Strahlengefahr- Schilder an der Wohnungstür?«, wunderte ich mich.
Alex schüttelte den Kopf über meinen Scherz und stieß die Tür auf. Was ich sah, zerstörte beinah das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Der Eingangsbereich war klein, nichts Besonderes, aber es türmte sich nirgendwo Müll. An ein paar Haken, die an der Wand montiert waren, hingen ordentlich ein paar schwarze Jacken und Schals, darunter standen Alex‘ Schuhe.
Es wunderte mich nicht, dass er alleine wohnte. Nachdem, was er mir von seinen Eltern erzählt hatte, war ich mir sicher, dass er, sobald er gedurft hatte, ausgezogen war.
»Äh... Hast du nicht mal gesagt, dass Simon auch hier wohnt?«, fragte ich.
»Ja, das tut er, aber momentan ist er lieber bei Snow, zockt mit seiner PS3 und vermeidet es, sich eine Arbeit zu suchen.« Er verdrehte die Augen. »Zieh die Schuhe bitte aus«, wies mich Alex an und ging an mir vorbei. »Ich habe gestern erst gewischt.«
Ich nickte benommen. War das wirklich seine
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