Verliebt bis unters Dach Roman
bedeutet, dass jemand sehr freundlich und gut zu einem ist und einem Geld gibt, das einem weiterhilft.«
»Na, für mich ist das ein Bild fürs Becken«, nickte Liesel weise.
Alex und Marilyn sahen sie fragend an.
»Am besten hängt man es im Badezimmer über dem Klo auf«, erklärte sie grinsend.
»Sei nicht so respektlos... ich meine, frech«, meinte Marilyn, ehe Alex eine weitere Erklärung verlangen konnte.
»Nun, sie sieht nicht gerade...« Sie suchte nach dem richtigen Ausdruck, ohne beleidigend zu wirken. »... nicht gerade freundlich aus.«
Zu ihrer Überraschung nickte Marilyn, sah aber gleichzeitig ein wenig schuldbewusst drein.
»Das kann man von dem gesamten Raum sagen. Es ist so ein Zimmer, in dem man nur auf der Stuhlkante sitzt und den kleinen Finger beim Teetrinken aus sehr dünnen Tassen abspreizt, nicht wahr?«
Marilyn räumte im Geiste die alten Möbel aus und fragte sich, ob es im Budget des Hotels wohl einen Posten für neue Sofas und zum Ersatz der altmodischen Tapeten durch etwas Neutraleres gab.
»Meinst du, das ist alles so?«, fragte Liesel stirnrunzelnd.
»Sollen wir uns ein Herz fassen und es besichtigen?«
Im ersten Stock befand sich ein großes Badezimmer, das zum Glück moderner war, abgesehen von der altmodischen Badewanne mit Krallenfüßen, die mitten im Raum stand.
»Ohhh, kann mir jemand bitte die Schokolade und ein Badeöl reichen?«, flötete Liesel und setzte Alex in die Wanne.
Es gab noch drei weitere Stockwerke. Wie aufgeregte Kinder fingen sie oben an und arbeiteten sich nach unten vor.
»Komm, Neffe, lass uns ein Zimmer für dich aussuchen«, meinte Liesel, nahm Alex bei der Hand und tobte mit ihm die Treppe hinab. »Vermutlich bekommen wir jeder ein Zimmer, da es drei Stockwerke sind.«
Marilyn sah ihnen nachsichtig zu. Es war manchmal wirklich
so, als hätte sie zwei Kinder, doch obwohl es gelegentlich anstrengend war, immer die Veranwortungsbewusste zu sein, war sie dankbar, dass Alex und Liesel solchen Spaß hatten.
»Wir sind jetzt oben!«, brüllten sie ihr zu. »Komm schon, du Schnecke. Es ist unheimlich schön. Man kann von hier aus das Meer sehen.«
»Yeah, komm schon, Schnecke!«, echote Alex.
Der obere Raum war größer als die anderen, da von hier aus keine Treppe mehr weiterführte. Daher gab es hier eine zusätzliche Dusche. Außerdem hatten die Fenster sehr tiefe Fensterbänke zum Sitzen, die Alex sofort in Besitz nahm und die Nase ans Fenster presste. Die Einrichtung war wie in den anderen Turmzimmern: Ein großes Bett, eingebaute Schränke, geblümte Tapeten, getrocknete Blumensträuße und kleine Gemälde von weiteren Blumen und Landschaften. Hier gab es außerdem einen Hundekorb und eine Wasserschüssel vor dem Heizkörper.
»Das ist wohl Godrichs Zimmer«, scherzte Liesel, als der Hund sich in den Korb legte, seine langen Beine unter sich faltete und die Nase auf die Pfoten legte. Dann blickte er sie kummervoll an.
»Das war wohl Großtante Nancys Zimmer«, meinte Marilyn und hob ein gerahmtes Foto vom Nachttisch auf. Es war ein Bild von Alex als Hirte im Krippenspiel der Schule letztes Jahr Weihnachten.
»Woher hat sie das denn?«, fragte Liesel stirnrunzelnd, die Marilyn über die Schulter blickte.
»Ich habe es ihr mit der Weihnachtskarte geschickt. Ich dachte, es gefällt ihr vielleicht.« Marilyn nahm das Foto und fuhr mit dem Finger über den staubigen Rahmen. »Es ist eigentlich sehr traurig... Sie ist... Ich meine, sie war die einzige
lebende Verwandte von Alex väterlicherseits. Wir hätten sie wenigstens mal besuchen können.«
»Hat sie dich je darum gebeten?«
»Nun... nein.«
»Na, das sagt doch alles. Du weißt, Marilyn, wie du bist. Du besuchst nie jemanden ohne eine ausdrückliche Einladung.«
»Ich weiß, aber trotzdem...«
»Kann ich dieses Zimmer haben, Mum?«, unterbrach Alex sie.
»Du willst dies hier?«, fragte Marilyn überrascht. Es war mit all dem Chintz und der Blumentapete das Zimmer einer alten Frau, und sie war überrascht, dass es ihm gefiel.
»Bitte, bitte, ja.«
»Willst du wirklich ganz allein hier oben schlafen?« Marilyn trat zum Fenster und holte unwillkürlich Luft, als sie den überwältigenden Blick mit dem Fluss sah, der mit den Gezeiten floss, die sanften Hügel gegenüber, die Dünen und das Meer in der Ferne.
Sie löste sich von der Aussicht und sah, dass Alex heftig nickte.
»Liesel?«, fragte Marilyn.
Liesel zuckte die Achseln. »Jeder Superman hat seine Burg. Batman hatte
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